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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1866 / 11)

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"Die in sieben Feldern vollkommen erhaltenen Bilder, Thiere des Hauses und des 
Wassers, von denen erstere in die inneren, letztere in die üusseren Felder nicht ohne Ab- 
sicht aufgenommen werden zu sein scheinen, befriedigen durch die Richtigkeit der Zeich- 
nung und der Schattirung der Farben, was wohl nur durch die Anwendung von Steinwürfel- 
chen im Ausmass von 8 Kubiklinien zu erreichen war. 
„Mit künstlerischer Composition ist die sehr präcise Einrahmung der einzelnen Bilder 
bewerkstelligt und liegt in dieser liusserst geschmackvollen Ornamentik die Hauptzierde 
dieser Mosaik. Zur Hebung der Zeichnung und der Farben sind die Contouren in 
schwarzer Mosaik durchgeführt. Als Unterlage dient eine 13 Zoll dicke Cementschichte, 
die unmittelbar auf dem horizontal abgeschürften Felsen aufgetragen ist; die Localitat, der 
die Mosaik zur Zierde diente, musste daher eine ebenerdige gewesen sein. 
„In welcher- Zeit aber mag wohl diese Mosaik angefertigt worden sein? 
_Dass wir es mit einer römischen Mosaik zu thun haben unterliegt ebensowenig 
einem Zweifel, als dass dieselbe nicht zur Ausschmückung einer, kirchlichen Zwecken he- 
stimmten oder einem Kloster zugehörigen Localitiit gedient haben konnte, wenn auch das 
kaum zehn Schritte entfernte Franciscanerkloster S. Salvator ursprünglich als Gründung 
des georgischen Königs Vschtang schon im 5. und 6. Jahrhunderte, jedenfalls aber vor 
Kaiser Justiniau l. bestanden hatte und anzunehmen ist, dass sein Besitzthum auf die 
nächstgelegenen Grundstücke sich ausgedehnt habe. 
"Diefilgerherberge in der Casa nuovn ist erst im Jahre 1565 in einer sehr noth- 
dürßigen Anlage entstanden und lässt das Klostererchiv vollkommen im Unklaren über 
die früheren Geschicke dieses Platzes. 
„In dem Hofraum der Casa nuova befinden wir uns in jenem nordwestlichen Theile 
der Stadt, der nach Josephus Flavius Ant. XIV. 13. 4. die Vorstadt, vrgniourstov, von Zion, 
genannt wurde und erst durch Errichtung der dritten Mauer unter Herodes Agrippa I. in 
die Stadt einbezogen wurde. Schult: glaubt gerade in diese Gegend das Lager des Titus 
verlegen zu müssen, nachdem dieser sich nach einer Mtligigen Belagerung jener dritten 
Mauer, die Josephus, als in dem Heere der Bslagerer befindlich, die erste nannte, bemäch- 
tiget hatte. Jene in der Geschichte durch ihre grauenerregenden Episoden einzig dastehendo 
Einnahme und Zerstörung Jerusalems war eine zu gründlich vernichtende, um die Annahme 
zu gestatten, dass ein so leicht vertilgbares Werk als eine Mosaik jene entsetzliche Kata- 
strophe hiitte überdauern können. 
„Ueber das zweite Jahrhundert hinweg, in welchem Jerusalem als die von Hadrizn 
unter dem Namen Aelia Capitolim neu gegründete Colonie kaum zu dem Schatten seiner 
früheren Grösse und Bedeutung gelangte, kommen wir zu der grossen Bauperiode unter 
Dioclstian und Constantin den Grossen, von der das Morgenland und insbesondere Palästina 
und Syrien so viele Ueberreste aufzuweisen hat, die aber auch die Schlussacte der mehr 
und mehr dem Verfall entgegen gehenden römischen Kunst bilden. 
,Aus dieser Periode der römischen Kunst unter Coustautin den Grossen scheinen denn 
auch die Mosaiken in der Casa nuova zu stammen, welche Vermuthung durch die vor- 
handenen Reste eines Mosaikfussbodens in der ausserhalb der Mauern Jerusalems gelegenen 
Kirche Santa Croce, der nachweisbar aus dem 4. Jahrhundert herrührt, bestätigt wird. 
Die noch erhaltenen Stücke des letzteren sind unverkennbar den Motiven der Mosaik der 
Casa nuova. entnommen; es wird daher die Annahme gerechtfertigt erscheinen, dass die 
Mosaik zu Santa Croce durch einheimische Arbeiter in roher Weise jener Mosaik in der 
Casa nuova nachgebildet worden war und dass diese nur kurze Zeit vor jener durch einen 
römisdien Künstler ins Werk gesetzt worden sein mussten. 
„Bei dem Versuch der Hebung ist die Mosaik, mit Ausnahme der vorliegenden zwei 
Stücke, in Brüche gegangen. Dem Vernehmen nach wird die Hebung der ganzen Mosaik 
unvermeidlich sein; eine vollständige Erhaltung derselben kann kaum erwartet werden." 
Zur Geschichte der Volkewirtluehnftnpüege in Belgien 3). 
I. 
Die Lehrwerketüttan. 
Wenn wir die Geschichte der luduetrie und des Handels studiren, so treten uns ge- 
winne Länder, gewisse Gegenden vor du Auge, die in volkswirthschnftlicher Beziehung den 
') Der mehmhenae Auhen in den: „Jahrbuch (für Induutrie und lhndel in Oenerreich". hereuegqeeee 
vom Vereine der 6m". ludullrielleu (Jlhrxglrug n. Wien 1866) entnommen, von welchem Werke wir gleich 
nush dem Erlehelnen (in Nr. 5 und 6 der ßütlheüungen") Nluhrlcht gegeben _hlhen. Aue der Feder den Verb 
nlnueneür: Herrn Dr. Peez. einen der geulueelan Kenner der Zunlinde der olterr. Vulklvrinhlvhnß, herrüh- 
rend, verdient dieser Aufuu du vnllute Anmerkungen nller derjenigen. denen du Wohl von lndumle und 
Gewerbe in Oeelerreleh Im Herzen liegt. Der belehrlnlle lhuln der .llittheilnngen' hll leider zur Vornlhme 
einiger Khnnngen genödxlgt.
	        
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