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nach einem Carton von Verrneyen, aus dem kaiserl. Teppich-Depot in Schönbrunn;
Bossirungen in Wachs, Original-Musterzeichnungeu und Blumenstiicke aus der Sammlung
der ehem. k. k. Porzellan-Fabrik; eine Collection von Frainer Steingut- und Wedgewood-
Arbeiten aus den Jahren 1795-1800, endlich eine Auswahl moderner Glasgegensünde aus
der Fabrik von Webb (Verkaufsürrua Minton ä Cornp. in London), deren Erzeugnisse
auf der letzten Dubliner Weltausstellung als die besten modernen Arbeiten dieses Genre
gegolten haben.
(Besuch des Museums.) Das Museum wurde im September l. J. von 7704
Personen besucht.
(Geschenke an das Museum.) Der Bildhauer Herr Joseph Pokorny hat dem
Museum einen sehr schönen Gypsnbguss der von ihm nach Zeichnung des Architekten
Van der Niill ausgeführten Pilaster fir die Logenstiege im neuen Hof-Opernhause zum Ge-
schenke gemacht. - Der Bibliothek des österr. Museums sind ebenfalls in letzter Zeit
einige interessante Geschenke zugewendet worden. Von Herrn Paul F. Walther, k. k.
Sectionsrath im Finanzministerium, die Daktyliothek (eine Sammlung von fünfhundert Stück
Abgüsse auserlesener geschnittener Steine), herausgegeben von Sebastian Hess, Wien 1796,
ein Werk von 5 Bänden mit Text; ferner die Geschichte des alten Rom in Medaillen von
Johann Dassier und Sohn, ebenfalls herausgegeben von Sebastian Hess, in 2 Bänden
mit Text. - Von Frau Baronin von Goethe „Goethe's Kunstsammlungen," beschrieben
von Chr. Schuchardt, Jena, gedruckt bei Friedr. Frommann, 1848, ein bereits selten vor-
kommendes Werk. 3 Bände.
(Zur Geschichte der Glnstechnik.) Die Geschichte der Glastechnik liegt be-
kannterweise noch sehr im Dunkeln; insbesonders fehlen uns Quellen zur Geschichte der
Glastechnik des Mittelalters. Was wir wissen, verdanken wir der Schedula diverser-um artium
des Theophilns und einigen Capiteln des Cennino Cennini. Um so erfreulicher ist die Pub-
calition dreier Abhandlungen „Bewerte del vetro per Masaicn" aus dem 14. und 15. Jahr-
hunderte (Bologna, G. Romagnoli), welche der gelehrte Archivar Gaetauo Milanesi im
Florentiner Staatsarchivs gefunden hat. Die zwei ersten Tractate scheinen der zweiten
Bälde des 14. und dem Anfange des 15. Jahthuudertes anzugehören, die dritte Abhand-
lung ist datirt, und zwar vom Jahre lßß. Sie ist ausführlicher als die anderen, beschäftigt
sich ausschliesslich mit Glastechnik und gibt 100 Recepte über Fabrication des Glases, ins-
besonders des gefirbten. Die zweite Abhandlung wird von G. Milanesi dem Benedetto
Ubriachi zugeschrieben. Die Uhriachfs sind ihrem Ursprungs nach Florentiner; der Vater
des Benedetto Baldarsare war im 15. Jahrhundert als Bildhauer tbiitig. Bcncdetto Ubriachi
scheint in Venedig gelebt zu haben, denn mehrere Worte der zweiten Abhandlung gehören
dem venstianischeu Dialecte au.
Die erste Abhandlung, deren Verfasser ebenso unbekannt ist, als der der dritten,
enthält 87, die Abhandlung des Benedetto Ubriachi 48 Recepte. Es wäre wünschenswerth,
dass Techniker, welche sich mit der Geschichte der Glasmalerei und der Glastechnik be-
schäftigen, diese drei Abhandlungen zum Gegenstands ihrer Studien machen, damit das-
jenige, was in denselben praktisch zu verwertben ist, der modernen Technik zugänglich"
gemacht würde. Dass die Franzosen die alte Technik sehr aufmerksam studiren, sehen wir
aus Rebonlleauü: „Nouveau manuel complet de lupeinture sur ucrre, nur povrcelaine et nu-
ärnail", dessen dritte Auflage M. G. Maguier so eben in Paris (d. la libruirie encyclopldiquc
dcRm-et, 866) herausgegeben hat. Dieses Handbuch beschädigt sich, wenn auch nicht ein-
gehend genug, mit der Schedula des Theophilus; die drei italienischen Tractate sind dem
Herausgeber unbekannt geblieben, wahrscheinlich aus dem Grunde, weil die Auflage der-
selben eine sehr geringe (nur 200 Exemplare) ist, und italienische Bücher eben so schwer
nach Frankreich als nach Deutschland kommen.
Die hier angeführten Abhandlungen sind selbstverständlich in der Bibliothek des.
Museums vorhanden.
(Zur Reform des Zeichnungsunterriehtes in Frankreich.) Einige der
hervorragendsten Porzellanfabrikanten von Limoges haben sich, um dem Verfalls, worin
sich die dortige Industrie, was das künstlerische Moment anbelangt, seit Decennien befindet,
entgegenzuwirken, zu dem Zwecke vereinigt, zur Gründung und Erhaltung tüchtiger Zei-
chenschulen alljährlich eine bestimmte namhafte Summe zu widmen. Man hodt. d!!! Ü"
Municipalrath von Limoges eine gleiche Summe für diesen Zweck in sein Budget auf-
nehmen und den Bestrebungen der allerdings zunächst betheiligten Privaten zu Hilfe kom-
men werde.
ibrleelzung auf der Beilage.