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land sehr anziehend. In Bezug auf die Art der Verwendung der Kunst-
form und Ornamentation liessen sie gewisse nicht uninteressante Paral-
lelen zur heutigen Kunstindustrie des Reiches ziehen, worauf wir später
zurückzukommen gedenken. Die mitunter riesig grossen Gefasse und
Geräthsehaften aus der Zopfzeit unter dem Einfluss dieses alle Eigen-
thümlichkeiten nivellirenden Styles entstanden, vermochten nur durch die
Menge des aufgewendeten edlen Materiales zu imponiren. Costümge-
schichtlich höchst bedeutend war eine Sammlung von Rüststücken, na-
mentlich Heimen, zum Theile sehr frühen Datums aus dem lO. bis
14. Jahrhundert, aus Zeiten, aus denen nur äusserst wenig Originale cr-
halten und kaum in den grössten Sammlungen Europe's zu finden sind.
Nicht minder bedeutend war eine Auswahl altirliindiseher Kunst- und
Gebrauchsgegenstände. Thonbildnerei und Miniaturmalerei des 18. Jahr-
hunderts waren gut vertreten, ebenso wie die Leistungen der einheimischen
Kupferstecherschule, an deren oft mehr als gerechten Werthschätzung das
Natioualgefühl seinen guten Theil hat. Im Ganzen zeichnete sich die
englische Histoire du travail durch klare und verständnissvolle Anordnung
in hohem Grade aus.
Ich muss darauf verzichten, auch nur einigermassen genügend den
Reichthum und die volle Bedeutung der französischen Histoire du travail
- ohne Zweifel ein Glanzpunkt der gesarnmten Ausstellung - schildern
zu wollen. In neun zum Theile imposant grossen Sälen war ein voll-
ständiges Bild der kunstgewerblichen Thätigkeit Frankreichs von mehr
als sechs Jahrhunderten entrollt und durch die herrlichsten Hervorbrin-
gungen eines Weltalters dargestellt. In der That mochte man sich des
Bedauerns nicht erwehren, dass diese herrliche für manchen Zweig ge-
radezu lückenlose Ansammlung in wenigen Wochen wiederum dem Zer-
streuen anheimfallt. Beginnend von den ersten Spuren menschlicher
Thätigkeit, die in noch ungemessene, durch keine Kunde geschichtlicher
Ueberlieferung erleuchtete Zeiträume fallen, treifen wir schon hier auf
überraschend gelungene Versuche bildlicher Darstellung, leicht erkennbare
und in den Hauptlinien scharf aufgefasste Thierportriits eingegraben auf
Thierknochen. Weiterhin die Reste der sogenannten Broncezeit und end-
lich das Erscheinen der Römer auf gallisehem Boden. Besonders zahl-
reich und zur Befriedigung aller schon verfeinerten Lebensbedürfnisse
bestimmt sind die Gegenstände, welche die Römer als sichtbare Spuren
ihres Einflusses auf gallische-m Boden zurückgelassen hatten, hier ver-
treten. Mit einer nicht verkennharen Sorgfalt war diese Partie zusammen-
gestellt, wohl um gewissen in höchsten Kreisen Frankreichs getriebenen
Liehhabereien entgegenzukommen. Wie aber die Römer ihre Sitten und
Gewohnheiten überall hin unverändert verpflanzten, so tragen auch die
Reste aus dieser Zeit beinahe ausschliesslich nur den römischen Charakter
und wir können sie daher hier um so eher übergehen, als sie, wie ich