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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1866 / 10)

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Ueber den Beruf des Verfassers, eine ähnliche Arbeit durchzuüihren, 
glauben wir nicht nöthig zu haben etwas zu erwähnen. Der gelehrte Pro- 
fessor der Physiologie an der Wiener Universität ist wohl die erste wissen- 
schahliche Autorität fiir alle jene Fragen, welche direct oder indirect mit 
der Physiologie der Farben im Zusammenhange stehen. Die Sitzungs- 
berichte der k. k. Akademie derWissenschaRen in Wien enthalten seit einer 
Reihe von Jahren Abhandlungen Brückds -- über die Farben, welche 
trübe Medien im auffallenden und durchfallenden Lichte zeigen; über den 
Metallglanz; über den Nutzeifect intermittirender Netzhautreizung; über 
Erganzungsfarben und Contrastfarben u. s. f. - welche sich auf den phy- 
sicalisch-physiologischen Theil der Farbenlehre beziehen. Die Reihe von 
Erfahrungen, welche Prof. Brücke im laufe der Jahre gemacht hat, er- 
scheinen nun zu einem einheitlichen Ganzen verarbeitet, nachdem sich der 
Gelehrte, der als Curator des Museums auch unserer Anstalt angehört, mit 
einer Uneigennützigkeit, die in den Annalen der Wissenschait eine eben so 
seltene als erhebende Erscheinung ist, bereit erklärt hat, einem Wunsche 
nachzukommen, der von Seite des Museums dem Verfasser gegenüber aus- 
gesprochen wurde. Was für die Kreise der Kunstteehniker die Arbeit 
Brückds besonders bedeutsam macht, ist nicht nur der Umstand, dass 
der Verfasser seit einem Jahrzehent an der Spitze der Forscher auf diesem 
Gebiete steht, nicht blos Bekanntes darzustellen, sondern auch Neues zu 
sagen in der Lage ist, sondern auch der ganz besonders günstige Umstand, 
dass Brücke als Sohn eines Malers und durch einige Jahre als Lehrer 
der Anatomie an der Akademie der bildenden Künste in Berlin ange- 
stellt, im steten Verkehre mit Künstlern, sich frühzeitig gewöhnt hat, die 
Lehren der wissenschaftlichen Optik im Zusammenhange auf künstlerische 
Zwecke zu betrachten. 
Das Buch zerfällt in zwei Abtheilungen; die erste Abtheilung 
enthält die Lehre von den Farben und ihrer Entstehung, sie ent- 
hält Thatsachen, welche theils längst wissenschaftliches Gemeingut, theils 
erst in neuerer Zeit eruirt, aber durch bestimmte unzweifelhaite Beweise 
festgestellt sind. Die z w e it e Abtheilung behandelt die Zusammen- 
stellung der Farben; hier handelt es sich um Gegenstände der Con- 
troverse, und türKunsttechniker ist es auf diesem Gebiete ganz besonders 
lehrreich, die Ansichten eines Naturforschers zu erfahren, der in der Lage 
ist, über die Theorie der Farben und ihre Entstehung ganz positiv vom 
Standpuncte der heutigen Wissenschaft aus sprechen zu können. ,Ich würde 
es auch sicher Künstlern und Kunstgelehrten überlassen haben," so spricht 
sich der Verfasser im Vorworte über die zweite Abtheilung aus, „die Lehre 
von der Zusammenstellung der Farben zu bearbeiten, wenn Aussicht vor- 
handen gewesen wäre, es werde von ihrer Seite die breite Kluft zwischen 
Kunst und Naturwissenschah überbrückt werden. Da ich nach den bis- 
herigen Erfahrungen nicht hoffen konnte, dass dies in nächster Zeit be- 
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