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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1866 / 13)

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scheu Museum ausgestellt waren, ergänzten die dort vorhandenen Email- 
arbeiten so glänzend und glücklich, dass es möglich ist; an diesen den 
Gang der Geschichte des Emails zu verfolgen und alle seine Hauptarten 
aus dem Studium der Werke selbst gründlich kennen zu lernen. Wir 
wollen im Folgenden die Anleit1mg dazu geben und unterziehen uns 
diesem Versuche um so lieber, als einerseits das Email zur schönsten, 
reizendsten und edelsten Zierde der Kleinkunst und der Goldschmiede- 
kunst insbesondere gehört, und als andererseits nach langer Vernach- 
lässigung ihm auch von praktischer Seite heute wieder mehr Aufmerksam- 
keit geschenkt wird. Diese moderne Wiedererweckung ist freilich, so sehr 
sie als ein Gewinn zu betrachten wäre, nur noch ein schwacher Beginn. 
Email ist ein mit Metalloxyden gefärbter Glasiiuss, der zur Ver- 
zierung entweder auf Metall oder auf Thonwaaren angebracht wird; wir 
haben es hier nur mit dem ersteren zu thun. Wer die Erfinder dieses 
Metallschmelzes waren, welches Volk diese Kunst zuerst geübt hat, das 
wissen wir nicht. Wieweit das Email überhaupt im Alterthum bekannt 
war, auch das ist schwer zu sagen, da wir keine schrihlichen Nachrichten 
davon haben und uns nur Vermuthungen aus keineswegs zutreffenden Be- 
schreibungen herauslesen müssen. Was sich erhalten hat, wie einige Gegen- 
stände ägyptischen Ursprungs, ist entweder spät, d. h. aus christlicher 
Zeitrechnung, oder zumeist fraglich in Bezug auf Herkunü und Technik. 
Die erste sichere Nachricht, welche wir über Email von den Alten 
erhalten, stammt von einem Kunstkenner aus der Mitte des dritten Jahr- 
hunderts nach Christi Geburt, und diese Nachricht spricht von einer Kunst 
der "Barbaren im Okeanos", farbiges Glas auf Metall zu giessen, und zwar 
in einer Weise, dass wir daraus ersehen, diese Kunst war den Römern 
und Griechen unbekannt. Vollkommen der Beschreibung entsprechende 
Gegenstände, die unzweifehaR Email sind, finden sich auch in England 
und im nördlichen Frankreich. Es sind Schmuekgegenstände, Brechen, 
Fibeln und Pferdeschmuck barbarischen Ursprungs und von einigermassen 
primitiver Technik, die sich aber klar erkennen lässt und dein späteren 
Email ehamplevä am nächsten kommt. Aller Wahrscheinlichkeit nach 
dürften desselben Ursprungs auch die ganz ähnlichen Emailgegenstände 
sein, welche man auf den Stätten römischer Lager und römischer Ansied- 
lungen gefunden hat und die man gemeiniglich für römisch ausgibt. Ein 
paar kleine Gegenstände dieser Art, die, wenn wir nicht irren, in Ungarn 
gefunden wurden, sind im Museum ausgestellt. Die meisten barbarischen 
Völker hatten zur Zeit der Völkerwanderung und später noch zur farbigen 
Verzierung ihrer Schmuckgegenstände anstatt des Emails eingesetzte 
Glasstücke. 
Die eigentliche Geschichte des Emails beginnt erst mit den byzan- 
tinischen Sehmelzarbeiten. Woher diese stammen und wie früh sie 
ihren Anfang nehmen, auch das ist dunkel. Vereinzelte Nachrichten, die
	        
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