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ausgeführt hat - die unglaublichsten Honorare bezogen hatte, tief verschuldet und lomit
in größter Armuth das Zeitliche segnete. Und das Gleiche erfahren wir von seinen vier
Sehnen: ewige Mahnungen, Schuldgefängniss, constatirter Mangel fast jeglicher Habe
beim Tode. Von geschichtlichem lnteresse ist blos die Nachricht, dass der jüngste und
überlebende unter den Brüdern, Charles Joseph, in seiner Dienstwohnung im Louvre
den nachmals so berühmten Mobelkünstler Oeben zum Aftermiether gehabt hat. Die
Berührung des Einen mit dern Anderen wird sich kaum blos auf das Miethverhaltniss
beschränkt haben: so mag der späte Nachglanz der einstigen Blütbe des Boulleächen
Mobelstils anregend und befruchtend auf den bedeutendsten Vertreter derselben Kunst im
Zeitalter Ludwigs XV. eingewirkt haben. Rgl.
e
Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Westpreußen. Herausgegeben
im Auftrage des Westpreuß. Provinzial-Landtages. Heft I-Vlll.
Danzig, Th. Bertling, 1884 u. E. hoch-4P. a Liefg. M. 6.
Von den Arbeiten auf dem Gebiete der Kunsttopographie nimmt die vorliegende
einen besonders erfreulichen Fortgang. Dies hat ohne Zweifel vornehmlich darin seinen
Grund, dass sie gänllich in den Händen eines einzigen Mannes liegt, der dem Unter-
nehmen seine ganze Kraft und Zeit widmet, und zwar eines wissenschaftlich gebildeten
Architekten, der zu dem historischen und beschreibenden Texte selbst die Zeichnungen
liefern kann, des Land-Bauinspeetors Heise in Danzig. Von den 23 Kreisen der Provinz
sind bis jetzt 15 bearbeitet. Allerdings fehlen noch so wichtige Orte wie Danzig, Marien-
burg und Marienwerder; doch enthalten die bis jetzt erschienenen Abtheilungen, ganz
abgesehen von Thorn, das heute keine bedeutende Stadt ist, aber desto größere histo-
rische Bedeutung hat, und dem Kloster Oliva, eine Fülle sehr interessanten Materials
aus kleineren Stldten und Dörfern des einstigen Ordenslandes. Das meiste bieten natur-
gemäß die Kirchen, da die festen Schlösser wohl großtentheils in den langen Kämpfen
des Deutschen Ordens und Polens um den Besitz des Landes zerstört worden sind. ln
der Architektur begegnen wir fast überall dem Rohbaustil mit durchgehenden Pfeilern
oder Lisenen und Blendnischen, den massigen, in ziemlich niedrigen Pyramiden endi-
genden Thürmen, wie er sich von Lübeck aus am ganzen Ostseeufer hinzieht. ln der
Durchbildung des Einzelnen besteht jedoch eine große Mannigfaltigkeit an Gewölb-
führungen, Friesen, Kaigesimsen, Formziegeln u. a. m. Alles dies ist, unter Mitbenutzung
alles urkundlichen Materials, durch Risse, Schnitte und sonstige Detailaufnahmcn des
Verfassers in der besten Weise veranschaulicht. Auch hat sich eine überraschend reiche
Ausbeute, namentlich in Thorn, Pelplin, Oliva etc., an schonen Altlren, Chorgestühlen,
Schreinen, Altargerathen und plastischen Werken von spatgothischer bis in die Barock-
zeit ergeben, so dass das Studium der Publication auch für das Kunstgewerbe sehr er-
sprießlich werden kann. Derartige Gegenstände sind auf - gegen 80 - Lichtdrucktafeln
wiedergegeben, die Zahl der in den Text gedruckten Abbildungen erreicht beinahe 700.
B.
Bibliographie des Kunstgewerbes.
(Vom 15. November bis I5. December 1893.,
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Kunstgewerblicher- Unterricht.
Arbeiten der österr. Kunstindustrie nus den
Jahren 1868-1893. Zum zgjähr. Jubiläum
der Kunstgewerbeschule des k. k. Oesterr.
Museums für Kunst und Industrie. (In 5
Heften.) 1. Heft. gr. Fol. lo Redir. mit
x Bl. Text und io Bl. Erläuxer. Wien,
Gesellsch. lür vervielf. Kunst. Gewohnl.
Ausg. M. 30. Luxusnusg. in farb. Kupfer-
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Bnnke, H. Zeichen-Wendvorlngen, eine
Formensnmmlung in zwanglosen Heften.
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gines de l'un chretien: I'art bynntin, Part
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Choix de leeturel sur l'histoire de l'un,
Vestbetique et Varchäologie, accompegne
de notee explieetives. historiques et bi-
bliogruphiques, conforme lux derniers
programmel de l'enseignement secoudaire
eluaique et de l'enseignement secondnire