er stetig den Sitzungen des Curatoriunis präsidirt. Aber noch in ganz anderer Weise war
er Mitarbeiter des Museums. Er war immer helfend und fördernd, rasch und entschlossen
wirkend für die Interessen des Museums, wo er nur konnte. Wo es Lücken gab, füllte
er sie aus mit seinen Kunstschätzen; wo es galt, Freunde zu gewinnen, war er da mit
seinem Einflusse; wo man der Vermittlung bedurfte in den verschiedensten Kreisen der
Gesellschaft, stets war er bereit und immer mit Erfolg. Als die Kunstgewerbeschule ge-
gründet wurde und so viele arme Schüler sich meldeten und aufgenommen wurden, ohne
im Besitze der Mittel zu ihrer Erhaltung zu sein, da war er es, der sich an die Spitze
eines Unterstützungsvereines stellte, und mit welchem Erfolge, zeigt das gegenwärtige
Vermögen der Gesellschaft und die zahlreichen Stipendien, welche alljährlich den
Schülern zufließen. Was er that für das Museum, er thar es ebenso mit dem Herzen,
wie mit hoher Intelligenz. Wie vortreElich und wie tactvoll wusste er Worte zu finden,
wo es galt, für das Museum zu sprechen. Er liebte das lnstitut, er war ein Freund der
Beamten. Die Förderung des Museums war ihm Herzenssache, seine Stellung als Curator
und stindiger Vorsitzender des Curatoriums war ihm Ehrensache und Ehrenpflicht. Er
war ein Kenner in allen den Dingen der Kunst, welche die Thätigkeit des Museums
umfasste; er wusste sie zu beurtheilen, ob alt oder neu; er liebte sie selbst leiden-
schaftlich, um ihrer selbst, um der Schönheit willen. In diesem Sinne war er Freund
der Kunst und Künstler, in diesem Sinne sammelte er Werke der Kunst und der Kunst-
industrie und rief sie auch hervor. Er sammelte sie nicht als todten Besitz; er musste
sie allezeit um sich sehen, um sich allzeit ihrer zu erfreuen, und so hatte er sich mit
ihnen sein Heim eingerichtet.
Nun ist er dahin gegangen, nicht zu früh nach dem Menschenschicksal für sein
Alter, nicht zu früh für die Leiden, die in hohen Jahren endlich auch über ihn ge-
kommen, - immer aber zu früh für seine Freunde und Mitarbeiter. Und wenn er im
Museum in den letzten Jahren nicht mehr das sein konnte, was er so lange gewesen
war, so blieb er doch ein unvergängliehes Bild treuer Freundschaft, ein Gegenstand
unauslöschlicher Dankbarkeit. Nie wird sein Andenken in den Hallen des k. k. Oesterr.
Museums vergehen.
Der Director des lt. k. Oesterr. Museums und Vorsitzende des Aufsiehtsrathes der
Kunstgewerbeschule, Hofrath J. v. Falke, hat an den Sohn des Verblichenen, SeJZxcell.
Graf Eugen Zichy, folgendes Beileidschreiben gerichtet:
Euer Excellenz !
Das Hinscheiden ihres Herrn Vaters, Sr. Excellenz Herrn Edmund Grafen
Zichy, hat das OesterreichischeMuseum in tiefste Trauer versetzt. Wir beklagen
in dem theuren Verblichenen den besten Freund und gütigsten Förderer unserer
Bestrebungen. Unermüdlich hat er in seiner Eigenschaft als Vorsitzender unseres
Curatoriums an Allem, was wir gearbeitet und geschaffen, innigen, persönlichen An-
theil genommen, und ihm gebührt das hohe bleibende Verdienst, die Ziele unserer
Institute in der Gesellschaft mit einer Energie ohne Gleichen auf's Erfolgreichste
vertreten zu haben.
Auch als Präsident der Gesellschaft zur Förderung der Kunstgewerbeschule
hat er sich die größten Verdienste erworben, indem_er unablässig besorgt war, die
materielle Existenz der Zöglinge unserer Schule zu sichern und die Absolventen der
heimischen Productioa zu erhalten. _
Sein Name wird mit dem Oesterr. Museum untrennbar verbunden bleiben.
Genehmigen Euer Excellenz den Ausdruck der tiefsten, aufrichtigsten Trauer,
in welcher sich mit mir alle Angehörigen des Museums und der Kunstgewerbeschule
vereinigen.
Es zeichnet in Ergebenheit
Wien, am a8. Januar t894.
Der Director des k. k. Oesterr. Museums und Vorsitzende
des Aufsichtsrathes der Kunstgewerbesehule
k. k. Hofrath J. v. Falke.
Das k. k. Oesterr. Museum und das Curatorium desselben, sowie die Kunstgewerbe-
[schule und die Gesellschaft zur Förderung derselben haben Kränze an dem Sarge des
Verbligbgnen niedergelegt, ebenso der Wiener Kunstgewerbe-Verein, dessen Ehren-
mitglied der Verstorbene war.
Au der Leichenfeier hetheiligten sich simmtliche Angehörige des Museums, der
Kunstgewerbesehule und zahlreiche Mitglieder des Kunstgewerbe-Vereines.
z.