alljährlich Preise fir gelungene Leistungen zu vertheilen. Dieselben bestehen in silbernen
Medaillen und Geldbeträgen von 150 11., 100 d. und 50 d. öst. W., die durch ein Preis-
gericht zuerkannt werden. Obwohl diese Bestimmung ganz neuen Datums ist, so haben
sich dennoch bereib dieses erste Mal 17 Preisbewerber mit circa H) Gegenständen auf
dem Kampfplatze eingefunden und es steht zu erwarten, dass diese Bestimmung in Zu-
kunft einen lehhaßen Wetteifer bei den Kunstindusn-iellen des Landes hervor-rufen werde.
Wenn wir nun die Ausstellung durchmustern, so stossen wir gleich in Gruppe II.
auf ein Institut, die Kunstrxustalt für Weberei und Stickerei des Hrn. Giani in Wien,
das durch sein Anlehnen an das Wiener Museum, durch Benützuug streng stylistischer
Muster, mit einem Worte, durch das Begreifen moderner Zeitanspriiche sich in der kurzen
Zeit weniger Jahre eine Achtung gcbietende Stellung errungen. Das ausgestellte „Altar-
Autependium" ist geradezu ein Wunderwerk der Jacquard'schen Weberei. Es ist eine
reiche Compositiou von zahlreichen üguralen Darstellungen, umrahmt von Ornamenten in
den verschiedensten in allen Tönen und Siittigungsgraden sich abstufenden Farben, einem
Gemälde gleich, und Alles dies mechanisch auf dem Webstuhle gewebt!
Dass dieses in seiner Art einzige Werk bei der Jury der Pariser Ausstellung die
verdiente Anerkennung nicht gefunden, hat nach dem Berichte Falke's zwei Gründe.
Einerseits sahen die französischen Jurors in dieser neuen Richtung eine der französischen
Seidenindustrie feindliche und drohende Cuncurrenz, andererseits ist der romanische Btyl
der Zeichnung mit seiner Strenge und Magerkeit der körperlichen Formen dem Erfolge
beim grossen Publicum nicht günstig.
Die übrigen Nummern Giaufs, alle der kirchlichen Richtung zugehörig: das byzan-
tinische l-lypoconaticon, das Velum, die schönen Caselkreuze, die Borduren und pracht-
vollen Brocate, das Stickmusterbuch, zeigen alle die volle Beherrschung jenes streng
kirchlichen Styles, wie ihn das Mittelalter geschaffen und nur dieses allein schaifen
konnte, verbunden mit der schwungvollsten Behandlung und Anordnung der ornamentalen
Motive.
Als eine sehr tüchtige Leistung müssen wir die gestickte Casula (zur Preisbewer-
bung) von Fräulein Babette Hiehler erklllren, die fiir den Grazer Boden gewiss ein
grosser Fortschritt im Technischen genannt werden kann. Auch das „gestickte Damen-
taschentnch" von Frl. Friederike Lackner (ebenfalls zur Preisbewerbuug) scheint, so viel
wir zu heurtheilen vermögen, sehr beachtenswerth. Das Ornament ist gefällig und von
jenen unschönen, plumpen Schnörkeln Bei, denen man so oft an derlei Weissstickereien
begegnet.
Sehr interessant ist die Garnitur „Imitation alter Veuetianer Spitzen in Hikelerbeit"
von Frl. Kreuzberger. Es ist merkwürdig, wie genau die im Körper schweren, in den
Auslliufen reichen, alten Venetianer Spitzen hier durch die Technik des Häkelns nach-
geahmt sind, ein Resultat, das dem genannten Fräulein zu grosser Ehre gereicht.
Die Emails der Gruppe IV bieten ihrer Mannigfaltigkeit wegen viel Interesse. Es
finden sich vertreten: altes orientalisches Zelleneniail, gemalte Eniails des I7. und 18.
Jahrhunderts, ein besonders hübsches Stück Goldemail aus der französischen Kaiserzeit,
dann ein allerliebsfes Cabinatsstückchen plastischen Emails, der heil. Georg mit dem Dra-
chen aus dem 16. Jahrhundert. Hieher ist auch das prachtvolle Emailgefäss von Barbe-
dlenne in Paris (Nr. 179) zu rechnen, im Katalog unter die Bronzen eingereiht. Barbie-
dienne ist der erste Bronzefabrikant von Paris, d. h. mit anderen Worten der erste der
Welt. Ausser seinen weltberühmten Bronzen fertigt er auch Emails nach dem Systeme
des Grubenemails (Email ehampleve). Man muss gestehen, dass die Form dieses Gefüsses
ausserordentlich elegant, und die Farben des die ganze Oberfläche bedeckenden Emails
von der wunderbarsten Wirkung sind.
Die Gruppe VI, Glasmalerei, ist durch drei Thsile eines für die Admonter Stißs-
kirche bestimmten Fensters vertreten. Die Arbeit (zur Preisbewerbung) ist von Schir-
zner jun. in Graz. Ueber die Composition dieses Glasfensters und die zu moderne Hal-
tung derselben haben wir uns schon seinerzeit ausgesprochen. Weitaus Giinstigeres lässt
sich über die Technik sagen. Der iigurnla Theil ist mit einer grossen Feinheit der Pinsel-
üihrung und inniger Eingebung an den Gegenstand behandelt, während der ornamentsle
Theil hübsche, gut im Styl gehaltene Motive in harmonisch wirkenden Farben aufweist.
In der VII. Gruppe, Malerei, linden sich sehr verdienstliche Arbeiten des in
weiten Kreisen bekannten Freundes und Kenners mittelalterlicher Kunst, des Herrn Carl
Mayr, und sonstige theils werthvolle, theils originelle Gegenstände. Wir heben nur des
im Incarnat besonders weich behandelte schöne Aquarell ,Bacchus bei der Ariadne" nach
Guido Beni und die vier fast mikroskopischen Miniaturlsndschahen auf Elfenbein hervor.
Die 42 Photographien „Alpenblumen" von Bude (zur Preisbewerbung) sind gefhllig arran-
g-u-t, und stehen anderen ähnlichen Pnblicaticnen in Nichts nach, während die Colorirung,
von Frau Anna Bude besorgt, durch richtige und zarte Töne anspricht, was um so mehr