werden, dass wir an einer galvanoplastischen Copie die nach dem heu-
tigen Stande der technischen Kenntnisse best denkbare haben.
Unsere heutige Betrachtung über Galvanoplastik wurde mittelbar ver-
anlasst durch das dieser Nummer der "Mittheilungen" beigegebene Ver-
zeichniss der bisher aus der Anstalt des Museums hervorgegangenen
Reproductionen. Es ist eine ansehnliche Reihe von Werken antiker und
neuerer Toreutik, die bisher vervielfältigt worden sind, und ihre Verbrei-
tung wird beitragen, neben der Kenntniss ihrer selbst den bisher noch
immer nicht genügend bekannten Reichthum an Kunstwerken, die Wien
besitzt, besser zu würdigen. Goldschmiedearbeiten des Mittelalters und
der Renaissance haben das Hauptcoutingent geliefert, sowohl wegen der
höchst vortrefflichen Beispiele, die die Sammlungen der „Schatzkammer-f
des "deutschen Ordensschatzes" und andere davon bieten, als auch wegen
ihrer hervorragenden Wichtigkeit für das Kunstgewerbe. Daneben auch
eine Anzahl der werthvnllsten antiken Bronzen der kaiserlichen Samm-
lungen, sowie auch einige Silber- und Goldgefasse römischen und sonstigen
antiken Ürsprunges.
War in erster Reihe die Schönheit, Bedeutung und Wichtigkeit der
Kunstform des Gegenstandes bei dessen Wahl zur Copirung massgebend,
so war man auch stets von dem Streben geleitet, die Nachahmung dem
Originale in allen Stücken möglichst nahe zu bringen, und hielt sich
davon entfernt, auch die geringst eigene Zuthat hinzuzufügen. Man hat
den alten Arbeiten ich möchte sagen ihre Individualität thunlichst ge-
wahrt; so wurde z. B. die Farbe des Goldes, die bei den Originalen bald
mehr in's Grüne, bald mehr in's Gelbe oder Rothe spielt, auch bei der
Vergoldung der galvanoplastischen Abgüsse genau imitirt, und dadurch
eine Abwechslung der Farbtöne hervorgerufen, die die aus der Anstalt
des Museums hervorgegangenen Arbeiten vortheilhaü beispielsweise gegen
die von Franchi in London erzeugten Reproductionen alter Gold-
schmiedearbeiten auszeichnet. Bei den letztgenannten ist auf diesen
Punkt keine Rücksicht genommen worden und es sehen die Werke ver-
schiedener Epochen nllc ganz gleichmässig goldgelb wie in eine Uniform
gesteckt und in ihrer Zusammenstellung modern, gar nicht wie getreu
sein sollende Copien alter Arbeiten aus; und wenn dieser Punkt der
richtigen Färbung auch nicht gerade eine übermässigs Betonung verdient,
so wird dessen Beobachtung doch Vielen und mit Recht eine angenehme
Zuthat sein.
Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkte sind 49 verschiedene Objecte
abgeformt worden, sie sind Repräsentanten der verschiedensten Techniken
und Stylarten, und die Vervollständigung dieser Sammlung zu einer Dar-
stellung der gesammten Geschichte der Metallotechnik wird stets im Auge
behalten.
Aus den Bliitheepocheti griechischer Kunst stammen die zwei Bronze-