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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1866 / 6)

Es kann uns jetzt, wo man erst anfängt, diese in seiner Art einzige 
Sammlung zu stndiren, nicht einfallen, etwas Erschöpfendes über dieselbe 
zu sagen; wir müssen uns mehr mit Andeutungen allgemeiner Art über 
die Geschichte des Glases begnügen. 
Die Geschichte des Glases weist nach dem Orient. In den Gräbern 
von Beni-Hassan in Aegypten findet man Wandgemälde mit Glasarbeiten; 
in den Räumen des Palastes von Ninive wurde eine Vase von gninem 
Glase, eiforinig, 31]," hoch, mit dem Namen Sardon's in Keilschrift ver- 
sehen, gefunden. Die Geschichte von der Eriindung des Glases durch die 
Phönizier, wie sie Plinius erzählt, ist längst als eine Fabel anerkannt, so 
gewiss es ist, dass es in Tyrus und Sidon sehr früh Glasfabriken gegeben 
hat. In dem Besitze des Herrn Slade in England befindet sich eine Schale 
von Purpurglas mit weisslichen Henkeln von unzweifelhaß phönizischem 
Ursprung, wenn auch aus einer erst spätem Zeit, wie die griechisch-römi- 
sche Inschrift nachweist. Die Glasfabiication in Aegypten und Phönizien 
dauerte bis in die späte römische Kaiserzeit. Nicht wenige von den Glas- 
fragmenten, die sich in dem Besitze des Museums beünden, sind offenbar 
orientalischen Ursprungs; zwei Glasperlen sind, nach den Nachweisungen 
des Herrn J. Brinkmann, in Grüsse und Form ganz übereinstimmend 
mit jenen, die sich in nordischen Gräbern und in Amerika erhalten haben 
und von Sachkennem als phönizische Handelswaare bezeichnet werden. 
Auch das grösste der ganzen Geiässe ist ein Alabastron griechisch-ägypti- 
schen Ursprunges; die kleineren amphoraartigen werden in die Reihe jener 
gerechnet, die mehr griechischen Ursprunges sind. N 
Die Grieche n scheinen das Glas sehr spät kennen gelernt zu haben. 
Lange Zeit hat es den Rang eines Edelsteines gehabt; in den "Wolken" 
des Aristophanes wird es M009 (Stein) genannt, wie bei den spätem Schrift- 
stellern (Achill. Tab. II. 3) der Krystall iiulog öppuypävq (ausgegrabenes 
Glas) genannt wird. Was Herodot (11. 69.) geschmolzene steinerne Ohr- 
gehänge (alpnjputu M'bala gmvl) nennt, wird auf Glas bezogen. Die erste 
Erwähnung des Glases als solchen bei den Griechen kommt bei Aristo- 
pbanes (in den Acharnern 73) vor; dort wird von gläsernen Geschirren 
gesprochen; das Glas wird dort, wie bei Herodot, dem Golde gegenüber- 
gestellt und als eine Kostbarkeit betrachtet. 
In päteren Zeiten war bei den Griechen das Glas vielfach in Ge- 
brauch. Pausias, ein griechischer Maler aus der Mitte des 4. Jahrb. vor 
Chr. Geb., malt die Metbe aus einer gläsernen Schale trinkend; bei der 
Beschreibung des Hochzeitsmales des Macedcniers Karamos wird einer 
Schüssel aus Glas, zwei Ellen im Durchmesser, gedacht. 
In der römischen Kaiserzeit war das Glas ein vielbenützter Ge- 
brauchs- und Luxusartikel. Die berühmtesten Glasgefasse des Altertbumes, 
die sich erhalten haben, gehören der Kaiserzeit an. Die Portlandsvase, be- 
stehend aus einem blauen durchsichtigen und darüber einem weissen opaken 
Glasiluss, wovon der obere caelirt ist, wurde in dem s. g. Grabmale des
	        
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