Mp6. MITTHEILUNGEN wg"-
Dritter Jahrgang. 15. Septbr. 1868.
k. k. österr. Museums für Kunst 81 Industrie.
(Monatschrift für Kunst 8m Kunstgewerbe.)
(Am 15. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. - Abonnementspreis per Jahr 3 d. ö. W.
Redscteur Dr. G. Thu. Expedition von C. Gerold's Sohn. Man abonnirt im Museum, bei
Gerold k Comp., durch die Postunstslteu, sowie durch alle Buch- und Kunsthandlungen.)
r u nur: Die Hnusindustris im Grödner Thnl in Tirol. - n" gewerbliche Unterricht n. Frankreich und
Belgien. - Die Kuostlndustrio Ouurreichs. - zum". Mlltheilungln. - Bibliothek-Katalog.
(um einer s e ilsge. in dB! stim einer llllblll llruckbegens.)
Die Eausindustrie im Grödner Thal in Tirol.
Es ist eine bekannte Thatsache, dass ein grosser Theil von Holz-
sohnitzwaaren, die sich seit Jahrzehnten schon Bahn auf dem Weltmarkte
gebrochen haben, aus dem Grödner Thale her-rührt, dass die Grödner
selbst mit ihren Waaren durch ganz Europa gehen, und dass die Bild-
schnitzerei in diesem Thale als eine Hausindustrie geübt wird. Auf den
verschiedenen Weltausstellungen hat man gleichfalls Gelegenheit gehabt,
die Grödner Industrie kennen zu lernen: sie hat auf denselben eine sehr
untergeordnete Stellung eingenommen; keinerlei Verbesserung wurde im
Laufe der Jahrzehnte wahrgenommen.
Diese Umstände und die Aufforderung des Tiroler Landtages, ein
Programm einer Holzschnitzschule zu entwerfen, bewogen mich, das
Grödner Thal zu besuchen. Der Zugang zu demselben ist heutzutage
ungemein leicht. Von der Eisenbahnstation Waidbruck führt eine be-
queme Strasse in beiläufig drei Stunden nach St. Ulrich, dem Hauptorte
des Grödner Tlzales. Es ist aber diese Fahrstrasse erst seit dem Jahre
1856 angelegt; früher war das Thal nur fiir Fussgänger zugänglich. Die
Situation der Grödner hat sich durch diese Strasse und die nahe Eisen-
bahn wesentlich gebessert; gegenwärtig versenden sie ohne Intervention
von Spediteuren (lirect nach Wien, Nürnberg, Bremen, Rotterdam, Paris
und London. Die Industrie ist in einer steigenden Aufnahme begriffen.
Der Export betrug
im Jahre 1864 6436 Ctn,
„ „ 1365 6700 „
„ , 1866 esse „
, , 1867 7580 „
Von dieser Waare gehen beiläufig dreiviertel in's Ausland, wovon
sich der Werth auf 200- bis 230.000 H. beziffern mag.
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