w MITTHEILUNGEN wg".
Vierter Jahrgang. 15. Novbr. 1868.
k. k. österr. Museums für Kunst 8L Industrie.
(Monatschrift für Kunst ä Kunstgewerbe.)
(Am 15. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. - Abonnementspreis per Jahr 3 B. ö. W.
Redacteur Dr. G. Thss. Expedition von C. Gerold's Sohn. Man abonnirt im Museum, bei
Gsrold ä Comp., durch die Pnstanstalten, sowie durch alle Buch- und Kunsthandlungen.)
ln h n z: Die Bsitrige Böhmen: zur modernen Abtheilung a" kunslgcwerhlichsn Ausstellung des aus". Mu-
seums in Prag. - Rückblick m: die Bslchsnhsrgsr Ausstellung. - Förderung des Gcwerbewesens in
Nieder-Destsrrsich. H Kleinere Mittheilungsn. _ Fortsetzung des Verreichnislss a" im önerr.
Hunum kiuflichen Gypsabgüsse. -Bihliodiekl-Ksts1og.
Die Beiträge Böhmens zur modernen Abtheilung der kunst-
gewerblichen Ausstellung des österr. Museums in Prag.
(Von Friedrich Lipplnann.)
Wurde unlängst in diesen Blättern ein Bild der Prager Ausstellung
im Allgemeinen entworfen, so wollen wir heute speciell das erörtern, was
von dem Lande Böhmen selbst und zwar zunächst an neuen Werken der
Kunstindustrie beigesteuert wurde; einc Erärterung, die im Hinblicke auf
die Leistungsfähigkeit des Landes für kunstindustrielle Zwecke überhaupt
und speciell in Rücksicht auf künftige etwa zu veranstaltende Ausstel-
lungen und Unternehmungen nicht ganz überflüssig sein dürfte.
Die Prager Ausstellung scheint uns den Beweis gegeben zu haben,
dass die Stadt selbst ein snbauungswürdiger Boden Fir Kunstgewerhe, wenn
auch noch momentan nicht in bedeutender Weise, schon ist, und desto
mehr mit der Zeit sich zu einem solchen heranbilden dürfte. Von den
Hauptbedingungen, die hiezu gehören, sind einige in vortreiflicher Weise
vorhanden: das technische Geschick des Arbeiters, das freilich noch der
Schulung bedarf, und die Vorbilder aus älterer Zeit, die das Land, trotz-
dem seit jeher die Kunstwerke massenhaft verschleppt worden sind,
und trotzdem die eigentliche Blütheepoche der Kunst in Böhmen schon
in das vierzehnte Jahrhundert, in die Regierungszeit Carl IV. fällt, doch
noch in grosser Menge in öffentlichem und privatem Besitze enthält. Was
vor Allem dringend noththut, ist die Gewöhnung des Prager Publicums
an das Bediirfniss, Kunstwerke zu sehen und zu - besitzen. Der Mangel
bedeutenderer öffentlicher Kunstsammlungen in einer grossen Stadt, wie
Prag, Ausnahmen natürlich abgerechnet, ist der Entfaltung eines regen
Kunstinteresses seit jeher hinderlich gewesen; wie günstig aber eine
solche Anstalt wirken könnte, liess sich an der nur kurze Zeit dauernden
Ausstellung beobachten. Nicht als ob das Zuströmen des Publicums und
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