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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 2)

an der ligurischen Küste, durchaus in kalten, man möchte fast sagen: kahlglatten Tönen, 
denen sich selbst das helle Rot der Dächer unterordnet. Ein liegender weiblicher Akt 
zeigt eine andere, einläßlich delikate malerische Behandlung, und eine kleine Bildnisstudie 
erinnert in Einzelheiten daran, daß Orlik zeitweilig auch den Pinsel des Miniaturmalers 
führte. - Von der wähligen Unruhe Orliks hebt sich die bedächtige und kerngesunde 
Auffassung, die Wilhelm Legler eigen ist, in einem scharfen Kontrast ab. Einige schlichte 
Ansichten aus dem Tullnerfeld und iüllige Blumenstücke treten doch gegen die lnterieurs 
zurück, die Legler im Schloß Kirchberg an der jagst, einem Besitze des Fürsten Hohen- 
lohe-Oeringen, aus dem Schlafe der Verlassenheit und des Vergessens geweckt hat. 
Die farbigen Probleme waren in den Sälen und Zimmern, deren ursprüngliche Einrichtung 
wohlerhalten ist, durch alle Stile vom Louis XVI bis zum Biedermeier gegeben. Legler 
hat, oft unter schwierigen Lichtverhältnissen, ohne Künstelei rnit einer gewissen Selbst- 
verständlichkeit des Vortrags sich dieser Räume bemächtigt und sie, die prächtigen so- 
wohl wie die heimeligen, uns überliefert. 
ONDERAUSSTELLUNG VON MALEREI UND PLASTIK. Unverbind- 
lich hat der Hagenbund sein Heim in der Zedlitzgasse einer Anzahl junger Wiener 
Maler als Herberge überlassen; es sind dieselben Werdenden oder doch Wollenden, die 
sich vor einem Jahre bei Pisko austobten, heuer durch allerhand Hilfstruppen verstärkt. 
Und da es angezeigt ist, das Unangenehme zuerst zu erledigen, sei mit den Darbietungen 
von Oskar Kokoschka begonnen. Man kennt diesen unsaubern Schwarmgeist von früheren 
Gelegenheiten her; diesmal leistet er hier Vorspann, damit doch auch die Sensation im 
übeln Sinne des Wortes nicht fehle. Vor seinen Porträten muß man ihm zugestehen, daß 
er charakterisierende Grimassen der Farbe aus seinen Modellen hervorzuholen weiß, aber 
die Unzulänglichkeit, die man hinnähme, wird in widerlicher Absicht gesteigert. Was allen 
den Bildnissen mit wenigen Ausnahmen gemeinsam ist, sind die Züge physischer und 
psychischer Verseuchung, die in Worten nachzumalen nur ein j. K. Huysmans vermöchte. 
Die brutalen und angeblich primitiven Zeichnungen sind schlechthin geschmacklos und 
enthüllen mitunter eine weitere Vorliebe Kokoschkas, die für das schlächterhaft Grausame. 
Wie, nicht daß auf einem Stilleben ein abgehäutetes Lamm, das hier mit einem Molch, 
einer Tomate, einer weißen Ratte, einer Schildkröte und einer Hyazinthe zusammen- 
gestellt erscheint, wie der Kadaver gemalt ist, vervollständigt die Überzeugung von dem 
Mißbrauch eines Talents, das nicht in natürlicher Gärung, sondern in künstlich herbei- 
geführter Fäulnis begriffen ist. Reine Luft nach dieser miasmatischen zu atmen, tut not. 
Darum begrüßt man es dankbarfdaß die Veranstalter der Ausstellung den Landschafter 
Sebastian Isepp, den man von der Sezession her kennt, zur Beteiligung eingeladen haben. Als 
Schneernaler hat er es schon zu schöner Reife gebracht, stilisierend wie im „Mühlgang" 
oder ganz der Natur folgend wie im „Rauhfrost" oder dem märchenhaft stillen „Wa1d" 
mit der wundervollen Abstufung der kalten Tönungen. Die Gefahr des Spezialistentums 
erkennend, wendet sich Isepp neuestens der grünen Sommerwelt zu, die ihm noch allzu 
grell gerät; daß er die Bodenformationen zeichnerisch durchfühlen läßt, ohne den „farbigen 
Fleck" zu vernachlässigen, gibt viel Hoffnung auch für die Zukunft dieses in seinem 
Kärntner Heimatsdorf unbeirrt schaffenden jungen Künstlers. Schwerer ist zu definieren, 
was seine Wiener Kollegen zustande gebracht haben, da sie selbst noch in Unklarheit 
befangen sind. Zum unumstößlich Erfreulichen gehören die Aktzeichnungen von Franz 
Wiegele, und auch sein Ölbild „Akte im Walde" ist gesund heruntergemalt, wenn es auch 
noch des innern Zusammenhalts ermangelt. Daß es unfertig ist, versteht sich fast von 
selbst, denn auch von seinen Mitstrebenden ist keiner zu etwas Definitivem gelangt. Anton 
Kolig, der seine „Versuche zu Wandmalereien" sehr verwegen betitelt, ist darin am 
weitesten zurück. Die Ratlosigkeit, welchem der jüngst modernen oder klassischen Vor- 
bilder man folgen solle, hat Anton Faistauer zu allerhand Experimenten geführt; das
	        
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