Es kann uns jetzt, wo man erst anfängt, diese in seiner Art einzige
Sammlung zu stndiren, nicht einfallen, etwas Erschöpfendes über dieselbe
zu sagen; wir müssen uns mehr mit Andeutungen allgemeiner Art über
die Geschichte des Glases begnügen.
Die Geschichte des Glases weist nach dem Orient. In den Gräbern
von Beni-Hassan in Aegypten findet man Wandgemälde mit Glasarbeiten;
in den Räumen des Palastes von Ninive wurde eine Vase von gninem
Glase, eiforinig, 31]," hoch, mit dem Namen Sardon's in Keilschrift ver-
sehen, gefunden. Die Geschichte von der Eriindung des Glases durch die
Phönizier, wie sie Plinius erzählt, ist längst als eine Fabel anerkannt, so
gewiss es ist, dass es in Tyrus und Sidon sehr früh Glasfabriken gegeben
hat. In dem Besitze des Herrn Slade in England befindet sich eine Schale
von Purpurglas mit weisslichen Henkeln von unzweifelhaß phönizischem
Ursprung, wenn auch aus einer erst spätem Zeit, wie die griechisch-römi-
sche Inschrift nachweist. Die Glasfabiication in Aegypten und Phönizien
dauerte bis in die späte römische Kaiserzeit. Nicht wenige von den Glas-
fragmenten, die sich in dem Besitze des Museums beünden, sind offenbar
orientalischen Ursprungs; zwei Glasperlen sind, nach den Nachweisungen
des Herrn J. Brinkmann, in Grüsse und Form ganz übereinstimmend
mit jenen, die sich in nordischen Gräbern und in Amerika erhalten haben
und von Sachkennem als phönizische Handelswaare bezeichnet werden.
Auch das grösste der ganzen Geiässe ist ein Alabastron griechisch-ägypti-
schen Ursprunges; die kleineren amphoraartigen werden in die Reihe jener
gerechnet, die mehr griechischen Ursprunges sind. N
Die Grieche n scheinen das Glas sehr spät kennen gelernt zu haben.
Lange Zeit hat es den Rang eines Edelsteines gehabt; in den "Wolken"
des Aristophanes wird es M009 (Stein) genannt, wie bei den spätem Schrift-
stellern (Achill. Tab. II. 3) der Krystall iiulog öppuypävq (ausgegrabenes
Glas) genannt wird. Was Herodot (11. 69.) geschmolzene steinerne Ohr-
gehänge (alpnjputu M'bala gmvl) nennt, wird auf Glas bezogen. Die erste
Erwähnung des Glases als solchen bei den Griechen kommt bei Aristo-
pbanes (in den Acharnern 73) vor; dort wird von gläsernen Geschirren
gesprochen; das Glas wird dort, wie bei Herodot, dem Golde gegenüber-
gestellt und als eine Kostbarkeit betrachtet.
In päteren Zeiten war bei den Griechen das Glas vielfach in Ge-
brauch. Pausias, ein griechischer Maler aus der Mitte des 4. Jahrb. vor
Chr. Geb., malt die Metbe aus einer gläsernen Schale trinkend; bei der
Beschreibung des Hochzeitsmales des Macedcniers Karamos wird einer
Schüssel aus Glas, zwei Ellen im Durchmesser, gedacht.
In der römischen Kaiserzeit war das Glas ein vielbenützter Ge-
brauchs- und Luxusartikel. Die berühmtesten Glasgefasse des Altertbumes,
die sich erhalten haben, gehören der Kaiserzeit an. Die Portlandsvase, be-
stehend aus einem blauen durchsichtigen und darüber einem weissen opaken
Glasiluss, wovon der obere caelirt ist, wurde in dem s. g. Grabmale des