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das Stift Admont componirt und ausgeführt vom Bildhauer Jacob Gliber; ein bemaltcs
Holzrelief aus dem 16. Jahrh., Eigenthum des Bildhauers Franz Erler; Zeichnung eines
Üandelabers von Glas aus der Fabrik von S. Reich in Krasna; endlich ein grosser Fuss-
tsppich nach persischem Muster, für den Kaiser-Salon des neuen Opernhauses ausgeüihrt
in der Ebergassinger Fabrik von Philipp Haas k Söhne.
Am 29. März: Ein fiir den Kaiser-Salon des neuen Opernhauses nach dem Ent-
wurfs der Professoren Van der Niill und Siccardshurg angefextigtes Panneau (Wand-
fiillung), welches seither zur Ausstellung nach Paris gesendet wurde; antike Bronzegegen-
stände, Ausgrabungen aus Rom; bemalte Holzreliefe aus dem Hi. Jahrln, Eigenthuxn des
Bildhauers Herrn Erler; Photographien nach gewebten Spitzen aus der Fabrik von
M. Faber 8: Comp. und Holzschuittprohen aus der artist. Anstalt von B. v. Waldheim.
Am 7. April: Ein Kästchen von Holz, ausgeführt von H. Dubel, Eigenthum des
Herrn Fellner; ein Tisch mit Holzmesaikplatte, verfertigt von Joh. Linner; eine Seiden-
stickerei mit chinesischer Musterung, ausgeführt im Atelier der k. k. Kammer-Kunst-
stickerin Frau Marie Benkovits, Eigenthum der Frau Gräfin Clam-Gallas; Imitationen
von Druckwerken des 16. Jahrh. aus der Druckerei von J. G. Fick in Genf.
(Kuuststickereien und Webereien.) Im österr. Museum waren Hi: einige Tage
zwei Meisterwerke der Stickerei und Weberei zu sehen, welche bereits zur Ausstellung
nach Paris gesendet wurden. Das eine war eine Arbeit von Fräulein Therese Mirani,
Eigenthum Ihr. k. Hob. der Frau Erzherzogin Sophie, eine Stickerei, weiss auf weiss in
spitzenartiger Manier, welche, abgesehen von der äusserst feüien und kunstfertigen Aus-
führung, die Aufmerksamkeit vorzugsweise deshalb verdiente, weil im Gegensatz gegen die
bisherige unruhige, unklare Spitzenernamentation ein edles, stilvolles Muster zur Vorlage
gedient hatte. Arbeit und Zeichnung (die von Fr. Fischbach herrührt) gelmgten deshalb
zur schönsten und klarsten Wirkung. Das zweite Meisterwerk war eine Weberei, hervor-
gegangen aus der Seidenfabrik von Franz Bujatti, ein Panneau mit Bordure, bestimmt
iiir die Decoration der kaiserlichen Salons im neuen Opernhaus, nach der Zeichnung des
Architekten J. Storck. Der Grund von gebrochener gelber Seide enthält als regelmässig
wiederkehrendes Muster in Silberfäden das Monograrnm des Kaisers mit der Krone. Das
Feld umzieht eine Bordiire von braunem Sammt mit Gold- und farbiger Stickerei, welche
wieder Wappenschilder und Eckernamente von Email aufnimmt. Darüber zieht sich ein
breites Band entlang, ein dichter Blätterkranz mit Früchten und Blumen, von roth-weissen
Bändern und mit Wappenschildern in gewissen Entfernungen, das, in Seide ausgeführt, in
jedem Fall bei Abeudbeleuchtnng eine weit glänzendere Wirkung machen wird, als wenn
es gemalt wäre. - Ein dritter am gleichen Orte ausgestellter und durch Neuheit nicht
minder ausgezeichneter Gegenstand ist ein grosser Wandleuchter von vergoldeter Bronce,
nach dem Entwurf des Architekten Storck von Hauusch ausgeführt. Das Neue daran
ist eine reiche Verzierung mit Email (von Chadt), das bisher zu dergleichen grösseren
Gegenständen nicht verwendet wurde. Auch diese Arbeit ist fiir den genannten Salon
des Opernhauses bestimmt. Wir nehmen von diesen Gegenständen Notiz, weil sie zum
Beweise dienen von einem freien und originellen Streben in der Kuustindustrie, das sich
von veralteter wie von fremder Knnstweise loamacht und nur vom künstlerischen Gefühl '
geleitet, seine eigenen Wege geht.
(Ein Teppich und eine Wandverzierung für das neue Opernhaus.) Wir
haben neulich über eine Portiere zu berichten gehabt, die nach einem älteren persischen
Muster aus der Fabrik von Philipp Hsas ä Söhne fiir den kaiserlichen Salon des neuen
Opernhauses hervorgegangen war, und hatten Ursache die gelungene Nachahmung orien-
talischer Ornamentationsweise lobend anzuerkennen. In weit höherem Grade schulden wir
diese Anerkennung einem zweiten, ungleich bedeutendsren Versuch derselben Art, einem
kolossalen Fnssteppiche nämlich, in Smyrnaer Art gewebt, der bestimmt ist, den Salon
Ihrer Majestät der Kaiserin im neuen Opernhause zu schmücken. Auch dieser ist aus
der Ebergassinger Fabrik der Herren Philipp Baus ä Söhne hervorgegangen. Zum
Muster diente ein im österreichischen Museum beündlicher, dem Allerhöchsten Hofe ange-
höriger, altpersischer Teppich in Seidensammt, dessen ausserordentlich reiche Musterung
im echten Teppichstyle, sowie die feine und doch warm lebendige Farbenstimmung die
Augen aller Kenner auf sich gezogen hatte und der daher auch von den Architekten des
Opernhauses zum gedachten Zwecke in Vorschlag gebracht wurde. Die Aufgabe war keine
leichte, weder für den Umzeichner, noch fir den Teppichwirker. Jener fiihlte sich genixt
durch die Unregelmäßigkeit der Verhältnisse, welche durch Ungleichheit und Freiheiten
der Handweberei bei den orientalischen Geweben gewöhnlich sind; er sollte den ganzen
Teppich in den Dimensionen verdoppeln und konnte doch, um sich denselben Eindruck zu
bewahren, Grund und Muster nicht ebenfalls einfach verdoppeln; er sollte die vollendete
Harmonie der Farben, welche der alte, vielfach vertretene und verschosssne Teppich darbot,
bewahren und doch die neue Arbeit mit neuen frischen Farben auch neu erscheinen lassen.