MAK
Die Gesellschaft zur Forderung der Kunatgewerbeschule hat in-ihrem 
letzten Jahresberichte (1885) nicht nur eine umfassende Zusammenstellung aller seit dem Be- 
stehen derselben (1869) an die Schüler der Kunstgewerbeschule verliehenen Stipendien, son- 
dern auch einen Nachweis über die von diesen Stipendisten nach vollendetem Schulbesuche 
erworbenen Stellungen erbracht. Aus derselben wird die erfreuliche Thatsache constatirt, 
dass die Gesellschaft 153 Schülerstipendien, und zwar jedem sich bewährendcn Schüler 
xoo-zoo H. durch mehrere Jahre, im Ganzen 333 Jahresstipendien verliehen und der 
Aufwand hiefür die Summe von 60.100 H. erreicht hat. 
AuDerdem hat diese Gesellschaft für besondere Zwecke, nämlich für specielle Auf- 
trage an die Schüler, Unterstützungen, Studienreisekosten, Subventionen zum Besuche der 
Ausstellung in München und für Ankäufe von Schnlerarbeiten und Rohmaterial etc. ihre 
Hand geboten und dafür einen Betrag von 6800 fl. verwendet. 
Unter den im abgelaufenen Jahre von der Gesellschaft zur Förderung der Kunst- 
gewerbeschule mit Stipendien unterstützten (23) Zöglingen befanden sich: 7 Wiener, 
l Nieder- und 3 Oberösterreicher, I Tiroler, 6 Böhmen, 2 Mahrer, t Schlesier, I Ga- 
lizianer und l Ungar. Der Gesammtbetrag der vertheilten Stipendien beläuft sich im 
Augenblicke auf 3200 B. und mit Hinzuzählung der, drei Schülern verliehenen, einmaligen 
Unterstützungen von je m0 H. auf 3500 H. 
Vll. 
Ghemischltochniseho Versuchsanstalt. 
Die chemisch-analytische Thätigkeit dieser Anstalt fand im abgelaufenen Jahre 
ihren Ausdruck in 45 Analysen und Untersuchungen, und zwar Analysen von Thanen 
und anderen keramischen Rohstollen, Glas, Cement, Steinmassen, Erzen, Legirungen, 
sowie Feuerfestigkeits- und Brennproben von keramischen Rohstoffen. 
Eine Reihe weiterer chemischer Analysen diente den Zwecken eigenen Studiums. 
Schriftliche Gutachten und Rathschläge wurden in 30 Fallen enheilt. Praktische Versuche 
im Auftrage von Privaten wurden durchgeführt in Bezug auf Metallplatinirungen, Her- 
stellung von Glasuren, spezieller Emails, Aetzungen, Holzfärbungen und Kautschuk- 
farben. 
Die Arbeiten und Versuche, welche eigener Initiative entsprangen, waren gerichtet 
auf Herstellung transparenter Glasemaille, Scharffeueremaille auf Ellenbeinporzellan, 
specielle Emaille auf Messing und Bronze, einer Scala neuer Glasemaille, Relieffarben und 
Metallemaillen. Als Hospitanten arbeiteten in der Anstalt: C. Drobnik (Staatsstipendist), 
A. Mieg, J. Taschek, A. Lahoda, C. Seidl, C. Swoboda und C. Hikisch. 
VIII. 
Personalien. 
Die bereits seit dem Sommer 1885 in Dienstesverwendung stehenden Doctoren 
Alois Riegl, Karl Masner und Eduard Leisching wurden mit hohem Erlass vorn 
3x. Janner zu Beamten des Museums ernannt. Demzufolge übernahm Vice-Director 
Regierungsrath Bruno Bucher die keramische Abtheilung, die Arbeiten aus Glas und 
edlen Metallen, Dr. Alois Riegl die Textilsammlung, die Mbbel, die Lederarbeiten und 
Buchausstattung, Dr. Karl Masner die Gypsabgnsse und kleine Plastik, und Dr. Eduard 
Leisching die Arbeiten aus unedlen Metallen sowie die Kanzlei- und Secretariats- 
geschafte, welche bis dahin Regierungsrath Bucher geführt hatte. 
Se. Majestät der König der Belgier verlieh aus Anlass der Weltausstellung in 
Antwerpen dem Hofrathe und Professor an der Kunstgewerbeschule J. Storck das Com- 
mandeurkreuz, dem Curator L. Lobmeyr das Ofücierskreuz und dem Professor an der 
Kunstgewerbeschule W. Unger das Ritterkreuz des Leopold-Ordens. 
Am 13. April entschied das Comite zur Errichtung der Eitelberger-Monumente 
über die eingesendeten Concurrenzentwürfe für das Denkmal auf dem Centralfriedhofe, 
und zwar zu Gunsten des von den Professoren der Kunstgewerbeschule H. Her dtle 
und St. Schwartz eingereichten Entwurfes. 
ln der Nacht zum I9. April wurde im Oesterr. Museum ein verwegener Einbruchs- 
diebstahl verübt, welchem 21. wcrthvolle moderne Kunstgegenstände zum Opfer fielen. 
Der Thater wurde am zweiten Tage verhaftet und die entwendeten Gegenstände konnten 
bis auf zwei wieder zu Stande gebracht werden. Von der Direction des Museums wurden 
sofort ausreichende Sicherheitsvorkehrungen zur Verhütung ähnlicher Vorkommnisse 
getroffen.
	        
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