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Lapo zurückgefuhrten Bau aus der Mitte des 13. Jahrhunderts erhalten
haben, während die spitzbogigen Fenster mit mässigem Schmuck, die
bescheidenen Gesimse und Zinnen den Erneuerungen des Agnolo Gaddi
oder Neri di Ficravanti vom Jahre 1345 angehörenÜ. An malerischer
Wirkung übertrifft den Eindruck der ernsthaft schlichten Facade der präch-
tige Hof, dessen Freitreppe in die nunmehr wieder geöffnete und mit er-
nenertem herrlichen Wandschmuck gezierte Halle des ersten Stockes mündet.
Mit den offenen, ebenfalls durch farbige Wappen und Arabesken decorirteu
Bogengängen des Erdgeschosses, die Wände über den Arkaden und längs
der Treppe bedeckt von den meist trefflich sculptirten YVappen der Po-
testäfs, dürfte ihm kein ähnliches harmonisch-ernstes Denkmal mittelalter-
lichen Profanhaues zur Seite stehen, als etwa der Hof der Meissner Alb-
rechtsburg. Hervorzuheben ist, dass die Restauration in jeder Beziehung
mustergiltig heissen darf. Architekten von Fach bestätigen dies bezüglich
der baulichen Ausführungen, für die decorative llrlalerei kann der Schreiber
dieser Zeilen versichern, dass der Unterschied der ächt erhaltenen Theile
mit den Erneuerungen kaum zu verfolgen ist. Man hat den bei uns so
oh ausser Acht gelassenen, einzig richtigen Grundsatz befolgt, die farbige
Decoration so herzustellen, als wäre sie verhältnissmässig wohl erhalten,
d. h. mit dem Ton des Alters, nicht als wäre sie neu. Dem letzteren Ver-
fahren verdanken wir die bei aller Stilgerechtigkeit unerträglichen bunten
Veranstaltungen zahlreicher mittelalterlicher deutscher und französischer
Bauwerke; hier hat man die Farbe der restaurirten Theile genau nach
dem gedämpften Ton der erhaltenen Reste gestimmt und der durchgehende
in Fresco ausgeführten Malerei durch Ueberziehen mit einer bräunlichen
Milchfarbe eine vortredliche Patina gegeben, welcher selbst die durch
leichtes Abreiben mit Sandpapier hervcrgebrachten Bisschen und Sprünge
nicht fehlen. Der Leiter sämmtlicher Decorationsarbeiten , Ferdinando
Segoni , hat so der Arbeit des Architekten, Commre. Francesco Maz zei,
eine für jeden Kunstfreund wahrhaft erfreuliche Vollendung verliehen.
Die Schätze des Museums selbst sind leider noch nicht kntalogisirt,
die nachstehenden an Ort und Stelle gemachten Notizen wurden freund-
lichst durch ein Mitglied des Comitefs, Herrn Campani, von der Direc-
tion der Ufficien-Gallerie, so weit nöthig ergänzt.
Die Erdgeschosshallen werden nach und nach die wichtigsten Scul p-
turen, welche bei der bevorstehenden Aufhebung der Klöster, bei der
unvermeidlichen Zerstörung von Palästen etc. heimathlos und schutzlos
werden, beherbergen. Unter den bereits aufgestellten Werken sind zwei
Früh-Renaissance(Brunnenschalen und ein grosses farbig glasirtes Relief
der Geburt Christi von Giovanni Andrea della Robbia (bez. 1521) be-
') Die ausführlichen Untersuchungen über die Baugesehichte und den Widerspruch
von VßsarPs Nachrichten mit den urkundlichen Beweisstücken s. in Pas serini L. Del
Pretorio di Firenze; Hrenze 1866, 8. S. 17 und Uccelli. G. B. H, Pglnzzu de] Pobegßg,
Etid. 1863. S. 190. fg.