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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1866 / 10)

Vorl esu ng eii im Iuleum. 
4') (Bandlrecior llupperfs Vortrage über seine Entwürfe für Ueber- 
briiekungen grnssi-rSpnnnwelten.) Baudirector v. Ruppert führte in seinenVors 
trägen am 2G. Fahr. und 7. Mai d. J. ein zahlreich versiunrneltes Auditorium ein gut Stück 
Weges unserer Gegenwart voraus. 
Herr v. Ru p pert entwickelte die Umstände, welche seine Aufmerksamkeit schon 
seit längerer Zeit auf die als eine Hauptweltlinie zu betrachtende Bahn nach Constantinopel 
und von da weiter durch Klein-Asien an den persischen Golf und nach Indien gelenkt; 
vorzüglich war es der Umstand, dass der Hauptstamm dieser Orient-Weltbiihn an der Grenze 
von Oesterreich, in Belgrad-Semlin endiget, um sich von da in verschiedene Aeste zu 
tlieileri, welche alle den Kaiserstaat Oesterreich in langgestrcektcn Linien durchziehen, die 
sich jenseits desselben bis zum atlantischen Oceau an den Küsten Portugals und Spaniens, 
bis zum Cansl, zur Nord- und Ost-See erstrecken und welche vice vorm als Saug-Aeste überall _ 
her den Verkehr dem Hauptstemni der Orient-Weltbahn bei Seinlin-Belgrad zuführen. 
Die enorme Wichtigkeit dieser Orient-Welthahn für die Befruchtung und Hebung 
des Verkehrs in Oesterreich biirge dafür, dass das Zustandekommen derselben von öster- 
reichischer Seite werde kräftigst gefördert werden. Aber auch fiir England sei es, um den 
Handelsvortheilen, welche Frankreich von der Ausführung des Suez-Cannlprojectes erwartet, 
ein Paroli zu bieten, zwingende Nothweiidigkeit, jene Bahn zu bauen. Bei genauerer Untere 
suehung lassen sich übrigens die früher angenommenen nebelhaften Schwierigkeiten einer 
Bahnfiihrung über das Balkan-Gebirge in ganz gewöhnliche Verhältnisse auilösen. So sei 
z. B. die Wasserscheide auf der Rente Belgrad-Sslonik immer mit 9000 Fuss Meereshöhe 
angegeben werden, withrend der österreichische Consul Hahn durch Bereisung und baro- 
metrische Iiöhemncssnngen ermittelt habe, dass eben jene Wasserscheide nur 1300 Fuss 
Meereshöhe besitze. So betragen die Maximalsteigungen einer Bahntrace Belgrmd-Cunstnn- 
tinopel zwischen Nissa. und Seiis. 1:80, sonst überall höchstens 1:100 und mehr, was also 
durchgehends ganz gewöhnliche Steigungsverhältnisse seien. 
So wie nun europäischerseits ein Stück dieser Welthahn auf türkischem Gebiete 
schon im Bau begriffen sei: Constantinopel-Adrianopel, so sei auch asiatischerseits schon 
eine lebhafte Thätigkeit Englands zu constatiren zur Errichtung von Babnzügnn, welche 
theils provisorische Ersatzstiicke mit der Ansniündnng an nächstgelegene Seehäfen, theils 
Partien der künftigen Hauptweltbahn selbst sind. 
Die Verbindung dieser Theile von Europa nach Asien hinüber habe nothwendig 
bei Constantinopel über den Bosporus siattznlinden. Der Bosporus hat seine engste, nur 
etwas über 700 Schritte in der Breite messende Stelle ungefähr in der Mitte seiner Länge 
bei Rumeli-Hissar, wo auch bezüglich der Tiefe der Meeressohle die günstigsten Verhält- 
nisse obwaltcn. Redner verdankt die Mittheilung genauer hydrographischer Messungen 
und Erhebungen dem Herrn FZM. Baron Hauslab, welcher längere Zeit Studien halber 
in Constantinopel verweilte. Es geht daraus hervor, dass der Bosporus aus einzelnen sich 
ausweitenden tiefen Becken besteht, welche wieder durch Schwellen von einander getrennt 
sind, deren Sohle höher heraufragt und deren Uferdistanz geringer ist. Eine solche Schwelle 
und zwar die obgenannte engste bei Rumeli-Hissar wäre zum Bau einer Verbindungsbr ücke 
zwischen Europa und Asien auszuersehen. Die submarine Terrainkarte Baron Hauslalfs 
weiset dort in der Mitte des Wasserarmes eine Tiefe von 40 Klaftern aus, zu tief, als dass 
daselbst von einer Pfeilergriindung so leicht die Rede sein könnte. Bei einer Disposition 
der Brücke mit einer mittleren Oeüiung von 650 Fuss und zwei Seitenöifnungen von 
500Fuss aber wird diese tiefste Stelle überspannt und kommen die Wasserpfeiler in Tiefen 
von circa ü) Klettern zu erbauen. Die Landfesten bei der Gesamrntlänge der Brücke 
von 1650 Fuss treifen ziemlich mit dem natürlichen Uferrande zusammen. 
Das von Rupp ert für die Bosporus-Brücke in Aussicht genommene Ueberbriiokungs- 
system ist ein von allen bisherigen Brückenconstructionen wesentlich verschiedenes. In 
den Pfeilern einer Brücke und insbesondere in den eisernen Röhrenpfeilern liegt verborgen 
und unausgenüizt eine riesige Kraß, deren Nutzbarmachung fir die Ueberbriickungscon- 
struction er sich zur Aufgabe gemacht hat. Es ist dies das beträchtliche Widerstands- 
vemiögen eines solchen Pfeilers gegen Biegung, welches ausgenützt werden kann, sobald 
') Der Inhalt dieser vnmige sei-dm lwll nicht Iliiiiiittlilblr die Sphäre des Museums und jenen Kreis 
von Gegeustinden, auf welche die „lditthellungerN nach dem Programm dieses Blattes Bedlßht lu nehmen haben. 
Nachdem jedoch die Aquarelle Aug. Sehi tun , welche die Projecte des Ben-n Baudirectors nnppsr: iiin- 
BIÜTQII, durch lingere Zeit ini Museum Ausgestellt gewesen lllld und dabei am: der wnnmi auhluchte, Niheres 
über diese Entwürfe in Erfahrung zu bringen, und nachdem Herr v. Rupp ert sich gerne bereit erklirte, einen 
Vortrag an" sein System im iinseiun um: nmnnniun, so glaubte die Dimünn dieser Anstalt, innmiu diesem 
Wunsche durch die nlchtrigliclie Aufnahme dieser Vorlesungen entgegen xnninisn lll Hüllen und es Endet au! 
diesem Grunde auch der Inhalt der Vnnrige auszugsweise in den „llittheilungentt eine Stelle.
	        
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