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Schon während des Baues des Oesterr. Museums für Kunst und Industrie und
der Kunstgewerbeschule (1869-1877) wurde von allen betheiligten Factoren die Wahr-
scheinlichkeit erwogen, dass beide Anstalten in ihrer naturgemäßen Entwicklung all-
mälig über das ursprüngliche Raumausmaß hinauswachsen würden; und in dieser Voraus-
sicht ertheilte der Stadterweiterungsfonds die Zusage, bei einer Verfügung über das
noch unverbaute dreieckige Grundstück längs der Wien bis zur Zollamtsbrücke die ln-
teressen der anrainenden Schule wahren -zu wollen. Dieses Dreieck wird nunmehr
durch die theilweise Umlegung des Stubenrings ein Theil eines Langecks, eines umfang-
reichen Bsugrundes für Zins- und Geschäftsbauten, und in nicht ferner Zeit dürften
die auf der Nordseite der Schule gelegenen Malschulen durch gegenüberliegende hohe
Häuser um das unentbehrliche freie Licht gebracht werden. Das Curatorium des Oesterr.
Museums hielt es daher für seine Piiicht, die hohe Regierung auf diesen Umstand und
zugleich darauf aufmerksam zu machen, dass durch das Zurückdrängen des Wienßusses
ein Baugrund hinter den beiden Museumsgebäuden gewonnen werden soll, der einerseits
Entschädigung für die gedachte Beeinträchtigung der Schulräume bieten, anderseits
eine Erweiterung der Sammlungssäle und auch noch freien Raum gewähren würde, der
theils sofort für das Nnturstudium benützt, theils für die zukünftige Ausgestaltung der
Anstalten reservirt werden könnte, damit diese nicht dereinst in die bedrängte Lage der
Technischen Hochschule gerathen. ln Würdigung dieser Verhältnisse haben Se. k. und k.
Apostel. Maiestät mit Allerhöchster Entschließung vom 15. Februar 1896 zur Allerhöchsten
Kenntniss zu nehmen geruht, dass der zwischen dem Gebäude des Oesterr. Museums für
Kunst und Industrie und der Kunstgewerbeschule einerseits, dann dern Wieniiusse ander-
aeits gelegene, dem Wiener Stadterweiterungsfonds theils schon gegenwärtig gehörige,
theils nach Durchführung der Wienregulirung noch weiters zu erwerbende Baugrund für
Zwecke der Unterrichtsverwaltung gewidmet ist. Demzufolge hat das Curatorium dem
k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht einen auf Grund des neuesten Regulirungs-
planes ausgearbeiteten Verbauungsplan unterbreitet, in dem sowohl die gegenwärtigen,
als auch die mit Sicherheit zu erwartenden späteren Bedürfnisse des Museums und der
Schule volle Berücksichtigung gefunden haben. Hoffentlich wird die Förderung der Re-
gulirungsarbeiten es ermöglichen, die Durchführung des Projectes bald in Angriff zu
nehmen
iapo, av- L-