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fällt zunächst auf, dass sich die Technik heutzutage nicht oder höchst selten
zu Gefässbildungen aufzuscbwingen vermag, sondern sich am liebsten auf
Spielereien beschränkt. Dann bemerkt man, dass die alten Gläser dieser Art
sich vor den neueren ganz bestimmt durch eine höchst gefällige Verbin-
dung opuker und durchsichtiger Glasflüsse auszeichnen. Der Verlauf opaker
oder in sich wieder opak und durchsichtig zusammengesetzter Elemente
in durchscheinender oder durchsichtiger Grundmasse bringt anmuthige
Abstufungen imd Farbenmisehungen hervor. Bei den aus Röhrenkränzen
zusammengesetzten Blttthen zeigt jedes, einzelne Blatt der letzteren eine
zarte Schattirung. Ausserdem sind die Farbenzusammenstellungen selten
crass und scheinend, sondern überwiegend geschmackvoll, nicht aus un-
bestimmt-kalten und gesucht-zarten, sondern warmen, kräthg leuchtenden
Tönen componirt; - dies Alles bietet uns zu lernen.
Die Onyxnachahmungen der jetzigen Fabriken lassen sich nicht
dem vergleichen, was wir hier erreicht sehen. Wieder die schöne Verbin-
dung durchscheinenden und ganz zurückgeworfenen Lichtes. Daneben der
Kunstgriff, die verschiedenen gelblich-braunen bis schwarzen Bänder des
Onyx durch eingeschaltete schmale blaue Streifen zu trennen und zu heben.
Wäre durch Umeinandenollen verschieden dicker und gefärbter Glasplat-
ten, deren Walzen, Quetschen etc. die Nachahmung der Steine gelungen,
müsste die Masse um die vollkommene Wirkung zu sichern auch durch
Schleifen als Stein behandelt, zum wenigsten das Geblasene übergeschlilfen
werden. Auch das bedachten die Alten.
Die Mosaike endlich würden, nach denselben Grundsätzen der Farben-
wahl und der Abstufung durch Wechsel opaken und durchscheinenden Gla-
ses behandelt, keine geringe Rolle in Schmucksachen, Verzierxmgen von
Chatullen, Buch- und Albumeinbänden und unzähligen ähnlichen Gegen-
ständen der Luxusindustrie spielen können, zumal ihre Herstellung eine
gewissermassen fabriksmässige ist. Aus dünnen Glasstäben wird ein Stab
so zusammengeschweisst, dass er im Durchschnitt ein bestimmtes Muster
zeigt; ohne dass letzteres verwischt würde, lässt sich der durch Erbitzung
weichgemachte Stab zu beliebiger Dünne ausziehen. Die feinen Zucken
eines Blattmndes sind durch Klammerzangen leicht in den weichen Stab
zu pressen, dieser dann mit der Grundmasse zu umhüllen. Aus verschie-
denen so erhaltenen Stäben wird nun das beabsichtigte grössere Muster
zusammengesetzt, wobei darauf zu achten, dass beim Zusammenschweissen
die einzelnen Theile ohne Verschiebung aneinanderpassen. Dies grössere
Muster ist wieder durch Ausziehen des erweichten Stabes zu verfeinern,
dann zu complicirteren Ornamenten oder Darstellungen zu verwenden
u. s. f. Die Schwierigkeit bei feinerer Arbeit liegt hauptsächlich wohl darin,
die Elemente der Stäbe so zu wählen, dass sie sich beim wiederholten
Erhitzen und Abkühlen gleichmässig ohne Zerrung ausdehnen und zusam-
menziehen. Jeder Abschnitt der endlich erhaltenen Glasstange wird das