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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1867 / 23)

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Jedenfalls bitte ich, wenn der Platz nicht zu haben ist, seinerzeit auf den anderen 
Platz iiberzugehen. 
GR. Dr. Koffer, Die Nothwendigkeit des Museums beweisen zu wollen, wäre 
überflüssig, darüber ist in den Räumen dieses Saales kein Zweifel, wie nothwendig solche 
Anstalten sind, die unsere Kunstgewerbe heben, und zu dem machen, was sie werden sollen. 
Mein Versprecher, Fachmann in eminenter Weise und kräftiger Vertreter der Industrie, 
hat es warm betont, wie auch ein Sprecher von der anderen Seite. 
Aber ich frage, oh es wahr sei, dass wir der Sache, für die wir so warm eintreten, 
einen Dienst thun, wenn wir mit diesem vorläufigen Verzögerungsantrag, der sich zu einem 
Vertagungsautrag in infiuitum gestaltet, hervortreten? 
Wir sagen zur Verwaltung: Ihr wollt einen Platz? Ihr findet, er genügt euch, - 
aber wir wollen einen besseren Platz. Gut! Hütten wir den Platz, ich würde beistimmeu. 
Mir wäre es angenehm, wenn unser Stadtpark sich plötzlich auch über jene öde Wüste 
ausdehnen könnte, die sich derzeit vor den Kasernen ausbreitet und auf der wir mittler- 
weile nur trommeln und blasen hören. Wir wissen leider aus Erfahrung, dass, wo es sich 
um die mindeste Einschränkung jcner Plätze handelt, auf denen exerciert wird, wir Hinder- 
nissen begegnen, die zu den schwersten gehören, und besorgen, dass der Wunsch, jenen 
Platz links vor dem Btubcnthor fiir das Museum zu erlangen, unter den jetzigen Umständen 
ein frommer Wunsch bleiben wird. 
Was den anderen Platz bei dem Schottcnthor betriB, so hat er die Aussicht auf 
das Parlament, was aber kein Grund ist, ihn fiir ein Museum zu verwenden; von anderen 
Plätzen habe ich nichts gehört. 
Wir werden einen Platz für das Museum brauchen, auf dem sich dasselbe entfalten 
kann, und ich habe den Plan gesehen und ihn entsprechend für geraume Zeit gefunden. 
So lauge wir also dem Museum nicht einen Platz bieten können, der ihm taugt, 
so lange können wir diesen Platz ihm nicht wegnehmen, den es braucht. 
Wer bürgt uns dafür, ob und in welcher Zeit das Museum aus seinen derzeitigen 
beschränkten Räumen um Bullplatze herauskommen wird, wenn diese zwei Plätze, die wir 
als Alternative behandeln, für selbes verloren gehen? 
Ich frage, wie sieht da unser Wohlwollen aus? Fassen wir die andere Seite der 
Frage buchstäblich in's Auge, ob unser Stadtpark wirklich ernstlich an Schönheit lciden 
würde? Ich habe mich auf die Terrasse des Kursalons gestellt und meine Phantasie su- 
gestrengt, welches Bild sich zeigen wird, wenn das Museum dort hinkommt, vorausgesetzt, 
dass es nicht wie das Opernhaus aussehen würde und habe mich gefragt, was verlien wir? 
Die Aussicht auf das Hauptzollasntsgebüude. Ob dieses schön ist, darüber sind die Mei- 
nungen getheilt, ferner die Aussicht auf die Hüuscrfroute in der Leopoldstadt und vielleicht 
auf einen Theil der Franz Josefs-Kaserne. Leidet aber der Park dadurch, wenn z. B. das 
Hansenäche Palais in denselben hineinblickt? Leidet er durch ein anderes schönes Ge- 
bäude? Eine wahrhaft schöne Architektur ist ein schöner Hintergrund für cinc Gartenanlage. 
Ich glaube kaum, dass in dieser Richtung ernste ästhetische Bedenken obwalteu; 
aus diesem Grunde, weil ich glaube, dass durch den von uns heute zu fassenden Beschluss, 
wenn er nach dem Antrags des Referenten ginge, ein unberechenbarer Schade zugefügt 
würde, erlaube ich mir den Antrag, dass vorläufig nicht beschlossen werde, das Museum 
habe nicht au jene Stelle zu kommen, sondern, dass sich dahin ausgesprochen werde, dass 
nur dann, wenn dem Museum ein anderer, vollkommenerer, geeigneterer, seinen Wünschen 
entsprechender Platz eingeräumt werden könnte, wäre es wiiuschenswerth, dass dieser Platz 
den Parkanlagen vorbehalten bleibe. Wenn das aber nicht möglich sei, sollten wir unsere 
Zustimmung allerdings ertheilen. 
Referent. Ich erlaube mir, um die Herren, welche noch zu sprechen gesonnen 
sind, auf den eigentlichen Gegenstand zurückzuführen, um den es sich handelt, zu bemerken, 
dass wir nicht aufgefordert wurden, einen Platz für das Museum zu bezeichnen oder an- 
zuweisen. Es handelt sich um nichts Anderes, als um den von Herrn Dr. Schrank ge- 
stellten Lutrag, den ich vorgelesen habe, und der den Wunsch enthält, dass das Museum 
näher an die industriereichen Bezirke verlegt werde. Ich habe nur, um den Standpunkt 
klar zu machen, erwähnt, dass comuiissionelle Verhandlungen beim Ministerium geptlogen 
wurden, ohne dass es noch irgendwie zu einem Beschlusse gekommen wäre. Nachdem, wie 
ich früher die Ehre hatte zu erwähnen, dieser Platz von Sr. Majestät der Gemeinde zu 
Gartenanlagen übergeben wurde, so wird, wenn das Ministerium dennoch entscheiden würde, 
dass das Museum auf diesen Platz kommen soll, die Frage an den Gemeinderath kommen, 
was derselbe in dieser Suche zu beschlicssen gedenke? 
Darüber haben wir heute keine Vorlagen; heute handelt es sich blos um den An- 
trag Schranlfs, das Museum in die Nähe der industriereichsten Vorstiidte zu verlegen. 
Was ich weiter sagte, habe ich nur zur Aufklärung bemerkt, aber nicht, nru einen Be, 
schluss darüber hervorzurufen, ob das Museum da oder dorthin gebaut werden soll.
	        
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