mit mehr Talent für historische Kunst an und für sich als für Composiüonen
für technisch-künstlerische Zwecke sich mit Cartons für Glasmalerei be-
schäftigen. Wir hätten in Oesterreich demnach alle Elemente, um auf dem
Gebiete der Glasmalerei in der deutschen Kunst der Gegenwart eine erste
Rolle zu spielen, wenn in den weiten Gebieten der österreichischen Monarchie
überall Einsicht in das vorhanden wäre, was diesem Kunstzweige üommt,
und wenn den österreichischen Künstlern in Oesterreich selbst der Markt
gesichert sein würde. Aber mancher Schritt ist zu thun, bis dieses Ziel
erreicht sein wird.
Es ist daher nothwendig, dass das österreiehiche Museum auf diesen
Zweig der Kunst und Kunstindustrie Oesterreichs ein ganz besonderes Ge-
wicht legt. Die Ausstellung der einheimischen Ateliers Geyling, Mader,
Stadl, Neuhaus er und Salviati geht gleichen Schritt mit der Ausstellung
der ausländischen Anstalten in München, Aachen und von Werken der
mittelalterlichen Glasmalerei. In dem gegenwärtigen Augenblicke ist der
Besucher durch die Ausstellung mehrerer Werke aus der Glasmalerei-
Anstalt von J. "Geyling in Wien erfreut.
An dem Geyling'schen Fenster, für welches Glas aus einer böh-
mischen Fabrik verwendet wurde, ist die technische Ausführung des Glas-
malers untadelhaß. Ueber die Cartons, nach welchen die Glasfenster aus-
geführt sind, herrscht unter Fachkennern verschiedene Meinung. Einige
sind der Ansicht, dass die Richtung des Historienmalers, der die Cartons
zu den Geylinghchen Glasmalereien angefertigt hat, zu modern-natura-
listisch ist, um für die Zwecke der Glasmalerei zu dienen. (W. Z.)
Ein Vortrag über Raphael Donner.
Im Vereine fiir Landeskunde von Niederösterreich hielt Herr Archivar C. Weiss
am 2. d. M. einen interessanten Vortrag über Raphael Donner unter besonderer
Rücksicht auf die im österr. Museum ausgestellten Werke. In der Einleitung
seines Vortrages erörterte der Sprecher den Stand der Bildhauerkunst in Wien unmittelbar
vor der Zeit des Raphael Donner, hinweisend auf die misslungenen Denksiiulen am Hof,
am Graben u. 5., die meist von Italienern angefertigt, der zweiten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts angehören. Auch R. Donner, der seinen Unterricht im Stifte Heiligenkreuz von
Ginliani, einem ganz mittelmiissigen Bildhauer, erhalten hatte, war in der ersten Periode
seines künstlerischen SchaGens nicht frei von der nianierirten und unschönen Darstellungs-
weise dieser Zeit. Von den im Museum ausgestellten Werken gehören hieher der h. Fran-
cisens und die Kreuzubnnhme. Von Heiligenkreuz weg ging der 2Ujährige Künstler nicht,
wie es allgemein Uehnng war, nach Italien, sondern nach Wien, Italien hat Donner über-
haupt nie geschaut. An der Wiener Akademie, welche Donner besuchte, War für die
Plastik zu jener Zeit wieder das Studium nach der Natur und nach antiken Kunstwerken
als Grundsatz aufgestellt worden; ein Umstand, der für die spätere Entwicklung Donner's
entscheidend war. Weder bei der Aussehmückung der Carlskirohe, noch bei dem Monu-
mente am hohen Markte und den zu jener Zeit entstandenen zahlreichen Palästen finden
wir indess sein Talent verwendet. Gekränkt und missmuthig kehrte R. Donner unserer
Stadt im Alter von 34 Jahren den Riidren und ging an den bischötl. Hof nach Salzburg,
wo er - in welchem Masse, ist noch unbestimmt -- an der plastischen Ausschmückung
des eben vollendeten Schlosses Mirsbell Antheil nslnn. Nach zweijährigen: Aufenthalte in
Salzburg sehen wir den Künstler nach Pressburg über-siedeln. Der Aufenthalt in dieser