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"Die in sieben Feldern vollkommen erhaltenen Bilder, Thiere des Hauses und des
Wassers, von denen erstere in die inneren, letztere in die üusseren Felder nicht ohne Ab-
sicht aufgenommen werden zu sein scheinen, befriedigen durch die Richtigkeit der Zeich-
nung und der Schattirung der Farben, was wohl nur durch die Anwendung von Steinwürfel-
chen im Ausmass von 8 Kubiklinien zu erreichen war.
„Mit künstlerischer Composition ist die sehr präcise Einrahmung der einzelnen Bilder
bewerkstelligt und liegt in dieser liusserst geschmackvollen Ornamentik die Hauptzierde
dieser Mosaik. Zur Hebung der Zeichnung und der Farben sind die Contouren in
schwarzer Mosaik durchgeführt. Als Unterlage dient eine 13 Zoll dicke Cementschichte,
die unmittelbar auf dem horizontal abgeschürften Felsen aufgetragen ist; die Localitat, der
die Mosaik zur Zierde diente, musste daher eine ebenerdige gewesen sein.
„In welcher- Zeit aber mag wohl diese Mosaik angefertigt worden sein?
_Dass wir es mit einer römischen Mosaik zu thun haben unterliegt ebensowenig
einem Zweifel, als dass dieselbe nicht zur Ausschmückung einer, kirchlichen Zwecken he-
stimmten oder einem Kloster zugehörigen Localitiit gedient haben konnte, wenn auch das
kaum zehn Schritte entfernte Franciscanerkloster S. Salvator ursprünglich als Gründung
des georgischen Königs Vschtang schon im 5. und 6. Jahrhunderte, jedenfalls aber vor
Kaiser Justiniau l. bestanden hatte und anzunehmen ist, dass sein Besitzthum auf die
nächstgelegenen Grundstücke sich ausgedehnt habe.
"Diefilgerherberge in der Casa nuovn ist erst im Jahre 1565 in einer sehr noth-
dürßigen Anlage entstanden und lässt das Klostererchiv vollkommen im Unklaren über
die früheren Geschicke dieses Platzes.
„In dem Hofraum der Casa nuova befinden wir uns in jenem nordwestlichen Theile
der Stadt, der nach Josephus Flavius Ant. XIV. 13. 4. die Vorstadt, vrgniourstov, von Zion,
genannt wurde und erst durch Errichtung der dritten Mauer unter Herodes Agrippa I. in
die Stadt einbezogen wurde. Schult: glaubt gerade in diese Gegend das Lager des Titus
verlegen zu müssen, nachdem dieser sich nach einer Mtligigen Belagerung jener dritten
Mauer, die Josephus, als in dem Heere der Bslagerer befindlich, die erste nannte, bemäch-
tiget hatte. Jene in der Geschichte durch ihre grauenerregenden Episoden einzig dastehendo
Einnahme und Zerstörung Jerusalems war eine zu gründlich vernichtende, um die Annahme
zu gestatten, dass ein so leicht vertilgbares Werk als eine Mosaik jene entsetzliche Kata-
strophe hiitte überdauern können.
„Ueber das zweite Jahrhundert hinweg, in welchem Jerusalem als die von Hadrizn
unter dem Namen Aelia Capitolim neu gegründete Colonie kaum zu dem Schatten seiner
früheren Grösse und Bedeutung gelangte, kommen wir zu der grossen Bauperiode unter
Dioclstian und Constantin den Grossen, von der das Morgenland und insbesondere Palästina
und Syrien so viele Ueberreste aufzuweisen hat, die aber auch die Schlussacte der mehr
und mehr dem Verfall entgegen gehenden römischen Kunst bilden.
,Aus dieser Periode der römischen Kunst unter Coustautin den Grossen scheinen denn
auch die Mosaiken in der Casa nuova zu stammen, welche Vermuthung durch die vor-
handenen Reste eines Mosaikfussbodens in der ausserhalb der Mauern Jerusalems gelegenen
Kirche Santa Croce, der nachweisbar aus dem 4. Jahrhundert herrührt, bestätigt wird.
Die noch erhaltenen Stücke des letzteren sind unverkennbar den Motiven der Mosaik der
Casa nuova. entnommen; es wird daher die Annahme gerechtfertigt erscheinen, dass die
Mosaik zu Santa Croce durch einheimische Arbeiter in roher Weise jener Mosaik in der
Casa nuova nachgebildet worden war und dass diese nur kurze Zeit vor jener durch einen
römisdien Künstler ins Werk gesetzt worden sein mussten.
„Bei dem Versuch der Hebung ist die Mosaik, mit Ausnahme der vorliegenden zwei
Stücke, in Brüche gegangen. Dem Vernehmen nach wird die Hebung der ganzen Mosaik
unvermeidlich sein; eine vollständige Erhaltung derselben kann kaum erwartet werden."
Zur Geschichte der Volkewirtluehnftnpüege in Belgien 3).
I.
Die Lehrwerketüttan.
Wenn wir die Geschichte der luduetrie und des Handels studiren, so treten uns ge-
winne Länder, gewisse Gegenden vor du Auge, die in volkswirthschnftlicher Beziehung den
') Der mehmhenae Auhen in den: „Jahrbuch (für Induutrie und lhndel in Oenerreich". hereuegqeeee
vom Vereine der 6m". ludullrielleu (Jlhrxglrug n. Wien 1866) entnommen, von welchem Werke wir gleich
nush dem Erlehelnen (in Nr. 5 und 6 der ßütlheüungen") Nluhrlcht gegeben _hlhen. Aue der Feder den Verb
nlnueneür: Herrn Dr. Peez. einen der geulueelan Kenner der Zunlinde der olterr. Vulklvrinhlvhnß, herrüh-
rend, verdient dieser Aufuu du vnllute Anmerkungen nller derjenigen. denen du Wohl von lndumle und
Gewerbe in Oeelerreleh Im Herzen liegt. Der belehrlnlle lhuln der .llittheilnngen' hll leider zur Vornlhme
einiger Khnnngen genödxlgt.