2 B. Denner - J. van Schuppen - F de P. Ferg -__F. W. Tamm
(Neuzuschreibung) nFamilienbild-n, vor 1725. OllLeinwand,
1265x1425 cm. Augsburg, Deulsche Barockgalerie -
lnv. Nr. 12170
3 B. Denner - J. van Schuppen - Fde P. Ferg - F. W. Tamm,
wDrei Kinder des Ratsherm Banhold Heinrich Brockesu, vor
1725. ÖlILeinwand, 110x172 cm. Hamburg. Kunsthalle -
lnv. Nr. 36
Putto. ein Motiv, das auf einen 1594 datierten H.-
Goltzius-Stichzurückgehnsich andererseitsbisweitins
1B. Jahrhunderthineinverfolgen läßt, zeigt ein Stilieben
als Mementori mori (Augsburg. Deutsche Barockgaie-
rie; lnv. Nr. L707; Kat. S. 23f..Abb.41 ;Slgn. 1). Eswurde
von dem böhmischen Maler Johann Adalbert Anger-
meyer (1674-1740) geschaffen.
Eine in jeder Hinsicht andersartige Konstellation zeigt
sich, wenn wir als zweites Augsburger Gemälde eine
querformatige Komposition mit dem Kurztitel nFami-
llenbiidu betrachten (Augsburg. Deutsche Barockgale-
rie; lnv. Nr. 12.170; ÖlILw.; 126,5 : 142,5 cm; Kat. S. 189
Abb. 56 als rNorddeutsch ? um 1730-1) (Abb. 2). Um mit
dem diesem Gemälde zugrundeliegenden Bildpro
gramm zu beginnen, istdarauf hinzuweisen, daß dieser
Biidtypus seit dem Ende der Barockmaierei nicht mehr
bekannt ist. Daßerim 18.Jahrhunderldes öfteren nach-
weisbar ist, zeigt ein Blick auf ein um 1780181 von
Johann NepomukdellaCroceU 736 -1819)ausgeführ-
tes Gemälde (Salzburg, Mozartmuseum). Es ist das
bekannte Mozart-Famiiienblldnis. Während Vater Leo-
pold Mozart dem berühmten Geschwisterpaar zuhört,
18
das vierhändig musiziert, erscheint über der Familien-
szene im Louis-SeIze-Rahmen das Bildnis der verstor-
benen Frau, die Mutter der Kinder. im Gegensatz zu
dem Mozart-Familienbildnis, wo als dunkler Hinter-
grund ein schlichter Innenraum erscheint. wurde als
Ambiente auf dem Augsburger Gruppenporträt eine
üppige Parklandschaft dargestellt. Man kann mit
Sicherheit davon ausgehen. daß dieses Motiv vom
betont großbürgerlichen Auftraggeber gewählt wurde.
Erst in zweiter Linie, wenn überhaupt. scheinen ikono-
graphisch die Feigen vSymboi der Fruchtbarkeit. deren
sichtbarer Ausdruck die Kinderschar ist . . ß im Zusam-
menhang mit den Weintrauben auf die Bibelsteile des
Alten Testaments (Prophet Micha 4,4) vorn friedlichen,
gottbehüteten Leben anzuspieienz.
Von der Schar ihrer Kinder umgeben, ist auf dem Augs-
burger Familienbiid als Hauptfigur eine noch jüngere
WitweausoffensichtiichsehrbegütertemHausedarge-
stellt. Sie dürfte einer großbürgerlichen Ratsherren-
oder Partrizierfamilie angehört haben. Die Dame ist von
ihren vier Kindern, drei Mädchen und einem blondiocki-
gen Knaben, dem Stammhalter. umgeben. Währenddie
älteste Tochter rechts sich in der Fiolle einer jungen
Pomoria gefällt, sind die beiden jüngsten Kinder damit
beschäftigt. dem Betrachter das von einer Draperie
umgebene Hochoval-Portrat des verstorbenen Vaters
als ßBild im Bilden zu präsentieren. Einige sich auf meh-
rere Details stützenden Einzeibeobachtungen machen
es äußerst wahrscheinlich, daß als Ausführungson des
Gemäldes in erster Linie die Hansestadt Hamburg in
Betracht kommt. Übersehen wurde bisher, daß bei
intensiver Betrachtung des Augsburger Familienbiid-
nisses Stiielemente zu beobachten sind. die sich auidie
holländische Feinmaierei (Adriaen van der Werff oder
eines Gerrlt Dou) zurückführen lassen. Andererseits ist
angesichts einer solchen Figurenkomposition eine
intensive Berührung mitderenglischen Malerei voraus-
zusetzen. insbesondere mit der von William Hogarth
gepflegten Gattung der nconversation pleceu. Gruppen-
bildern, die "zwischen dem Repräsentations- und dem
Genrebild stehenu (G. Gerkens). Wieder andere Details
weisen mit aller Deutlichkeit stilistisch darauf hin. daß
es sich bei dern Augsburger Familienbiid keineswegs
um die Erfindung eines einzelnen, sondern in Wirklich-