Noch wlhrend der Dsuer dieser Ausstellung fand die Enthüllung des Rsdetzky-
Denkmals auf dern -Hof- in Wien statt. Auf Anregung des Malers Franz 51111. 0b"-
inspectors der Hofoper, wurde im Saale VI und VIl eine Ausstellung veranstaltet, welche
den Zweck hette, dem Publicum im Bilde elle Persßnlichkeiten, alle Erinnerungen
und Ereignisse vorzufuhren, welche mit dem langen Leben Radetzkys verknüpft sind.
Den Hauptstock dieser nsch Hunderten zahlenden Blätter in Lithographien, Stichen und
Aquarellen bot die ausgezeichnete Sammlung des Herrn Geul selber, doch wurde sie
eus Privatbesitz vielfach vermehrt. Die Ausstellung fend ein reges Interesse und nicht
bloe in militärischen Kreisen.
Von den mehr vereinzelten Gegenstlnden, welche im Leufe des Jahres zur Aus-
stellung gelengten und en anderer Stelle im Jahresbericht erwähnt werden, sei nur der
Arbeiten der Tiroler Glasmalereianstalt in Innsbruck gedacht, insbesondere jenes Fensters
für die Kirche dell' Anima in Rom, welches von Sr. Majestät dem Kaiser bestellt
worden und welchem nuch von demselben in Anwesenheit des Directors Dr. Jele die
Ehre der Besichtigung zu Theil wurde. Auch die große Reihe der farbigen und gemalten
Glasfenster, welche els Stiftungen verschiedener Corporntionen des Rnthhnus in Reichen-
berg zu schmücken haben, verdienen eine besondere Erwähnung.
Der Ausfall, welchen die Weihnachtseusstellung in diesem Berichtsjahre bot, wer
nach Beschluss des Curstoriums bestimmt, durch eine sehr eigenartige Specielausstellung
ersetzt zu werden. Sie sollte die erste in einer Reihenfolge sein, welche eine bestimmte
Zeit- und Stilepoehe künstlerisch und culturgeschichtlich zu illustriren hatte, ohne dass
es geplant wer, die verschiedenen Epochen chronologisch ohne Unterbrechung aufeinander
folgen zu lassen. Als Anfang wurde das Mittelalter genommen, zusammenfassend die
en des romanischen und gothischen Stils, de iener für sich ellein nicht hinllnglich
Material wurde ergeben heben, zumel diesmal ulle kirchlichen Gegenstlnde ausgeschlossen
waren. Der Nachdruck wurde auf du Haus und seine Ausstattung gelegt, daher denn euch
das Unternehmen den Titel einer eAussKellung mittelalterlichen Heusrethsu erhielt. Leider
gelang es nicht, wegen der Schwierigkeit der BescheEung der Gegenstlnde die Ausstel-
lung schon mit Anfang December zu eröffnen. Die Eröffnung verzogerte sich bis zur Mitte
des Monats, war aber alsdann mit einem vollstlndigen, mit einer historischen Einleitung
versehenen Kataloge begleitet, von welchem eine zweite, mit zahlreichen Nscbtrlgen
vermehrte Auflage nothig wurde.
Diese Ausstellung war grdlfer geworden als man erwartet hatte, dank dem großen
Interesse, das sie wegen ihrer Eigenertigkeit bei den Sammlern und Besitzern mittelalter-
licher Gegenstände gefunden hatte. Sie nehm die beiden großen Slle VI und VII, sodann
zum großen Theil den Arcedenhof und im oberen Stoeke den Seel IX ein. Holsmßbel,
Metsllgegenstlnde, Glas und irdenes Geschirr, Zin-imer- und Knchengerathe und eine Pulle
kleinerer Gersthe in Kästchen, Etuis, Instrumenten, Leucbtern, Beschllgen u. s. w. fnllten
Raume und Glaskasten. Insbesondere wer die Gothik in einer Weise vertreten, wie es
bisher niemals gesehen, auch vielleicht anderswo unerreichbar gewesen wlre. Die Direction
des Museums ist defnr allen Sammlern und Sammlungen, deren Namen der Katalog euf-
weiset, wie immer zu lebheftestem Denk verpflichtet. Selbstverstlndlich, wie es euch
nicht beabsichtigt wer, konnte die Ausstellung nicht mit Ende des Jahres 1892 geschlossen
werden, sondern ging in des gegenwirtige Jahr 1893 für weitere zwei Monate hinüber.
Von den Beschickungen fremder Ausstellungen, welche im Laufe des Berichtsjehres
nach Gewohnheit stattfanden, muss insbesondere diejenige in Paris hervorgehoben werden,
welche im Palais de l'Industrie von der dortigen Gesellschaft zur Beforderung der
decoretiven Künste veranlasst war. Sie war beabsichtigt als eine umfassende inter-
nationale Ausstellung weiblicher Kunsterbeiten. Als von Seite des Leiters die Auf-
fordenmg en den Director des Oesterr. Museums ging. sich der Sache dieser Ausstellung
anzunehmen, erachtete derselbe es für eine gute Gelegenheit, die in Wien und überhaupt
in Oesterreich so weit vorgeschrittene weibliche Handarbeit einmal auf dem Weltmarkt:
zur Darstellung und zur Anerkennung zu bringen. Diese Absicht fend die Zustimmung
des Ministeriums für Cultus und Unterricht, mit dessen Hilfe denn die Arbeiten der
Kunstgewerbeschule, soweit sie von weiblichen Hlnden entstanden, diejenigen des Spitzen-
curses, der Fschschule für Kunststickerei und der Schule des Freuenerwerbvereines in
Paris zur Ausstellung gelangten. Wie allseitig anerkennt und von der französischen und
deutschen Presse bestetigt wurde, wer der Erfolg ein sensationeller. Die Absicht zeigte
sich_elso erfüllt. Wir hatten die beste Gelegenheit zu sehen. dass wir bei unseren lang-
jlhngen Bestrebungen für die Hebung der weiblichen Handarbeit vollkommen auf rich-
tigem Wege gewesen.
Wes sich sonst im Laufe des Jahres Erwlbnenswerthes zugetragen, davon geben
die einzelnen Abtheilungen unseres Jahresberichtes genaue und sachliche Kunde.