September der allgemeine Katalog erschien, konnte er nur jenen verhält-
nissmässig Wenigen von Nutzen sein, die in den letzten Wochen die
Ausstellung besuchten. Da man also über Herkunft der Ohjecte, über
die oft äusserlich nicht sichtbaren Marken, Monogramme oder sonstigen
Bezeichnungen keinerlei Auskunft haben konnte, so musste man sich
bei vielen Dingen, bei denen dies von Wichtigkeit ist, wie nur um ein
Beispiel zu nennen bei Fayencen und Emaillen, gar häufig mit dem
blossen Ansehen genügen lassen. So sank dieses doch immerhin so reiche
Material, das gut verwaltet und arrangirt, ein in solcher Fülle und An-
schauliehkeit nicht leicht wieder zu heschaEendes Mittel der Belehrung
und des Studiums für Viele gewesen wäre, zu einer blossen Augenweide
für die schaulustige Menge herab und stellte sich für den Anblick viel-
fach nur als systemlose Anhäufung von Antiquitäten dar, in der es eines
nahen Eingehens und mitunter grosser Abstraction bedurfte, um sich einen
leitenden Faden selbst zu bilden.
Durchgehen wir nun vorerst in einer, wenn auch flüchtigen, Um-
schau die Reihe der Säle, die die Histoire du Travail bilden, um so den
allgemeinen Eindruck der einzelnen Sectionen in wenigen Worten zu
schildern. Einzelnes werden wir später in etwas eingehenderer Weise
betrachten; von dem vielen Wichtigen auch nur alles Hervorragende zu
behandeln, würde weit über den Raum und Zweck dieser Blätter führen.
Beginnen wir unsere Wanderung bei dem Südwestende Europas
bei Spanien und Portugal, so haben wir uns bei ersterem Lande nicht
lange aufzuhalten. Mit einigen Autographen, einem mittelmäßigen Oel-
bilde, einem Paar emaillixter Steigbügel und "einigen uneingetheilten
Gegenständen" glaubte die Commission dieses Landes ihre Aufgabe ge-
löst zu haben und es erschien wie eine Parallele zu den sonstigen Ver-
hältnissen des kleinen gleich daneben befindlichen Portugal, dass dieses
sich durch eine gute Auswahl und Anordnung charakteristischer Ohjecte
als besonders hemerkenswerth präsentirte. Goldschmiedarbeiten bildeten
hier den Schwerpunkt und mit Recht, denn an ihnen liessen sich die
Wandlungen und Merkmale portugiesischer Kunst- uud Styleigenthüm-
lichkeiten im beschränkten Raume noch am ehesten darstellen; aber auch
Werke der Architektur, Thonbildnerei und Weberei waren vertreten, und
ergaben neben einigen Manuscripten und hochseltenen Druckwerken des
15. und 16. Jahrhunderts ein wohlabgerundetes Ganzes. Die Holzschnitte
der letztgenannten waren zugleich Proben der zeichnenden Kunst in Por-
tugal in jener Zeit.
Die Reihenfolge, die wir, getreu den räumlichen Verhältnissen, ein-
halten wollen, zwingt uns jetzt einen unvermittelten Uebergang zu machen
von der beinahe schon südlich üppigen Kunst Portugals zu der Holz-
architektur Norwegens, - einer jener Contraste, an denen die Histoire
du travail reich genug wer. Norwegen, Schweden und Russland waren
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