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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1866 / 6)

Concurrenz ertragen und allnxälig auch besiegen konnte. - Der Verfasser dieses Aufsatzes 
befürwortet in warmen Worten die Einführung der Lehrwerkstiltten in Oesterreich. Er geht 
zugleich auf eine Kritik des_ Unterrichtssystemes in den Volkes, Gewerbe- und Realscbulen 
Oesterreichs in so wohlwollender und zugleich lehrreicher Weise ein, dass wir nicht zweifeln, 
seine Worte werden in einem Augenblicke, wo die Reform dieser Schulen eine Lebens- 
bedingung der Existenz der Völker Oesterreichs geworden ist, nicht ohne Wirkung bleiben. 
Das Programm, welches dieser ganz vortretfliche Aufsatz ausspricht, wurzelt in dem Ge- 
danken, dass die Verjüngung der wirthschaftlichen und financiellen Kraft 
des Kaisarstaates durch die Reorganisation der Schule bedingt sei. 
Ein lehrreiches Buch ist Alfred Tylor's „Industrie und Schule", Stuttgart, 
Nitschkc, 1865, das auf Veranlassung der k. wiirtembergischen Centralstelle tiir Handel und 
Gewerbe von B. v. Gugler deutsch bearbeitet wurde. Hr. Tylor, Giessereibesitzer in 
London und daneben Vorstand im Comite einer Londoner Schule, bekennt sich zu den in 
England zahlreichen „voluntary part", welche alle Angelegenheiten der Schule den freien 
Entschliessungen der Eltern und freiwilligen Geldbeitriigen von Schulfreunden überlassen 
wissen uollen. Tylofs Ansichten passen, wie Dr. v. Steinbeis an den Uebersetzer schrieb, 
allerdings nicht uru-nitmlbar auf unsere deutschen Verhältnisse, aber es ist sehr interessant, 
die Meinung eines vielseitig erfahrenen Mannes der Industrie über Schule zu hören. Zudem 
behandelt er in mehreren Partien die Frage über Formschiinheit und Verzierung, über 
Zeicbenschnlen, also über Therna's, die für unsere Leser ein specitiscbes Interesse haben. 
Die deutsche Literatur ist in der jüngsten Zeit durch eine Reihe von illnstrirten 
Prachtwerken bereichert worden. In erster Linie sind zu nennen die „Kleinodien des 
deutschen Ritterordens", im Auftrage Sr. k. Hoheit Erzherzog Wilhelm beschrieben 
und erläutert von Dr. B. Dudik, 0. L. B., mit sechzig von J. Weselsky trefflich an- 
gefertigten photogralischen Tafeln. Wien 1865. Für das österr. Museum hat dieses Werk 
ein ganz besonderes Interesse. Die Kleinodien des deutschen Ordens sind in diesem Augen- 
blicke im österr. Museum ausgestellt; der Verfasser des Textes gehört dem Kreise der 
Correspondenten des Museums an. Dr. B. Dudik ist zugleich Historiker und Arcblolog 
und hat in dem sehr ausführlichen Texte eine Reihe von werthvollen Daten niedergelegt. 
welche insbesondere der deutschen Kunstgeschichte zu Nutzen kommen werden. Diejenigen, 
welche den deutschen Ordensschatz gegenwärtig im Museum studiren, erhalten in dem 
Dudik'schen Werke einen so verlässlichen und gelehrten Führer, wie es bei wenigen 
Sammlungen von Kleinodien der Fall ist. 
J. H. v. Hefner-Altenek hat die Original-Entwürfe deutscher Meister 
für Prachtrüstungen französischer Könige veröffentlicht (München, F. Bruckmnnn). 
Die Zeichnungen gehören der deutschen Renaissance und Metallarbeit an und sind für alle 
Künstler und Ornamentisten, welche sich mit dem Studium der Renaissance beschäftigen, 
von ganz besonderem Interesse. Zugleich erfährt die deutsche Kunstgeschichte des 16. Jahr- 
hunderts eine wesentliche Bereicherung. Es herrscht in allen Nachbarstaaten das Streben, 
die deutsche Arbeit fremden Nationen zu annexiren und so galten Mailänder und Franzosen 
lange Zeit als Verfertiger jener Prachtrüstungen, welche im deutschen Reiche (Augsburg, 
München, Innsbruck u. E.) gearbeitet wurden. Der Münchener H. Mielich (l5l5-l572), 
Christoph Schwarz (gest. zu München 1597), Hans Bol, Hans Bocksberger, Hans 
Burkmair der Aeltere und Jüngere, Wilhelm Suchenhofer, Desid. Rolman u. A. m. 
waren jene „Plattnerß die für die kunstliehendan Fürsten am österreichischen und bayrischen 
Hofe jene Rüstungen gearbeitet haben, die man für wälsche Arbeit gehalten hat. 
In die Reihe der Werke, durch welche die Geschichte der Kunsttechnik eine wesent- - 
liche Bereicherung erfahren hat, ist dasPrachtwerk ,die Anfänge der Druckerkunst 
in Bild und Schrift in deren frühesten Erzeugnissen in der Weigefschen Sammlung 
erläutert von T. O. Weigel und Dr. A. Zesternxann" (Leipzig, T. 0. Weigel, 2 Bde. 
Fol.) zu zählen. Der erste Band behandelt den Zcugdruck (ein Exemplar eines Zeugdrnckes, 
ein Messgewand, ist im Museum ausgestellt), den iletallschnitt, die in Metallrahmen ein- 
gesetzten Holzschnitte, die Holzschnitte, der zweite Band die xylogrgphischen Werke, Spiele 
karten, Schrotblätter, Zinkdrucke, Kupferstiche, typographische Werke und gibt lcbliesslich 
ein Register der Wasserzeichen des Papiers. Die Herausgabe dieses Werkes von vertrei- 
licher typngraphischer Ausstattung ist ein Ebrendonkmal, das sich T. O. Weigel ge- 
setzt hat. 
Vorlesungen im Huueum. 
(Fnriuetzuug m" dem Februlr-Hefte.) 
(Vorlesungen dn-s Cuslos l-"nlka über die Eptwlekelulng du modernen 
Gesehmnckes.) Fünfte Vorlesung. Die Kaution gegen den Barockstyl trat in 
Italien, mit welchem Lande der Redner sich zunächst beschäftigte, in zwei verschiedenen
	        
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