ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
DRUCK VON CHRISTOPH REISSER’S SÖHNE, WIEN V.
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VORREDE.
E rörterungfen über Systeme von Stadtanlagen gehören
heute zu den brennenden Fragen der Zeit. Wie bei
allen Zeitfragen bewegen sich auch hier die Urteile nicht
selten in den heftigsten Gegensätzen. Im allgemeinen aber
kann beobachtet werden, daß einer einhelligen ehrenvollen
Anerkennung dessen, was in technischer Richtung in bezug
auf den Verkehr, auf günstige Bauplatz Verwertung und be
sonders in bezug auf hygienische Verbesserungen Großes
geleistet wurde, eine fast ebenso einhellige, bis zu Spott
und Geringschätzung gehende Verwerfung der künstlerischen
Mißerfolge des modernen Städtebaues entgegensteht. Damit
ist auch das Richtige getroffen, denn in technischer Be
ziehung wurde tatsächlich viel, in künstlerischer aber fast
nichts geleistet und stehen den großartigsten, neuen Monu
mentalbauten meist ungeschickteste Platzformationen und
Parzellierungen der Nachbarschaft gegenüber. Da schien
es denn angezeigt, einmal den Versuch zu wagen, eine
Menge schöner alter Platz- und überhaupt Stadtanlagen
auf die Ursachen der schönen Wirkung hin zu untersuchen,
weil die Ursachen, richtig erkannt, dann eine Summe von
Regeln darstellen würden, bei deren Befolgung dann ähn
liche treffliche Wirkungen erzielt werden müßten. Dieser
leitenden Absicht zufolge soll die vorliegende Schrift also
weder eine Geschichte des Städtebaues noch eine Streit
schrift darstellen, sondern Material samt theoretischen Ab
leitungen für den Praktiker bieten; sie soll ein Teil des
großen Lehrgebäudes praktischer Ästhetik und dem Stadt-