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Volltext: Volkswirthschaftliche Studien über Alexandrien und das untere Nil-Thal: ein Beitrag des k. u. k. General-Consulates und der österreichisch-ungarischen Colonie in Egypten zur additionellen Ausstellung des Welthandels

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besseren, im Gegentheil schlechtere Resultate als jene der meisten 
Bauern, was seinen Grund hauptsächlich in den Arbeiterverhält 
nissen haben dürfte. 
Die Erhaltung und Vervollkommnung des Canalnetzes ist 
für das Wohl des Landes unstreitig von der grössten Wichtigkeit, 
denn nicht nur wird die Bewässerung des Landes davon ab 
hängig gemacht, sondern die grösseren Arterien dienen auch, 
insoweit sic nicht durch ungeschickt angelegte lieberbrückungen 
impraktikabel gemacht worden sind, als billigste \ erkehrsstrasse 
für die massenhaften Erzeugnisse des Nilthales. Damit nun die 
bezüglichen Arbeiten regelmässig bestellt werden, hat die Re 
gierung die Oberaufsicht Uber dieselben übernommen und sorgt 
für die nöthigen Arbeitskräfte, wogegen sie den Dörfern, in deren 
Rayon diese Wasserarbeiten fallen, eine Extrastener auferlegt hat. 
Laut einer im Jahre 1843 unter Mohamed Ali veran 
stalteten Messung waren damals in Egypten 1.542.536 Hectareu, 
also ungefähr 3,662.700 Feddans Land bebaut, und weitere 3 
Millionen Feddans wurden für spätere Urbarmachung' tauglich 
befunden. 
Im Jahre 1870 war die cultivirte Area nach officiellen An 
gaben auf 4,685.198 angewachsen (darunter ungefähr 1 Million 
Feddans Eigenthum des Vicekönigs und der Prinzen), somit er 
übrigte noch ein Complex von nahe an 2 Millionen Feddans, der 
durch Trockenlegung von .Seen und Ausdehnung der Irrigation 
für den Landbau gewonnen werden könnte. Einen Fiteil dieser 
Zukunftsländereien scheint auch der vor einigen Jahren von H. 
Wachen husen angeregte Colonisationsplan im Delta umfasst 
zu haben, derselbe musste aber wegen Jurisdictions-Schwierig 
keiten aufgegeben werden. 
Der Grundbesitz in Egypten zerfällt eigentlich in zwei 
Kategorien, nämlich in das absolute, nur den Zehent zahlende, 
verkäufliche Eigenthum, und in eine Art von Lehen. Diese, ob 
schon mit bedeutend höheren Abgaben belastet, übertragen aut 
den jeweiligen Besitzer, so lange er sein Feld bebaut und die 
Steuern regelmässig zahlt, eigentlich nur das Nutzniessungsrecht 
und die Möglichkeit, sie unter den gleichen einschränkenden Be 
dingungen w r eiter zu cediren.
	            		
214 Nach einer Zusammenstellung in Regnybs Jahrbüchern schätzte man den im Jahre 1870/71 mit Hülsenfrüchten ange bauten Landcomplex auf 1,650.000 Hectaren, und gelangte bei Annahme eines anscheinend etwas willkürlichen Durchschnitts erträgnisses für jede einzelne Qualität zu einer Totalproductiou von 16,235.000 Hectoliters, welche übrigens nach eingeholten Erkundigungen wesentliche Irrthümer enthält. Nebenstehend reproduciren wir die erwähnte Tabelle, behalten uns aber vor, im Verlaufe unseres Berichtes jene Daten anzu- liihren, welche nach Angaben von Fachmännern der Wahrheit näher zu kommen scheinen. Es braucht kaum erwähnt zu werden, dass sich diese Ziffern sowol im Total, als in den einzelnen Proportionen, je nach der durch die Preise bedingten Convenienz im Anbaue wesentlich ändern können, und mag als Beispiel angeführt werden, dass während des americanischen Krieges, wo man alle Arbeitskräfte aui die Production von Baumwolle concentrirte, der Getreide- Anbau beinahe ganz vernachlässigt wurde, so dass die Regierung im Jahre 1865 den Export zeitweilig ganz zu verbieten sich ver anlasst fand. Allerdings war die damals herrschende Rinderpest der Bodencultur noch ausserdem hinderlich. Weizen und Mais. Der Durchsehnittsertrag von 2'/ k Ardeb per Feddan, welchen Herr Regny annimmt, scheint viel zu niedrig gegriffen zu sein und nimmt man von competenter Seite 3 t/,—4 Ardeb als die richtigere Ziffer. Zur Aussaat von Weizen gebraucht man </ 3 und % Ardeb, von Mais V 4 und </ s Ardeb per Feddan; Unter-Egypten liefert ungefähr ein Viertel. Mittel- und Ober-Egypten die übrigen drei Viertel der Ernte. Gewöhnlich Mitte August, d. i. nach der ersten Ueber- sehwemmung, wird der Mais (hier Durra genannt) gesäet, tun nach ungefähr 75 Tagen|geernfet zu werden. Je früher diess ge schehen kann, um so lieber ist diess dem Landmanne, da er nach nur einmaligem Pflügen und Bewässern noch Weizen auf dem selben Felde säen kann, dessen Ertrag durch eine spätere Aus saat natürlich leicht beeinträchtigt werden könnte, seine Be stockung fiele dann geringer aus und die grössere Kälte in den
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