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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1867 / 20)

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sind. Es mussten also diese verschiedenen Lichtsorten im weissen Sonnenlichte gemischt 
sein, und werden erst durch die verschiedene Brechung im Prisma von einander getrennt. 
Der Unterschied dieser Lichtsortcn beruht bekanntlich in der verschiedenen Schnelligkeit 
der Aetherschwingungeu, indem rothes Licht beilluiig 481 Billionen und violettes Licht 
etwa 764 Billionen Schwingungen in der Secunde macht. 
Diese Farben sind nicht weiter zerlegbar und hoissen deshalb monochroma- 
tische. Mittelst eines zweiten gleichen Prisma's in umgekehrter Stellung kann man sie 
wieder zu weissem Licht vereinigen. Wenn man aber eine dieser Theilfarben unterdrückt, 
so gibt die Summe der übrigen nicht mehr Weiss, sondern ebenfalls eine Farbe, welche 
sich durch die unterdrückte erst zu Weise ergänzen liesse, d. b. die Complementür- 
oder Erganzungsfsrbe. Nicht nur eine Farbe mit der Summe der übrigen ergänzt 
sich zu Weise, sondern es gibt auch Paare von monochromatischen Farben, die sich zu 
Weiss ergänzen. Solche sind z. B.: Botb und Blaugrün, Orange und Grünblau, Gelb und 
Blau, Grün und Purpur. Alle Farben, die nicht Ergünzungsfarbeu sind, lassen sich zu 
neuen Farben mischen. So entsteht durch Mischung von Bnth und Violet Purpur. Wenn 
man sich die Farben des Spectrum in einem Kreise angeordnet denkt, so steht diese Misch- 
farbe Purpur zwischen Roth und Violet und verbindet die beiden Enden des Spectrum. 
Solche Furbenkreise sind von Chevreul ausgeführt worden. 
Wird im Wsiss nicht ausscbliesslich oder blos vorwiegend eine oder einige Farben 
unterdrückt, sondern alle Farben in gleichem Verhältnisse, so bleibt wieder ein Weiss von 
geringerer Intensität zurück, daswir endlich mit Grau bezeichnen. Grau ist also ein Weise 
von geringerer Intensität. Selbst das weisseste Papier erscheint grau gegen frisch ge- 
fallenen Schnee. 
Farbige Gliüer erscheinen uns farbig, weil sie von dem weissen Licht nicht alle 
Lichtsorten, welche dasselbe zusammensetzen, gleiehinüssig durchlassen, sondern einige 
mehr andere weniger absorbiren. Mit Kupferoxyd gefärbtes Glas absorbirt alle Strahlen 
sehr stark mit Ausnahme der rothen. Je dicker die von dem Lichte durchlaufene Glas- 
schichte ist, um so mehr verschwinden die übrigen Strahlen, um so kriftiger, um so ge- 
süttigter tritt das Roth hervor. 
Wird mit Cobalt blau gefärbtes Glas fein zerrieben, so erhalten wir ein blaues Pig- 
ment - die Smalte. Was für Veränderungen erleidet in diesem Pigment das auffallende 
Licht, dass es stets als blaues Licht redectirt wird? Ein Theil desselben wird unverändert 
an der Oberfiüche zurückgeworfen, ein anderer dringt in die Tiefe. Durch Absorption ver- 
züglich der gelben Strahlen erlangen die complementären blauen das Uebergewicht. So 
verändert werden die Lichtstrahlen au den Grenzen tiefer liegender Formelemente abermals 
theils durcbgelassen theils zurückgeworfen. Je tiefer die Schicht ist, an welcher die ein- 
gedrungenen Lichtstrahlen reilectirt werden, um so gesättigter blau ist das redectirte Licht. 
In der ganzen Summe des in der Pigmentschicht zurückgeworfenen Lichtes haben die 
blauen Strahlen das Uebergewicht. Das Pigment erscheint deshalb blau. Auf diesem Vor- 
gange beruhen die Farben der meisten unserer Pigmente. Alle farblosen Körper, d. i.' 
Körper, die kein Absorptionsvennögen für einzelne Lichtsorten besitzen, werden in fein 
gapulvertam Zustande waisse Pigmente liefern müssen. Viele Körper absorbiren alle Licht- 
sorten, nur einige mehr anders weniger. Sind diese von so dichtem Gefüge, dass kein 
anderes Licht reilectireudes Medium zwischen die Formelemente derselben gelagert ist, so 
werden in verschiedenen Tiefen nach und nach alle Lichtstrahlen absorbirt; die Körper 
sind undurchsichtig, und wenn auch eberlläcblicb sehr wenig Licht redectirt wird, so er- 
scheinen sie uns schwarz. In gepulvsrtem Zustande sind sie gefärbt, sie reilectiren am 
meisten von der Lichtsorte, welche relativ am wenigsten absorbirt wird. Auf diese Weise 
erklärt sich der farbige Strich sonst schwarzer Mineralien. Ja selbst die Kohlen, welche 
als Beinschwarz, Rebenschwarz etc. benützt werden, absorbiren zuerst die kurzwelligen 
Strahlen violet und blau, erscheinen daher in dünner Schicht gelb oder roth und erst in 
dicker Schicht schwarz, was an berussten Gläsern leicht beobachtet wird. 
Pulverfönnige Pigmente, welche in ihrer Substanz Licht redectiren, können auch auf 
dunklem Grunde angewendet werden; es sind dies die Deckfarhen. Lazurfarben dagegen 
reilectiren in ihrer Substanz kein Licht, sondern wirken blos absorbirend auf das W11 
ihrer Unterlage redectirte Licht; die Unterlage muss desshalb viel Licht reßectiren, sie 
muss hell sein. Mischt man farbige Pigmente, so kann blos solches Lieht reüectirt wer- 
den, welches von jedem der Bestandtheile durchgelassen, d. h. nicht absorbirt wird. Blaue 
Pigmente z. B. absorbiren am meisten gelbes Licht, redectiren fast alles blaue, dlllll Viel 
violettcs und grünes, manche noch viel rothes Licht. Gelbe Pigmente absorbiren am 
meisten das blaue Licht, redectiren fast alles gelbe, dann viel grünes und orangegelhes 
Licht. Gemeinschaitlich wird von ihnen blos das grüne Licht redectirt, daher natürlich 
das gemischte Pigment grün sein muss. Analysirt man mittelst eines Prisma die Farben 
des gemischten Pig-mentes und der zwei isolirten Pigmente, so überzeugt man sich leicht,
	        
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