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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1866 / 9)

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Seite gestellt werden; für die Art, wie namentlich Türkisen verwendet 
werden, können sie nicht genug stndirt werden. Ein Nebeninteresse bieten 
alle diese Gegenstände noch dadurch, als wir, was bei Werken orientali- 
scher Kunst schwer ist, einigermassen ihr Alter bestimmen können, indem 
sie schon in den lnventaren vom Anfang des 17. Jahrhunderts erwähnt 
werden. 
Unter den feineren Arbeiten der europäischen Goldschmiedekunst 
zeichnen sich eine Anzahl Rosenkränze aus, s. g. Zehenter, wie sie die 
Mitglieder des Ordens zu gebrauchen pflegten, welche aus zehn oder elf 
Kugeln bestehen und an einem Ringe, der sich am Ende der Schnur be- 
findet, am Daumen getragen wurden, zierlich vollendete Werke des 16. Jahr- 
hunderts; ferner ein paar Forgo (ungarischer Hutschmuck) mit kleinen, 
emailhedeckten goldenen Figuren, und eine Anzahl kleinerer, höchst rei- 
zend ausgeiiihrter Gegenstände von edlem Metall und Steinen, die man 
heute als Nippsachen bezeichnen würde, alles Arbeiten derselben Zeit. 
Ihnen schliessen sich eine Reihe Gefasse von Jaspis, Achat, Onyx, Ne- 
phrit u. s. w. mit reizenden Goldfassungen an. Unter den grösseren Ar- 
heiten der Renaissance leuchtet vor allem ein Pocal, welcher noch der 
ersten Hiillie des 16. Jahrhunderts angehört und in kunstvoll getriebener 
Arbeit auf allen Theilen eine Reihe von Ereignissen aus der Geschichte 
Kaiser Karl's V. in reichen iigilrlichen Darstellungen enthält. Es dürfte 
in jedem Falle eine der merkwürdigsten und bedeutendsten Goldschmiede- 
arbeiten jener kunstreichen Zeit sein. Ihm zur Seite treten eine Reihe 
anderer Weinkannen und Trinkgefasse des 16. Jahrhunderts, theils Meisterv 
stücke in Bergkrystall mit Gold- und Silberfassung und Emailverzienmg, 
theils durch ihre eigenthiimliche Form und Behandlung bemerkenswerth, 
indem sie Thiere, wie Hunde und Hirsche, darstellen, theils aus Cocus- 
schalen und Strausseneiern gebildet, wie sie die Goldschrniedekunst jener 
Zeit in Silber zu fassen und als Trinkgefasse zu benützen liebte. Von 
Krystall, welches die heutige antiquarische Liebhaberei so hoch zu schätzen 
pflegt, ist besonders ein ganzes Essbesteck mit zwei mächtig breiten Vor- 
legcmessern, an dessen sämmtlichen Gegenständen die Grille von dem ge- 
nannten Mineral bestehen. Zur Zierde der Tafel sind noch eine Reihe 
Schalen, Salzfässer und andere Geräthe vorhanden, welche im wirklichen 
Gebrauche der Hochmeister standen; neben ihnen noch zwei Silberschslen, 
allerdings reine Ziergeräthe, welche in ihrem Innern mit kupferstichartigen 
Nielloarbeiten verziert sind, zwei religiöse Gegenstände nach Bassano, 
gravirt von Theodor de Bry, in ihrer Art ganz ausgezeichnete Arbeiten. 
Allen diesen Werken der Renaissance gegenüber sind die Gegen- 
stände aus dem eigentlichen Mittelalter, welche im Schatz einst zahlreich 
vorhanden waren, heutzutage an Zahl und Werth nur unbedeutend. Doch 
heiinden sich einige nennenswerthe Gegenstände darlmter, wie z. B. eine 
Deutsch-Ordenskette aus dem 15. Jahrhundert mit dem Bilde der h. Maria 
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