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leben skrlifti g ist, dass sie einen regen Aufschwung nimmt und zwar nicht desshalh,
weil sie etwa einer Modesache huldigt, nein, weil sie einem wirklichen, wichtigen Be-
dürfnisse entspricht. Das österreichische Museum ist keine Treibhsuspfianze, es ist ein
lebenskräftiger junger Baum, der Zweige und Wurzeln treibt und dem nur eine grosse
Gefahr droht, der Mangel an Raum, der seine weitere Ausbildung hindert.
"Bei den einzelnen Absitzen meines Vortrages musste ich dieses Uebelstaudes öfter
erwähnen, da er jeder Entwicklung hemmend sntgegentritt. Es ist bald - um es in we-
nige Worte zu fassen -- kein Raum für die Gegenstände, die benützt werden
sollen, und noch weniger Baum für das Publicum, welches die Gegen-
stände beniitzen will. Völlig gerechtfertigt ist also der Wunsch und die Bitte, mit
der ich meinen Vortrag schliesse, dass unser Verein, und wenn nicht anders, durch seine
einzelnen Mitglieder, die alle das gemeinschaftliche Banner des Fortschrittes vereint, mit
Wort und Schriß dahin wirken mögen, dass dieser für Oesterreichs materielle Entwicklung
so wichtige Gegenstand bald einer glücklichen Lösung zugeführt werde, damit das Wort
desjenigen Berliners, der unser Museum besuchte und sich äusserte: „Hier haben sie die
Gegenstände, aber wir in Berlin haben das Local", Lügen gestraft werde, und die
Schale auch würdig und geräumig genug für den edlen Kern seil"
In Folge dieses Vortrages erklärte die Versammlung in einer Resolution, „dass der
Verein die Unterstützung derartiger Institute, als im lebhaften Interesse der Volkswirth-
schalt liegend, anerkenne, und den Wunsch ausspreche, dass die Bestrebungen des Cura-
toriums von Seiten des Landtages, der Commune der Stadt Wien und anderer einfluss-
reicher Corporationen unterstützt werden mögen." Eine theilweise Erfüllung haben diese
Wünsche mittlerweile auch schon gefunden.
(Fallnfs Vortrag) über die Geschichte der k. k. Porcellanfabrik, den derselbe
am 22. November v. J. im Museum gehalten hat, ist in einem Separatabdrucke erschienen.
(Vorlesungen im Museum.) In seinem vierten Vortrage über die Volks-
wirthschaß der Gewerbe, Donnerstag den 14. Februar, beschäftigte sich Prof. Dr. Beer
mit der Arbeiterfrage, deren Lösung durch die Schattenseiten der Maschinenindustrie
in neuerer Zeit zu einer dringenden Aufgabe geworden ist. Zur Erörterung dieses Gegen-
standes schickte Rsdner die Definition der Begriffe: des Angebotes und der Nachfrage, des
Maximal- und Miuimalpreises, sowie des Arbsitslohnes und der diesfalls geltenden Gesetze
voraus. Hieran reihte sich die Mittheilung, dass die bestehenden Zustände der Arbeit und
ihre Behandlung in der Theorie gewaltige Ang-ride auf die Wissenschaft der Nationalökonomie
hevorgernfen hätten, die sich theils gegen das Capital als Feind des Arbeiters, theils gegen
den Handel und dessen Unproductivität, theils gegen das Geld richteten. Je dringender
die Lösung dieser Frage an die moderne Zeit herantrat, desto mehr häuften sich die Pro-
bleme, die sich jedoch alle mehr oder weniger unausfiihrbar erwiesen. Erst seit zwei De-
cennien sei diesbezüglich eine glückliche Wendung in der Theorie und Praxis eingetreten
durch Aufstellung der Behauptung, dass nicht Hilfe von Aussen, sondern Selbsthilfe
das Losungswort der Zeit sei. Ihr Resultat bilden die Associationen, welche in England,
Frankreich und Deutschland in den verschiedensten Formen auftauchen.
Der fünfte Vortrag, Donnerstag den 21. Februar, behandelte das Asso-
ciationswesen, dessen Kern darin gipfelt, dem Arbeiter zur wirthschaftlirhsn Selbst-
ständigkeit zu verhelfen. Die Associationeu zerfallen in zwei Hauptgruppen. Der ersteren
gehören die Bildnngsvereine an, welche theils durch Unterricht, theils durch populäre Vor-
träge aus allen Zweigen des Wissens die Hebung des Arbeiterstandes sich zur Aufgabe
machen. Zur zweiten zählen jene Associationen, welche die Besserung der materiellen
Lage zum Zwecke haben und theils fiir Handwerker, theils für Arbeiter bestehen. Die
erste Stufe derselben beschäftigt sich mit der Erwerbung der unentbehrlichsten Lebens-
bediirfnisse - Consumvereine, die zweite Stufe bilden die Prodnctivvereine, Associstionen
zur Gründung von Etablissements von Seite der Arbeiter. Anders gestalten sich der Natur
der Sache nach die Vereine der Handwerker. Die Beschaffung billigen Credites führte
zunächst zur Bildung der Verschussvereine, ihnen folgten die Rohstoifvereine, der Mangel
aller Vorbedingungen für eine angenehme Hiiuslichkeit führte zu den Baugenossenschafzen
und hieran schlossen sich dann die Magazinsvereine. - Den zweiten Theil des Vortrages
bildete eine kurze Geschichte der Genossenschaüen. England kann als Herd derselben an-
gesehen werden. ln Frankreich und namentlich in Deutschland haben sich die Genossen-
schaften nur langsam Bahn gebrochen. Gegenwärtig bestünde jedoch eine grosse Zahl der-
selben in den deutschen Landen, an deren Spitze Schnlze-Delitsch stehe. In Oester-
reich haben sich bis jetzt nur Consumvereine gebildet, während die Productivvercine fehlen.
Die Genossenschaften haben zur Hebung der socialen Uebelsxände viel beigetragen; dennoch
müsse es bezweifelt werden, eh sie den gesammten Fabricationsbetrieb zu beherrschen im
Stande sein werden. Eine solche Eventualitiit sei aber auch nicht nothwendig. Durch die
Gewährung einer 'I'antiems an die Arbeiter, durch die Bestrebungen der Fabrikanten für