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fullscreen: Alte und Moderne Kunst VIII (1963 / Heft 69)

WILHELM MRAZEK 
Eine Sammlung 
mittelalterlirber 
Jpanisrber" Kunst 
in Wien 
1 Madonna mit Kind. Katalonien, um 1300 
2 Madonna mir Kind, spanisch. 14. 111., 
Polvchronxierurlg 1a. Jh. 
s Madonna mit Kind. spanisch. 14. in. 
Zu Ende des 19. Jahrhunderts war Wien nicht nur 
eine Stadt der Museen, sondern auch eine der Kunst- 
sammler und Kunstliebhaber. Zahlreiche Privat- 
sammlungen ergänzten das öffentliche Musealwesen, 
das mit der Konzentrierung der Sammlungen des 
allerhöchsten Kaiserhauses auf der Wiener „Museums- 
insel", dem Hofburgkomplex, seinen Höhepunkt 
erreicht hatte. Der Finanzadel und das Großbürger- 
tum fühlten sich verpflichtet, ihr Kunstinteresse 
durch den Erwerb von Kunstgegenstanden aus der 
Vergangenheit zu dokumentieren. Das große Vorbild 
des kaiserlichen Hofes und die Verwurzelung mit 
der Tradition ließ private Sammlungen entstehen, 
die weniger Spezialgebiete bevorzugten als vielmehr 
in die Breite gingen. Aus allen Gebieten der bildenden 
Künste und des Kunsthandwerks und aus allen 
Zeiten wurden die Objekte zusammengetragen. 
Spitzenstücke und das Kunterbunt unbedeutender 
Objekte füllten oft beängstigend die Zimmer, 
die Laden und Schränke der Privatwohnungen. Die 
bekanntesten Sammlungen waren die des Dr. Wein- 
berger, des Herrn von Benda, des Barons Rothschild 
und vor allem die des Dr. Figdor. 
In den Katastrophenzeiten nach dem ersten Weltkrieg 
fanden diese Sammlungen zumeist ein unrühmliches 
Ende. Mit wenigen Ausnahmen wurden sie auf 
Auktionen versteigert und in alle Winde zerstreut. 
Figdor, dessen unter Bedingungen angetragene 
Schenkung refiisiert wurde, ließ seine einmalige 
Sammlung auf mehreren Auktionen in ganz Europa 
versteigern. Nur das Sammelsurium blieb zurück 
und gelangte in ein ("Hentliches Institut. 
Die zunehmende Konsolidierung der wirtschaft- 
lichen Verhältnisse und die Aufwertung der Kauf- 
kraft des österreichischen Schillings ließ auch das 
Samrnelwesen Wieder erwachen. Zwischen den 
beiden Weltkriegen entstanden eine Reihe von 
Sammlungen, deren Ziele sich jedoch wesentlich 
von denen der vorausgegangenen Sammlergeneration 
unterschieden. Jetzt sammelte man nicht mehr in 
die Breite, sondern konzentrierte sich auf Spezial- 
gebiete, auf thematisch begrenzte Sammlungs- 
gruppen. 
So entstanden auf dem Gebiete des Wiener Por- 
zellans die Sammlungen Rorhberger, Karl Mayer, 
Redlich, Blech-Bauer und Cahn-Speyer. Auf dem 
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