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Volltext: Wiener Porzellan vom Spätbarock zum Art Déco

1925- 1926 
Zwei Service nach Entwürfen von Otto Prutscher (Dekorative Kunst XXXIV/1925-1926, 
S. 169), Kännchen und Deckeldose nach Entwürfen von Franz Zülow (Deutsche Kunst 
und Dekoration 57/1925-1926, S. 80). 
1926 
Herausgabe eines Kataloges und Preiskurants: Porzellane nach Entwürfen von Franz 
Barwig, Hertha Bücher, Walter Bosse, Albin Döbrich, Hanni Gärtner, Otto Hofner, Jo 
seph Humplik, Mathilde Jaksch, Karin Jarl, Mela Köhler, Dina Kuhn, Langer, Jakob Löw, 
Michael Powolny, Otto Prutscher, Karl Schwetz, Ida Schwetz-Lehmann, Vally Wieselt 
hier und Franz Zülow. - Teilnahme an der Weihnachtsschau im Wiener Künstlerhaus: 
Gebrauchs- und Luxusporzellan nach Entwürfen von Bosse, Bücher, Döbrich, Jaksch, 
Jarl, Kuhn, Powolny, Prutscher (Teeservice), Schwetz-Lehmann („Tänzerin“), Wieselt 
hier (Gruppe „Eitelkeit“). - Josef Zebisch (Modellmeister bis 1964). 
1926- 1927 
Rudolf von Delius: Neue Keramik 
. . . Auch Vally Wieselthier, die rasch zu Ansehen gelangte, stammt aus Wien, ja ist eine der besten 
Verkörperungen der Wiener Atmosphäre. Sie besitzt jenen Reiz einer verwöhnten, fast überrei 
fen, Kultur; alle Empfindungen nähern sich dem Spielerischen, die Nerven vibrieren bis in das 
letzte Fingerglied und es pulst ein Leichtsinn und ein Glück des Verschwendens durch diese Fi 
guren, das uns anregt, mitreißt, ja bezaubert. Gerade für die Keramik eignet sich diese leichte, 
keck knetende Frauenhand, diese Mischung von fescher Anmut und einer süßen lässigen Müdig 
keit. Die Spätzeit Wiens atmet in diesen Werken ihren betäubenden, zarten, ein wenig dekadenten 
Duft aus. Wir bringen zur Probe die Abbildung der Gruppe „Eitelkeit“. (Dekorative Kunst 
XXXV/1926-1927, S. 183-184; Abbildung der „Eitelkeit“ von Vally Wieselthier, S. 182). 
Armand Weiser: Die Wiener Porzellan-Manufaktur Augarten 
Es war wohl bedenkliche Kurzsichtigkeit, als das österreichische Abgeordnetenhaus im Jahre 
1862 in der Budgetdebatte beschloß, die Wiener Porzellanfabrik aufzulassen. Die sparsame Re 
gierung war selbst für die Einstellung, das Kaiserhaus ohne Interesse - so wurden alle Arbeiter 
dieser Zweitältesten Porzellanmanufaktur Europas entlassen und die weltberühmte Erzeugung 
stillgelegt. Rund fünfzig Jahre blieben die Tore geschlossen, bis sich vor wenigen Jahren einige 
unternehmungslustige Leute vereinigten, um, nicht ohne staatliche Unterstützung, neues Leben 
in die ehemalige k. k. Manufaktur in der Rossau zu bringen. Der Bindenschild, vielfach fälschlich 
als Bienenkorb bezeichnet, wurde als Marke beibehalten und, sehr zum Vorteile des Ganzen, ein 
gewaltiger Vorrat an Modellen vorgefunden und übernommen. Die Heranbildung geschickter Mo 
delleure, Maler, Vergolder und Ofenarbeiter verlangt naturgemäß Zeit und wieder Zeit. Aber 
durch eifrige Arbeit, sachgemäße Wiederholung der Vorgefundenen Modelle und Unverdrossen 
heit bei anfänglichen Mißerfolgen wird es hoffentlich gelingen, der Porzellanfabrik wieder die Be 
deutung wie um die Wende des 18. Jahrhunderts zu geben . . . Die Neuerweckung, soll sie von 
Bedeutung und Bestand sein, wird dem Geist künstlerischer und technischer Vervollkommnung 
geweiht sein müssen. Vorzügliche und billig hergestellte Massenware, daneben her auch Stücke 
für Feinschmecker wird einmal den materiellen, das anderemal den künstlerischen Erfolg gewähr 
leisten. Die Feinheit der Masse und ihre Bildsamkeit auch in einfachsten Modellen zum Ausdruck 
zu bringen, das soll die eifrigste Aufgabe der Leitung und ihrer Mitarbeiter sein. Gerade hier liegt 
ein weites Feld für eine bedeutsame Zukunft des Bindenschildes (Dekorative Kunst XXXV/1926- 
1927, S. 146-149; Abbildungen S. 146-152: Vasen von Otto Prutscher, zwei Vasen (Form: Michael 
Powolny, Dekor: Franz Zülow), Kaffee- und Teeservice von Michael Powolny, Service von Franz 
Zülow und Otto Prutscher, Lampe von Hertha Bücher, Chinesisches Palasthündchen von Josef 
Humplik). 
1927 
Teilnahme an der Ausstellung „Österreichisches Kunstgewerbe“ in Essen mit Modellen 
von Bosse, Hofner, Powolny, Prutscher (Teeservice), Schwetz-Lehmann, Wieselthier 
und Zülow. - Teilnahme an der Leipziger Ausstellung mit Figuren und Dekoren nach 
Bücher, Jaksch, Jesser, Paris Gütersloh und Zülow. - Erster Nachtrag zum Preiskurant 
mit Figuren nach modernen Entwürfen (Bücher, Döbrich, Jaksch, Jarl, Lugert, Po 
wolny, Schwetz-Lehmann). 
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1928 Verwaltungsrat (neu): Dr. Helmut Reiser (bis 1930), Dr. Oswald Bien (bis 1933), Karl Freund (bis 1933), Rudolf Freund (bis 1931), Dr. Valentin Stolz (bis 1929). - Teilnahme an der Ausstellung „Die neuzeitliche Wohnung“ im Österreichischen Museum sowie an der Weihnachtsschau im Künstlerhaus (Porzellane nach Entwürfen von Barwig, Bosse, Bücher, Jaksch, Löw, Powolny, Prutscher und Zülow). 1929 Verwaltungsrat (neu): Dr. Giesbert Liebig (bis 1933). - Direktionsrat (neu): Dr. Helmut Raiser (bis 1930), Dr. Giesbert Liebig (bis 1933), Rudolf Freund (bis 1931). - Teilnahme an den Ausstellungen „Das Bild im Raum“ und „Wiener Frauenkunst“ mit Servicen (Hertha Bücher). 1930 Verwaltungsrat (neu): Siegismund Pniower (bis 1933). - Teilnahme an der Ausstellung des Österreichischen Werkbundes in Wien (drei Kaffeeservice nach Entwürfen von Jo sef Hoffmann in Deutsche Kunst und Dekoration 1930, S. 320-321, Abb.), vgl. Abb. 321, 322, S. 154, 155. - Teilnahme an der Ausstellung „Buch und Raum der Gegenwart“ im Wiener Künstlerhaus (Kunst- und Gebrauchsporzellan nach künstlerischen Entwürfen). L. W. Rochowanski: Einst und jetzt. Wiener Porzellan In dem neuen Programm steht das Figurale neben dem Gebrauchsporzellan, auch der Pflege der Porträtkunst wird Aufmerksamkeit geschenkt, denn dieses Material erwies sich schon immer dazu besonders geeignet. Die Berufung von Professor Michael Powolny, einer erstrangigen Per sönlichkeit auf dem Gebiete von Keramik und Glas, war eine Selbstveständlichkeit. Auch Prof. Jos. Hoffmann arbeitet mit. Ganz ausgezeichnet ist die Frische und Unbekümmertheit von Franz Zülow, der über den Teetisch die amüsantesten Märchen verstreut. Immer keck Wally Wieselthier, berufen, charakteristische Typen unserer Zeit und speziell von Wien festzuhalten. Die 1924 wiedererstandene Wiener Manufaktur konnte leider in keinem neuen Gebäude unterge bracht werden. Sie wurde im Augarten einlogiert, in einem zwar schönen, aber von geschichtli chen Erinnerungen arg belasteten Haus. Gleichzeitig wurde auch eine österreichische Gobelin manufaktur geschaffen, um auf diese Weise den heimischen Kräften Arbeitsmöglichkeit zu geben (Das Schöne Heim I. Jg./1930, S. 230-231, Zitat S.231, Abbildungen S. 230-231: Otto Hofner Frühling; Wally (sic!) Wieselthier, Mädchen mit Affe; Michael Powolny, Putto; Abb. S. 461: Michael Powolny, Porzellanservice). 1930-1931 „ . „ . u . . .. Teilnahme an der Ausstellung „Die neuzeitliche Wohnung im Österreichischen Mu seum (Figuren, Service, Luxusporzellane nach alten und modernen Entwürfen). 1931 Verwaltungsrat (neu): Arthur von Haas (bis 1933). - Teilnahme an der Ausstellung „Blume und Plastik“ im Wiener Künstlerhaus. - Teilnahme an der Werkbund-Ausstel- i’ung „Der gute billige Gegenstand“ im Österreichischen Museum für Kunst und Indu strie (u. a. mit einer kugelförmigen Blumenvase). Dr. Else Hofmann: Österreichisches Porzellan (Porzellanmanufaktur Augarten) Die neue Blüte unserer österreichischen Porzellanmanufaktur, die mit immer neuen schöpferi schen und reizvollen Einfällen hervortritt und viele unserer besten Künstler und Künstlerinnen be schäftigt und anregt, hat das Ausland in den letzten Jahren erobert. Amerika, dessen Einkäufer und Geschmacksberater immer noch zuerst den Weg nach Paris fanden, hat endlich einsehen ge lernt, daß das Wiener Porzellan an Modernität und Einfallsreichtum mit an der Spitze Europas steht, daß es die köstlichen alten Techniken voll bewahrt hat und neue, höchste Werte an künstle rischer und technischer Qualität bietet. . . Die Nachkriegszeit erst, die den Blick für die Schönheit des versunkenen, alten Wien sehnsuchts voll neu belebte und die eine Nachblüte an Schönheitsbedürfen (sic!) schuf, hat einem Kreis von Jüngeren den Mut wiedergegeben, die Porzellanfabrik neu zu begründen und sie unter dem alten Wappen des Bindenschildes nicht nur in Europa, sondern auch in Amerika neben Meißen und Sevres zur Anerkennung zu führen . . . 117
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