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Die Glesausstellung Oesterreichs war auf dem Marsfelde durch eine
grosse Zahl schöner und zum Theil prachtvoller Stücke vertreten, und.
imponirte durch Reichhaltigkeit, wenngleich unter den vielen ausgestell-
ten Ohjecten manches Stück nicht gerade stylgerccht erschien. Die
hauptsächlichsten Aussteller waren: J. und L. Lobmeyr in Wien, deren
Glasgefesse und Glasgeräthe (Kronleuchter, Wandleuchter, Armleuchter,
mit und ohne Bronze) zu den hervorragendsten der Gesammtglasausstel-
lung gehörten; J. Schreiber und Neffen in Wien; C. Stölzl und
Söhne zu Sechenthal in Böhmen; Graf von Harrach zu Neuwelt in
Böhmen; Wilhelm Hofmann in Prag; H. Ullrich in Meistersdorf und
Heide; Joseph Zahn und Comp. in Stein-Schönen in Böhmen; Ignaz
Vogel zu Jiigersdorf in Böhmen; Ludwig Moser in Cerlsbad etc."
Wir glauben nicht für nöthig zu halten, das Votum des Herrn Prof.
J. R. Wagner mit Erläuterungen zu begleiten, bemerken übrigens blos,
dass die Direction des österr. Museums sich gleich nach der Pari-
ser Weltausstellung an den Landesausschuss für Böhmen gewendet, und
demselben die Förderung des Zeichenunterrichtes in den Gewerheschulen
Böhmens und die grössere Dotirung der trefflichen Schule für Glasraflineure
in Stein-Schönen dringend an das Herz gelegt hat. Auch das, was wir
in der Zeichenschule der HarracHschen Glasfhbrik in Neuwelt gesehen,
hat uns überzeugt, wie dringend nöthig für Böhmen die Reform und He-
bung des gewerblichen Unterrichtes ist. Sich in diesen Fragen auf den
nationalen Isolirungsschemel zu stellen, hat nur die Folge, dass in der
deutschen Nachbarschaft blühende Fabriken entstehen, wie man in Neu-
welt an der SchatfgottscHschen Glssfabrik zu Warmbrunn in Preussisch-
Schlesien wahrzunehmen Gelegenheit hat. Die anerkennende Antwort,
welche dem österreichischen Museum von Seite des Landesausschusses
von Böhmen zu Theil geworden ist, lässt hoffen, dass man in der näch-
sten Zeit entscheidende Schritte unternehmen wird. Es thut dies wahr.
lich sehr noth.
Die Errichtung einer Kunstgewerbeschnle in München.
Bisher bestand in München in sehr beschränkter Weise bei der Akademie der bil-
denden Künste eine sogenannte Vorschule, welche mit der vom Verein zur Ausbildung der
Gewerke dnhier gegründeten Zeichnungsschule verbunden war. Durch diese Verbindung
sollte der doppelte Zweck erreicht werden: jungen Leuten diejenige allgemeine Ausbildung
zu ermöglichen, welche sie zum Uebertritt an die Akademie befähigte, nndeyerggitg aber
die Kunstindustrie durch Unterricht der Lehrlinge im Zeichnen und Modelliren zu Rirdern
und zu heben. Aber eine Erfahrung von zehn Jahren hatte gezeigt, dass weder die dieser
Schule zu Gehot stehenden Mittel, noch ihre bisherige Einrichtung dem Bediirfniss der
Gegenwart zu genügen vermochten. Die Lehrmittel zur Ausbildung für die Kuustindustrie
erwiesen sich als unzureichend, und nicht minder fehlten die Mittel zur Berufung und An-
stellung der erforderlichen Lehrkräfte, namentlich für die so wichtigen Fächer der Orna-
mentik, des Figurenzeichuens und Malens, der Decorutionsmulerei, Bildhauerei und orua-
tuemelenPlvstik, für Modelliren, Ciseliren und Schnitzen. Wie sehr auch des verdienst-