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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1866 / 13)

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Die Abtheilung fir Steingutkrüge und Fayancegefüsse ist gleichfalls durch 
mehrere Exemplare vermehrt worden. Sie gehören meist der deutschen und der Delßer 
Schule an. Auf die Gefiisse dieser Art können wir Techniker und Fabrikanten aus dem 
Grunde nicht genug aufmerksam machen, da die Formen vornehmlich der Renaissancezeit an- 
gehörig, gegenwärtig in Frankreich und England vielfach als Vorbilder benützt werden. 
Ein besonderes Gewicht wurde auf die Vervollständigung der Abthcilnng von Wie- 
ner Porzellan gelegt. Es wurden mehrere Lücken in der Geschichte der Entwicklung 
der Porzellanfsbrik zweckmässig ausgefüllt, und gegenwärtig kann man, ohne Widerspruch 
zu erfahren, behaupten, dass das österr. Museum die einzige Anstalt ist, die ein fast vollstän- 
diges Bild von der Geschichte der Wiener Porzellanfahrik gibt. Diese Sammlung wird 
dazu dienen, eine Vorlesung zu illustriren, welche Cusws Falke zu Beginn des Winters 
über die Geschichte der Aerarial-Porzellan-Msnnfsctur in Wien abzuhalten gedenkt. 
Die Abtheilung für Glas wurde durch eine interessante Cnllection orientalischen 
Glases, wie es heut zu Tage in der Stadt Hebron iabricirt wird, deren Zusendung 
wir der unermüdlichen Thätigkeit unseres Correspondenten Consul v. Welcher in Je- 
rusalem verdanken, vennehrt. Diese Sammlung ist in mehr als Einer Beziehung interes- 
sant. Sie zeigt nicht blos die Richtung der Bedürfnisse der Orientalen in der Art der Ge- 
ßsse, sondern constatirt auch die Thatsache, dass eine gewisse Art zu fabriciren, wie sie 
in der ältesten Venetianer Glastechnik vorkömmt, sich im Oriente vollkommen erhalten hat. 
Diese Bemerkung bezieht sich eben so sehr auf die Form der Gefässe, als die Art und 
Leichtigkeit des Glases. Man hat es eben in der Venetianer Technik nicht rnit einer blcs 
lccalen Fabricationsweise zu thun. 
Die Sammlung der Gewebe wurde gleichfalls durch Herr-n v. Walcher um eine 
Anzahl von orientalischen Kleidungsstücken bereichert, die auch desswegen interessant 
ist, weil sie mit Angabe der Preise versehen ist und jene Steife und Kleidungstücks ent- 
hält, die von den Orientalen (in Syrien, Arabien, am Libanon) am meisten getragen 
werden. Für jene Fabrikanten, die nach dem Oriente arbeiten, ist dieser Umstand von 
Belan . 
gAbermals der freundlichen Vermittlung des Herrn Consuls v. Welcher verdankt es 
das Museum, dass die beiden römischen Mosaikstücke, welche wir in der August-Nummer 
der Mittheilungen ausführlicher besprochen haben, unter sehr günstigen Bedingnissen in 
das Eigenthurn der Anstalt übergegangen sind. Es sind dies die ersten römischen Mosaik- 
Gegenstände, welche das Museum besitzt. 
Die Ahtheilung der Ornamentstiche wurde durch eine Anzahl sehr interes- 
santer und lehrreicher Piecen vermehrt: zwei Niellen (darunter eine von Pellegrino), vier 
Blätter mit Gefässen von Reue Boivin, niellirte Goldschmiedeverziernngen von Quevellerie, 
grosse Wandverzierungen von Ducerceau, und ein Stich eines Pocales von Flint. Diese 
Arbeiten gehören der italienischen, französischen und deutschen Renaissaneeneit an. 
Kleinere Mittheilungen. 
(Ein neues Unternehmen von Philipp llass d: Sühne in Wien.) Unter 
den Fabrikanten Oesterreichs für innere Deeoration nimmt die Firma Philipp Hans und 
Söhne eine der hervorregendsten Stellen ein, und zwsr sowdhl durch die ausgedehnten 
Anlagen verschiedener Fabriken fur Teppichs, Möbslstoße und Tischdecken, als durch die 
in allen bedeutenden Städten der Monarchie und selbst im Auslande (in London, Paris und 
Mnilsnd) errichteten Niederlagen. 
Die Ausstellung der Teppiche im k. k. Museum, auf die wir unten ausführlicher 
zurückkommen, zeigt das mit gutem Erfolge gekrönte Bestreben, durch die bisher so stark ' 
vernachlässigte stylistische Ornarnentik Besseres sls die gewöhnliche Modewsare zu inbrieiren. 
Die Principien der Kunst, die nie wechseln, und der Schönheit, die nie veraltet, waren 
hier im Gegensatz zu der Laune ausländischer Mode msssgebend; sie bürgen dsfir, dass 
das, was der wahren Kunst Ewiges und Unvergiingliches snhaftet, zum Theil wenigstens 
diesen Bestrebungen zu Gute kommt und sie die Trivialitäten der Mode überdauern lässt. 
In dem gegenüber St. Stephan im Bau begrilfenen Gesehäiislocnle, welches wie du 
grossartige Magazin Persons in Berlin 4 Stnckwerke enthält, wird Herr Hans einen Theil 
des ersten Stockwerke speciell dem Zwecke widmen, dass dort Alles vereinigt wird, wss 
die Kunstindustrie in den verschiedensten Artikeln zur harmonischen inneren Decorntion 
erzeugt. Dieser Ahtheilung wird Alles ferngehalten, was Modewsnre im schlimmern Sinne 
des Wortes ist, d. h. wss mit der eigentlichen Kunst und Schönheit im Widerspruchs 
steht und was sich daher zu einer harmonischen Gesammtdecoration nicht verwenden lässt. 
Durch das Urtheil erpmbter Künstler, Kunstautoritäten und Architekten wird bestimmt
	        
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