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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1867 / 20)

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Wenn man, am besten in einem Zimmer mit einem Fenster, einen Gegenstand noch 
durch eine Kerze so beleuchtet, dass von demselben zwei Schatten entstehen, so sieht man 
den vom Tageslicht entworfenen Schatten gelb, weil er blos vom Lampenlicht erleuchtet ist, 
den vom Lampenlicbt entworfenen dagegen blau, weil er blos vom Tageslicht beleuchtet 
wird. Als neutrales Licht betrachten wir jetzt das aus Larupen- und Tageslicht gemischte 
Licht. Unser Urtheil über das neutrale Licht ist verschoben; das Tageslicht erscheint uns 
in der Contractfarbe des dominirenden Lichtes - blau. 
Die auffallenden Unterschiede farbiger Schatten, die Urtheilstiuschungen iiber die 
Farbe des dominirenden Lichtes fuhren uns zu den Contrastfarben. Alle unsere Sinnes- 
eiudrücke werden blps im ersten Momente mit voller Kraft empfunden. Scheinen uns ja 
selbst parallele Linien couvergent, wenn sie durch ein System divergenter Linien durch- 
kreuzt werden. Die starren Felsen scheinen in die Höhe zu gehen, wenn wir eine Zeit 
lang die schäumenden Fluthen des Wasserfalles betrachtet haben. So empfindet auch das 
Auge, wenn es z. B. durchaus von blauem Lieht beleuchtet ist, das Blau endlich nicht 
mit der vollen Intensität. Wenn nun neutrales Licht in's Auge gelangt, so wird in dem- 
selben das Blau ebenfalls weniger intensiv wirken, das Complement dagegen wirkt als 
neuer Reiz in voller Stärke; es erscheint also das neutrale Lieht in der Complenientiir- 
farbe. Dnsshalb erscheinen uns schwarze Figuren, die blos wenig neutrales Licht redec- 
tireu, auf farbigem Grunde in der Complementiirfzrbe. Je weniger wir uns der domini- 
rcndeu Farbe bewusst werden, desto mehr dringt sich im neutralen Licht die Contrastfarbe 
auf. Bedeckt man z. B. einen grünen Lampenschirm mit dünnem Briefpapier, so erscheinen 
die schwarzen Figuren des Schirmes ganz zweifellos roth. 
Auch auf farbigem Grunde entwickelt sich der Contrast; so erscheint Mennige auf 
grünem Grunde fast zinnoberroth, weil der Contrast von Griin - Purpur das Orange gegen 
Roth drängt, während es auf purpnrnem Grunde durch den Contrast Grün ganz matt 
oekergelb erscheint. Durch diesen Contrast werden endlich Complementiirfarben neben- 
einander stets gekriiftigt. Jede Farbe erzeugt in der Nachbarschaft als Contrast die Com- 
pleunentärfarbe. Diese kann aber die als Pigment daselbst angebrachte Complementäre 
farbe nur kräftiger, gesättigter machen. 
(Schluss fnlgl n. nichstzn um.) 
Kleinere Mittheilungen. 
Sälen ausgestellte Gegenstände.) Am 13. April: Ein Relief in Gyps, die 
Verkiin ignng Mariens derstellend, nach einer Zeichnung von F. Storno ausgeführt vorn 
Bildhauer Sehönfeld; eine Marmor-Scnlptnr, das Haupt St. Johannis des Tliufers dar- 
stellend. ausgeführt vom Bildhauer Alois Marai; eine Standuhr von vergoldeten Kupfer, 
17. Jahrhundert, Eigenthum des Herrn Dr. Lippmann; eine Dose von Krystall mit 
durchbrochener Goldverzierung, l8. Jahrhq eine Taschenuhr mit durchbrochenem Gehäuse 
von Gold, ausgestellt von Herrn Baron Oeschi; eilf Messgewänder mit Stickereien, 15. 
und 16. Jahrh. (die Slolfe theilweise vom 17. und I8. Jahrh.), Eigenthum der Stadtplan- 
kirche zu Kronstadt in Siebenbürgen. 
Arn 18. April: Chinesische und indische Arbeiten in Elfenbein, Mosaik, Glas etc., 
Eigenthum des Herm A. Griinberg; zwei Kisten von Holsmosaik, 16. Jahr-h" Eigen- 
thum der Frau Snwck; zwei Gemälde. Adrian v. d. Wer-E zugeschrieben, Eigenlhum des 
Herrn A. Karpf; architektonische Zeichnungen zum Kur- und Badehause in Salzburg 
von den Architekten Bayer und Thienemann; vier Manuscripte mit Miniaturen, 12. 
bis I4. Jahrh., aus der k. k. Hofbibliothek; Aquarelle und Zeichnungen vom verstorbenen 
Landeclraftsmaler W. Schirmer. 
Am 1, Mai; Ein Glgspoßgl, höhmiseh, Eigenthnm des Herrn Wallner, Pfarrers 
in Inzersdorf; zwei Holsreliefs; ein Mosaikechrnuek, Halsband, Broche, Ohrgehänge. Arm- 
band von römischer Mosaik, Privateigenthum; ein geschnitzter Jagdlrasten vom Bildhauer 
H. Becker; kleine plastische Gruppen zur Ausführung in Poreellan und Bronze, rnodellirt 
vom Bildhauer O. König in Dresden; eine Tischplatte von sieilianischer Marrnormcvsaik 
und ein chinesisches Reliefmosaikbild, Eigenthnm Sr. Excellenz des Freih. v. Wiillers- 
torf; Wandhordiiren in Goldweberei aus der k. k. Hof-Posamentirwaaren-Manufactur von 
(I. Drächsler in Wien; Porträtbüsben Maria Theresiifs und Rudolfs von Habsburg, mu- 
dellirt vom Bildhauer Wagner. 
(Erwerbungen des Museums.) Dem österr. Museum wurde von den Herren 
H. Monduit und Bechet ihre ganze auf der Pariser Weltausstellung beiindliehe Collec- 
tion von architektonischen Bleisaeheu (omement: de plomb e! de euivre repmusdr pour le 
bälinzznt) unter außerordentlichen Begünstigungen überlassen, darunter eine grosse Dach! 
fensterverkleidung im Renaissaneestyle, Objecte ausgeführt nach Viollet le Duc u. s. f.
	        
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