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des Museums bekannt sind. Der vierte Kasten ist ausschließlich jenen
Objecten, 181 an der Zahl, gewidmet, welche aus dem ungarischen Na-
tionalmuseum entnommenasind; sie repräsentiren ausschliesslich National-
sehmuckgegenstände und Gefasse.
So wenig zahlreich die Objecte dieser Ahtheilung im Verhältniss zu
jenen sein werden, welche Frankreich ausstellen wird, so sind doch alle
den Franzosen fast ganz unbekannt, und fast ausnahmslos Meisterstücke
ersten Ranges. Mit Ausnahme des Alt-Wiener-Porzellans oder der Gobelins
gehören die meisten Gegenstände dem 15., 16., 17. Jahrhunderte an. Die
Prachtwatfen sind grossentheils deutsche Arbeit aus Innsbruck, Augsburg,
Wien. Die Krystallgetlasse gehören zumeist wohl der Rudoliinischen Periode
an, jener Zeit, wo Prag, befreit von jenen Elementen, die es zu geistiger
Isolirung in Mitteleuropa verurtheilen, an den Bewegungen der Civilisation
Antheil nehmend, eine Reihe von hervorragenden Künstlern deutscher und
italienischer Nation beherbergte.
Die Abtheilung für die modernen bildenden Künste ist diesmal von
den Künstlern Oesterreiehs ganz besonders reich beschickt worden. Drei
Specialjuryds - inWien, Prag und Pest - prüften die angemeldeten Kunst-
gegenstände. Unter den nach Paris geschickten Kunstwerken befinden sich
92 Oelgemalde, 107 Aquarelle, Zeichnungen und Cartons, 43 plastische
Werke, 75 Architekturzeichnungen und 8 Kupferstiche. Wie aus diesen
Zittern hervorgeht, sind die repreducirenden zeichuenden Künste am schwäch-
sten vertreten. Auch die Plastik ist diesmal minder zahlreich; der Abgang
der venetianisehen und Mailänder Bildhauer ist deutlich wahrnehmbar.
Den Mittelpunkt der plastischen Arbeiten werden ohne Frage die Arbeiten
aus der kais. Kunsterzgiesserei in Wien bilden.
Die Architektur ist diesmal besonders zahlreich vertreten. Fast alle
hervorragenden Architekten Wiens, Ferstel, Hansen, Hlavka, Ha-
senauer, F. Schmidt mit seinen Schülern Jobst, Lunz, Ernst u. s. f.,
haben Projeete eingeschickt. Prag ist durch Zitek und Ullmann ver-
treten; auch Pest hat einige Repräsentanten der Architektur geschickt.
Die zeichnenden Künste im weitesten Sinn des Wortes - Aquarelle,
Cartons - werden einen grossen Raum einnehmen. Alle Nationen Oester-
reichs participiren an dieser Abtheilung.
Eine besondere Erwähnung verdienen in dieser Ahtheilung die Mi-
niaturen des Missale Romanum, welches, ein Geschenk des Kaisers an den
Papst von dem Lehrkörper der Wiener Akademie der bildenden Künste,
eine Arbeit von einem Jahrzehnte reprasentirt. Die Initialen und die
Schrift ist von Herrn Groner, der Einband nach einer Zeichnung des
Oberbauraths Herrn E. van der Nüll von Herrn Girardet ausgeführt.
Unter den 92 Oelgemälden nimmt die Künstlerschait Wiens die erste
Stelle ein; aber auch Pest ist durch eine Reihe von tüchtigen Malern
vertreten, und Krakau durch ein glänzendes Bild aus der polnischen Ge-