iVeltausstellungen in'der letzten Zeit, ungeachtet man schöne Erfolge er-
reichte, doch in diesen Gewerben die österreichische Industrie der frem-
den Concurrenz das Feld räumen musste.
Es war nun in Oesterreich bisher wenigstens eine Schule, die
die künstlerische Ausbildung derjenigen, welche sich dem Kunstgewerbe
widmen wollten, ins Auge fasste. Es ist nach der Einrichtung unserer
Realschulen, unserer polytechnischen Zeichenschulen, unserer Gewerbe-
schulen erklärlich, dass diese nicht in der Lage sind, den Zweck, den
eine solche Kunstschule zu verfolgen hätte, zu erreichen.
Es bestand aber bis in das vorige Jahr, bis zu welcher Zeit an der
kais. Akademie der bildenden Künste ein Statut gegolten hat, wel-
ches namentlich auch die bildenden Künsteimit Rücksicht auf ihr Verhält-
niss zu den Gewerben ins Auge gefasst hatte, wenigstens ein Institut, das
einigermassen dem Bedürfnisse abhelfen konnte. Durch das neue Statut
ist aber das, was in den Statuten vom J. 1812 noch gesetzlich bestand,
erloschen. Die Schule der k. k. Akademie der bildenden Künste widmet
sich - und ich glaube mit Zustimmung aller_Kenner und Förderer der
Kunst mit vollem Rechte - nunmehr nur den Zwecken der höheren Kunst.
Die kleine Kunt, die gewerbliche Kunst, wird aber nun ausser Acht
gelassen und daselbst nicht mehr gepdegt, auch keine Mittel denjenigen
geboten, welche in ihr sich ausbilden wollen.
Dieses Bedürfuiss musste sich natürlich geltend machen, und es
ist auch wirklich von der n. ö. Handels- und Gewerbekammer selbst
ein Vorschlag ergangen und ein Antrag mit Hinweisung auf das öster-
reichische Museum gestellt worden, welches unter seiner besonders tha-
tigen Leitung sich eines hohen Aufschwunges erfreut, ob es nicht möglich
wäre, eine Kunstgewerbeschule in Verbindung mit dem schätzenswerthen
Materiale, welches das Museum zur praktischen Ausbildung bietet und
welches auch in anderen Kronländcrn durch Filial-Ausstellungen ver-
werthet wird, herzustellen.
In der That hat das Staatsministerium auch die Direction des Mu-
seums beauftragt, Vorschläge in dieser Beziehung zn machen. Diese
Vorschläge wurden in einer umfassenden Denkschrift bereits dem Staats-
ministcrium unterm 3. März d. J. unterbreitet, es ist aber hierüber noch
keine Antwort erßossen:
Die Wichtigkeit eines solchen Institutes weiter auseinander zu
setzen, dürfte nicht nöthig scin. Die Hcilsamkeit eines glücklich wirken-
den Institutes der Art für Niederösterreich und Wien dürfte auch nicht
bezweifelt werden.
Es sind dies keine neuen Schöpfungen, es sind Schöpfungen, die
allervivärts, wo man die hohe Bedeutung der Kunst für die Gewerbe und
auch für das Leben erkannt, schon ins Leben getreten sind, ich erinnere