MAK
Alsdann wurde der Saal IX dem Club der Bildhauermeister übergeben, welcher 
hier zum ersten Male in die OelTentlichkeit trat. Die ausgestellten Gegenstände: Möbel, 
Rahmen, Consolen und mancherlei Ziersten, fast sammtlich Holzschnitzereien oder mit 
denselben verziert, lagen ganz innerhalb der engsten Aufgaben des Museums. Diese 
Ausstellung dauerte bis Mitte November. Während eines Theiles dieser Zeit waren im 
Vorlesesaale die großen Cattons Overbeck's zu den sieben Sacramenten ausgestellt, 
zwar Werke der höheren und höchsten Kunst - aber auch brnamental von vielem 
Interesse. 
Während noch die Ausstellung der Bildhauermeister bestand und die Vorarbeiten 
für die Weihnachts-Ausstellung bereits im Gange waren, wurde rasch und unerwartet noch 
eine neue Specialausstellung in Scene gesetzt, zu welcher sich zufällig die Veranlassung 
bot. Die Noth, in welche die Wiener Perlmutterindustrie plötzlich durch die Mac Kinley- 
Bill in Nordamerika gerathen war, hatte den bedrohten Arbeiten dieses Zweiges das all- 
gemeine lnteresse zugewendet. Zu den Mitteln, welche wenn nicht der Noth abhelfen, 
doch das Interesse vermehren sollten, gehörte auch eine Ausstellung der Perlmutter- 
arbeiten selber, zu welcher die Direction auf Wunsch der Betheiligten und auf Ersuchen 
der Handelskammer bereitwilligst die entsprechenden Raume gewährte, und das umsomehr, 
als ja die Perlmutterindustrie zum großen Theile der Kunstindustrie angehört. Die Aus- 
slellung, von den Drechslern selbst arrangirt, fand weitere Unterstützung durch den Wiener 
Modeclub, welcher in einer Anzahl neuer und kostbarer Damenkleider die verschiedenste 
Anwendung von Perlmutterschmuck zeigte, um dadurch einen Schmuck dieser Art in all- 
gemeine Mode zu bringen. Die Ausstellung, welche nur drei Wochen dauerte, fand von 
Seite des Puhlicums außerordentliche Theilnahme und überdies zahlreichen Besuch. 
Den ganzen December füllte die Weihnachtsausstcllung aus, und zwar in denselben 
Räumen wie in früheren Jahren, doch unter veränderten Bedingungen. Bei dem Umstande, 
als bisher die Ausstellung des Wiener Kunstgewerbe-Vereines und diejenige des Oesterr. 
Museums zur Weihnachtszeit getrennt stattgefunden, war weder die eine noch die 
andere dem gegenwärtigen Stande der österreichischen Kunstindustrie voll entsprechend 
gewesen. Es erschien vielmehr wünschenswerth, beide unter einer Leitung zu vereinigen 
und zur Sache der Industriellen selber zu machen. Das Curaturium trug daher dem 
Wiener Kunstgewerbe-Vereine an, die Sache ganz und allein in die Hand zu nehmen, 
wofür ihm die gleichen Raume wie früher, sowie alle mögliche Unterstützung von Seite 
des Museums in Aussicht gestellt wurden. Der Kunstgewerbe-Verein ging auf diesen 
Vorschlag ein, erwählte ein eigenes Comite aus seiner Mitte und führte die Ausstellung 
in derselben Ausdehnung der Raume durch. Die Betheiligung, zu welcher auch Nicht- 
mitglieder des Vereines zugelassen waren, zeigte sich etwas starker als früher, und auch 
der Besuch gestaltete sich sehr günstig. 
Die Direction des Museums gewann durch diese Uebcrtragung der Weihnachts- 
Ausstellung die Zeit und die Benutzung seiner Krafte, um noch im Dezember die umfang- 
reichen Vorarbeiten für eine große historische und internationale Costümauastellung zu 
treiTen, welche noch im Laufe des Monats Januar eröffnet werden sollte. . 
Se. Maiestät der Kaiser geruhte das Oesterr. Museum im Laufe des Jahres t89a 
dreimal mit Allerh. Besuche zu beehren; Ihre Maiestat die Kaiserin beehrte desgleichen 
die Weihnachtsausstellung. 
Von anderen Ereignissen des Jahres werden die nachfolgenden Specialberichte zu 
melden haben. 
l. 
Besuch und Bonützung des Museums. 
Die Zahl der Besucher betrug im Jahre 1890: 180.591 (+ 63.672) '); davon kommen 
158.708 auf die Sammlungen und Ausstellungen (+ 63.402); 2924 auf die Vorlesungen 
(- 634); 11.883 (Jf- 270) auf die Bibliothek [16.9oo (+ 518) am Tage und 4983 (- 248) 
am Abend]; 7032 (+ 3227) zahlxen Eintrittsgeld. 
Seit der Erölfnung des Museums (Mai 1364) wurde dieses von 4,19533: (darunter 
von 199.219 zahlenden), seit der Uebersiedlung in des eigene Gebäude (November 1871) 
von 3,559.uo9 Personen besucht. 
Das folgende Verzeichniss gewährt eine vergleichende Uebersicht über den Besuch 
in den beiden letzten Jahren, sowie die bisherige Gesammtzißer und den Durchschniu 
nach Monat und Jahr. 
x) + und - 
- bedeutet mehr und weniger als im vergangenen Jahre.
	        
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