12V
Am 21. Februar ist der Professor für ornarnentales Zeichnen an der allgemeinen
Abtheilung der Kunstgewerbeschule Karl Hrachowina nach kurzer Krankheit dahin-
geschieden. Hrachowina war im Jahre 1845 in Pest geboten und absolvirte daselbst die
Oberrealschule. Im Jahre 1866 bezog er die Akademie der bildenden Künste in Wien
und trat schon in dieser Zeit mit unserem Museum in Beziehung, indem er für dasselbe
eine Reihe von Aufnahmen, darunter Copien von Miniaturen, anfertigte. In den Jahren
1869 bis 1871 war er als technischer Zeichner im Hnchbau-Bureau der k. k. priv. österr.
Nordwestbahn beschäftigt, im Jahre 1871 wurde er Assistent, im folgenden Jahre Supplent
für Freihand- und Ornamentzeichnen an der k. k. technischen Hochschule. In dieser
Stellung verblieb I-Irachowina bis zum Jahre 1876, als er mit hohem Erlass des k. k.
Unterrichtsministeriums vom 19. Juli 1877 zum Professor für ornamentalcs Zeichnen an
der damaligen Vorbereitungsachule des k. k. Oesterr. Museums für Kunst und Industrie
ernannt wurde. In dieser nahezu zwsnz' ' hrigen Thätigkeit erwies sich Hrachowina
als ausgezeichneter Lehrer, welcher mit Eifer und Hingebung seinem Berufe lebte und
ausgestattet mit feinem künstlerischen Gefühle, reichern Wissen und ausgezeichnetem
pädagogischen Talente, glänzende Lehrerfolge erzielte. Hrachowina hat unter Anderem
auch verschiedene Vorlagenwerke herausgegeben, so 1883 slnitialen, Alphabets und Rand-
leisten verschiedener Kunstepochenr und nWappenbüchlein für Kunstjünger und Kunst-
handwerkerc, 1886 xKünstliches Alphabet von J. Th. de Brys und 1887 sRelief-Orna-
mentec, Vorlagen für dB ornnuaotale Zeichnen. Die Coliegen und zahlreichen Schüler
des Verblichenen werden ihm ein treuen, dankbares Andenken bewahren.
Am 6. October ist in Baden bei Wien nach längerem Leiden der Professor der
Kunstgewerbeschule, Alois Hause r, einer aus dem Kreise der Künstler, die bei Gründung
der Kunatgewerbeschule des k. k. Oesterr. Museums 1868 als Lehrer an diese Anstalt
berufen wurden, dahingeschieden. Er war geboren in Wien 1841. Seit 1868 versah Hauser
die später in eine Professur umgewandelte Docentur für Stillehre, für welchen Unterrichts-
zweig er auch mehrere Lehrbücher verfasste: rUeber Siulenordnungen (Wien 1871), sStil
lehre der architektonischen und kunstgewerblichen Formenc, drei Theile (ebend. 1877 u. GI),
nWandtufeh der griechischen Siulenordnungem in Farbendruck (ebend. 1877, diese
beiden im Auftrage des k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht), xGründzüge der
omamentalen Formen- und Stillellrea (ebend. 1888). Der Expedition zugetheilt, die in
den Jahren. 1873 und1B75 von dem hohen Ministerium für Cultus und Unterricht ausgesandt
wurde, um unter der Führung Alex. Conze's, dann Otto Benndorfs, die Baudenk-
male der Insel Sanothrake zu erforschen, erstattete er im Vereine mit den Genannten
und Prof. G. Niemann Berichte über die Ergebnisse dieser Forschungsreisen. Von
jener Zeit an gehörte seine hervorragendste Thirigkeit archäologischen Studien, den in
seiner Eigenschaft als Conservator für Niederösterreich und Dornbaumeister von Spalato
durchgeführten Reconstructions- und Restaurirungsarbeiten, die den von Haus aua strengen
Clsssicisten auch zu eingehenderer Beschäftigun mit späteren Kunstperioden führten.
Von seiner Thitigkcit auf diesen Gebieten: Au deckung des römischen Theaters von
Carnuntum, Wiederherstellung des Doms zu Spalato. des Campanile von San Marco in
Lesina und der Loggia zu Traü, Restaurirung des Aeußeren der Schottenkirche und der
Franciscsnerkirche in Wien, Entwurf für den Brunnen auf dem Margarethenplatze daselbst
u. a. m. legte er in besonderen Publicationen und in Abhandlungen in den Zeitschriften
der k. lt. Centralcommission und des Alterthumsvereines Rechenschaft ab. Die Rastlosig-
keit, mit der Prof. Hauser sich so vielen und verschiedenartigen Aufgaben widmete,
blieb nicht ohne Folgen für seine Gesundheit, und schon seit Jahren musste die Schule
wiederholt m! seine durch Gründlichkeit und Fasslichkeit ausgezeichneten Vorträge ver-
zichten. Den Jahren nach wäre ihm noch ein langes ersprießliches Wirken vorauszu-
aagen gewesen.
In- dem am 14. October verstorbenen Buchhändler Hermann Manz hat das Oesterr.
Museum einen thätigen Freund seiner Bestrebungen verloren. Der altbekannten Buch-
hindlerfamilie Man: in Regensburg entsprossen, übernahm er nach dem Tode seines
Oheims Friedrich, des Verlegen der bekannten Ausgaben österreichischer Gesetze, dessen
Geschäft, trat später als Theilhaber in die Verlaga- und Buchdruckereifirma C. Gerold's
Sohn, und wurde endlich deren alleiniger Besitzer. Er ließ es sich angelegen sein, die
alten Beziehungen dieses Geschäftes zum Oeäkerr. Museum zu ptiegen und zu erweitern.
So gingen aus seiner Druckerei hervor und erschienen auch zum Theile in seinem Ver-
lage die illustrirten Publicationen über einzelne Sammlungen des Museums: Wiener
Porzellan (von Falke), Glas (von Bücher), antike Vasen und Terracotten (von Masner),
die Kataloge größerer Ausstellungen (kirchliche Gegenstände, Gobelins, Hausrath, Kunst-
drucke, Wiener Oongress), ferner die zum Jubiläum des Museums erschienene Fest-
schrift von Bucher (Balthasar Behems Codex picturatus in der k. k. Jagellonischen
Bibliothek zu Krakau). - Manz stand erst im 58. Lebensjahre.
S