Dieses Material besteht zunächst in einer grossen Anzahlßvon ganz
vorzüglichen Gipsabgüssen antiker Figuren in der Originalgrösse, darunter
wir den Apoll von Belvedere, die mediceische Venus, den Ilioneus und
den Torso des Hercules nennen, ferner aus einer noch zahlreicheren Samm-
lung von Verkleinerungen der berühmtesten Antiken, Gruppen und Figuren
in verschiedener Grösse, welche der Porcellanfabrik auch praktisch um so
werthvoller war, als ihr Material und seine Technik sie auf die kleinere
Plastik hinwies. Mit Recht erkannte sie aber, dass nur das Studium im
Grossen sie zur vollendeten Gestaltung im Kleinen befähigte. Drittens ge-
hört dazu eine Anzahl von etwa hundert der berühmtesten Porträt- und
Idealbüsten des Alterthums in der Grösse der Originale, nebst einigen
modernen, die noch in einer Anzahl von Verkleinerlmgen Ergänzung finden.
Sodann können wir noch eine Sammlung von Gemmenabgüssen hierher
rechnen, welche in den feinen, zierlichen Porcellanreliefs mit weissen Fi-
guren auf meist blauem Grunde, wie sie zuerst durch Wedgwood aufge-
bracht wurden, ihre Früchte trug. Von diesen Porcellanreliefs befindet sich
ebenfalls eine vorzügliche Auswahl nebst einer grösseren Anzahl der dazu
benutzten Wachsmodelle von Grassi unter dem künstlerischen Nachlass
der Porcellanfahrik. Endlich dürfen wir zum Studienmaterial wohl auch
eine Anzahl von Abgüssen plastischer Werke der Renaissance rechnen,
unter ihnen den iiiegenden Engel von Fiamingo.
Fragen wir weiter nach den Bestandtheilen dieses Nachlasses und
schauen wir uns zuerst nach den plastischen Gegenständen um, auf welche
die Porcellankunst des I8. Jahrhunderts nach dem Geschmack der Zeit
einen grösseren Werth legte als die Gegenwart, so finden wir eine höchst
bedeutende Anzahl Miniaturgruppen und Einzeliiguren aus Biscuit, ge-
brannter Erde oder Gips, welche theils, und zwar zum grössten Theil, von
den Künstlern der Porcellanfahrik, zumal von Grassi, geschaifen worden,
oder auch Nachbildungen und Verkleinerungen berühmter plastischer Kunst-
werke der neueren Zeit sind. Sie gehören meist jener antikisirenden Kunst-
richtung an, deren Führer in der Plastik Canova war, welche ja auch
mit der erwähnten Blüthezeit der Wiener Porcellanfabrik zusammentriiit;
manche aber athmen auch noch den leichteren, kokett graziösen Geist des
Rococo, in welchem die Meissner Fabrik einst durch zierlich feine Gruppen
ihren Ruhm errang.
Diese Sammlung erhält eine Ergänzung durch die originalen Wachs-
modelle, davon sich noch eine so bedeutende Zahl erhalten hatte, dass
nur eine Auswahl des Besten an das Museum übergehen konnte.
Wie uns dieser plastische Nachlass allseitigen Aufschluss über die
Ziele und Bestrebungen der Porcellanihbrik nach dieser Richtung hin
giebt, ebenso vermögen wir uns aus einer noch zahlreicheren und mannig-
facheren Hinterlassenschaft von Malereien und Zeichnungen einen Begriff