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und zu bestimmten Stunden, die der Vorstand festsetzt und bekannt macht, gegen von
diesem zu nonnirendes Eintrittsgeld zugänglich.
Der Vorstand soll jedoch such berechtigt sein, dem Publicum an gewissen Tagen
den Eintritt unentgeltlich zu gestatten.
Anträge in Betred der Nachbildung. Abformung, etc. von im Museum oder in der
Ausstellung befindlichen Gegenständen oder in Betred der Beschickung fremder Ausstel-
lungen mit solchen Gegenständen sind an den Vorstand zu richten, der über sie, unter
Beirath des Directors, entscheidet.
Der Vorstand setzt auch den Tarif fir Abgüsse, Doubletten etc. fest.
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Vorträge. Wird es für nöthig erachtet, durch den Director, den Custos oder
durch die Lehrer der Schule Vorträge über Gegenstände der Kunst halten zu lassen, so
hat der Vorstand die näheren Modalitäten festzustellen.
.De.r 5.. 25' schliesst Idns Statut mit den kestimniungeu, in Iwelt-her weise esentuell
die Auflösung der Mnseums-Gesellschaß stnttzuünden hätte.
Die Farben der altpersischen Teppiche.
Unter den seltenen Schlitzen der Kunstindustrie, welche im k. k. Museum zur Aus-
stellung gelangten, nehmen die Seidenpliisch-Teppiche aus dem Schönbrunner Teppich-
depöt einen sehr hohen Rang ein. Die Pariser Weltausstellung bewies, dass die moderne
persische Teppichwirkerei nicht mehr auf derselben hohen Stufe der ornamentalen Kunst
sich befindet, und dass auch der in den alten Teppichen herrschende Luxus des Materiales
aufgehört habe. Ferner ist uns von keinem Museum und von keiner Schatzkammer bekannt,
dass sie ähnliche Exemplare, geschweige Collectionen derselben Gattung besitzen, denn
alle ähnlichen Exemplare gehen unter dem Collectivnamen als türkische oder orientalische
Teppiche und sind minder in der Qualität und nur verwandt im Styl, nicht aber in der
Grossarügkeit der Composition. Wären diese Vorbilder zahlreicher, so würden die beiden
von Philipp Haas St Söhne copirten Muster nicht solches Aufsehen gemacht haben als
Specialitäten ersten Ranges, die in Abbildung und als Gewebe für Museen angekauft wurden.
Als die beiden grossartigsten und vorzüglichsten Leistungen der gesammten modernen
Webeornamentik wurden diese Copien geschätzt und es war nur zu bedauern , dass wir
das geistige Eigenthumsrecht einer früheren Kunstepoche eines anderen Welttheiles zu-
schreiben mussten. Die Erkenntniss und Nachahmung des Vorziigliehsten ist aber der
erste Schritt, um das höchste Ziel zu erreichen und bleibt es ein hohes Verdienst und ein
epochernachendes Ereignis: in der Geschichte der Ornamentik, dass das Museum die Co-
pien anregte und Haas mit der bewunderungswürdigen Leistungsfähigkeit seiner Fabri-
cation dieselben ausführte.
Heben wir nun einestheils hervor, dass für die Weiterentwicklung der modernen
europäischen Ornamentik das Studium der Teppiehdecoration von höchster Wichtigkeit ist
und zwar für sämmtliehe Kunstgewerbe und selbst Rir die Architektur, die in der Folge
immer mehr sich an das lange vernachlässigte Princip der Verkleidung durch das Flach-
ornament der Gewebe gewöhnen muss, so ist selbstverständlich die vollendetste Teppich-
ornamentik von höchstem Interesse. Wir können uns in Wien daher doppelt glücklich
schätzen, Vorbilder zu haben, die jedem anderen Museum fehlen und in der That uner-
setzlich sind.
Die Schnelligkeit, mit welcher Philipp Hans ä Söhne die beiden ausgewählten
Muster, das eine ein Teppich in der Grösse von 18' Breite und 24' Länge (in einem Stück
gewebt), das andere ein Wandteppich als Portiere in Gobelinwirkerei, ausführte, war so
überraschend, dass es uns nicht verwundern kann, wenn wir einige Mängel entdecken;
jedoch Mängel eigener Art, die vielleicht Tausenden als Vorzüge gegolten haben. Die Form
war höchst correct und hat Herr Hatzinger, der talentvolle Zeichner der Teppichfebrik,
die Quadricatzeichnnng in meisterhaftester Weise besorgt. Die Farbe war dem Original
sehr ähnlich und gerade hierin lag der Fehler, denn die Farbe des Originals war während
drei Jahrhunderten so verschossen und zwar in ungleicher Weise, dass derjenige, welcher
viele alte Webemuster eopirt hat, sich sagen musste, die Originale sind dennoch nicht in
der Wirkung ihrer Neuheit erreicht, was doch der Zweck der Nachahmung war. Zum Glück
hat der g-rosse Teppich die Bestimmung, nur bei Gasbeleuchtung gesehen zu werden, und
kommt den etwas harten Contrasten das goldige Lichtmeer zu gut, welches die wider-
spenstigsten Farben in Einklang bringt, sowie es auch verbliebenen Schönheiten einen
Nachsommer der Jugend gewährt. Mit noch einem Uebelstaude hatten die Teppiche von