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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1868 / 32)

nun 
und nicht wie Prunk- und Praehtgeriithc ausschließlich von den höhern Standen der Ge- 
sellschaft benützt werden sind, zeigen sie manche Landes- und Volkseigenthünnlichkeiten 
am priignantesten. Dies gilt auch von Tbonwaaren und Fayeneen geringerer Sorte. Dem 
Alter nach nahmen Bronzen die erste Stelle ein, so Aquamanile und Bauchfiisser roma- 
nischen Styles aus dem 12. Jahrhundert, weiterhin im Verhältnis: der näher rückenden 
Zeitepochen in immer grösser werdender Mannigfaltigkeit, von Monstranzen und Beliqniarien 
an, alle möglichen Dinge kirchlicher und weltlicher Bestimmung bis zur gewöhnlichen 
Laterne herab, die noch statt der Glssverlrleidung einfach durchbohrte Metallplatten trügt. 
An vielen dieser alten Reste sehen wir trotz geringer und selbst roher Behandlung oft 
eine harmonische und wohlthuende Gesammtwirkung, die ihnen immerhin einen gewissen 
Werth als Kunstwerk gibt, sehr zum Unterschiede von den ordinären WVaaren heutiger 
Erzeugung, bei denen man es als selbstverständlich hinznnehmen gewohnt ist, dass der 
billige Preis neben dem gemeinen Materials auch eine schlechte Form bedingt. Besonders 
zu erwähnen ist ein merkwürdig gestalteter Leuchter, bei dem der Liehttriiger eine Statue 
des h. Christof bildet. ferner ein gothischer achtarmiger Luster aus gehiimmertem Kupfer 
mit zierlichem Blatt- und Ranlrenwerk. Eine in der Art der bekannten Grabplatten gra- 
virte Bronzeplatte, darstellend einen Engel und die vier Evangelistenzeichen, ganz im Style 
der spätern Van-Eyekischen Schule. Aus dem 17. Jahrhunderte ein Prachtexemplar eines 
Lusters von jener Form, die man gewöhnlich die „holländischek nennt, mit schön auf- 
und niedergeschwungenen Armen und mächtiger glänzender Metallkugel in der Mitte. 
Diese Lusterform, im 17. und theilweise noch im 18. Jahrhunderte allgemein beliebt. ist 
wohl eine der gelnngensten Lösungen des Problemes einer hängenden Leuchte im Sinne 
der späteren Renaissance und wäre der Wiederaufnahme und Weiterbildung in hohem 
Grade werth. 
Gothische Thiirschlösser und sonstige gotbische Eisenarbeiten waren in grosser Zahl 
und mitunter vorzüglichen Beispielen zu sehen, während ,Zinugeräthe", dessen es nament- 
lich im 16. und I7. Jahrhunderte in Holland sehr viel gab, mehr angedeutet als eigentlich 
vertreten war. 
Von ganz eigenartigen Gepräge und nationaler Charakteristik stellte sich die Ab- 
theilnng „Goldsehmiedekunst" dar, obwohl das Einzelne darin oft mehr durch Bestimmung 
und Form als gerade durch besondere Vollendung der Arbeit ausgezeichnet war. Die 
Embleme und Abzeichen der einstens so blühend gewesenen Gilden und Bruderschaften 
hatten hiezu ein grosses Coutingent geliefert. Die Tr-inkhörner und Pocale, in denen der 
Ehreutrunk bei den feierlichen Zusammenkiinften credenzt wurde, die Ketten und Seepter 
der Gildenkönige waren ein freies und fruchtbares Feld fiir die künstlerische Erfindungs- 
gabe der holländischen Goldschmiede. Trinkhörner scheinen die beliebtere Form gewesen 
zu sein, unter ihnen das bedeutendste das Horn der Armbrustschiitzen von Amsterdam, 
genannt das Georgs-Horn, mit dem Bildniss dieses Heiligen in ciselirter Arbeit. Ein schönes 
Werk und weltbekannt gemacht dadurch, dass es Van der Helst auf seinem berühmten 
Bilde (im Reichsmuseum zu Amsterdam) die ßehlitzengilde von Amsterdam" unter den iibri- 
gen theilweise nicht mehr vorhandenen Wahrzeichen der Gilde mitabgebildet hat. 
Ein anderes Trinkhorn, der Schißergilde von Nimwegen gehörig, stammt aus dem 
Jahre 1646, ist über und über mit Wappen bedeckt, ebenso wie der Pocal der Zimmerleute 
und Maurer von Arubeim, der mit der Statue des h. Joseph, des Patrone dieser Zunft, 
geziert ist. Von vortreiflicher Arbeit ist der Pocal der Brauer von Harlem von 1604. an 
dessen Cuppa in getriebener Arbeit Scenen aus dem Leben des h. Martin angebracht sind. 
Es ist an diesem Orte unmöglich, in eine Specialisirung auch nur eines irgendwie bedeu- 
tenderen Theiles dieser Gildeuembleme einzugehen, denn sie waren in vielleicht mehr als 
hundert Exemplaren vertreten und umfassten der Entstebungszcit nach das I6. und 17. 
Jahrhundert und reichten selbst tief in das 18. hinein. Das jüngste, das ich bemerkte, 
war das silberne Wappen der Lohnkntscher von Kotterdam, eine zoptige und wenig erbau- 
liche Baue Arbeit. 
Unter einer Anzahl von, den Städtereprlisentationen gehörigen und diesen bei feier- 
lichen und denkwürdigen Anlässen verehrten Ebrenbechern ragte der dem Städtchen Vere 
im Jahre 1551 von Maximilian Grafen von Buren wegen seines gelungenen Rheiuiibergauges 
und der Vereinigung seiner Truppen mit dem kaiserlichen Heere geschenkte hervor. Eine 
ungeheure Menge kleiner fein ciselirter Figürchen, Landschaften. Gebäude und allegorische 
Gestalten bedecken die ganze Oberfläche; die Gesasnmtfonu, elegant aufgebaut, erinnert 
emigermassen an jenen schönen, dem deutschen Ordensscbatze gehörigen, den Museums- 
besuchern wohlbeknnnten Pocal. 
Auch jene zahlreich vertretene Classe von Gold- und Silberarbeiten, die zum pri- 
vaten Scbmuek und Gebrauch bestimmt waren, bot Charakteristisches. Die Neigung zu 
fröhlichen Gelagen machte seit jeher die Bewohner der Niederlande erfinderisch fiir die 
verschiedensten Weisen, in's Trinken Abwechslung zu bringen. Zeugniss dafür die so
	        
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