Jahren errichtet (drei Jahre mit und zwei Jahre ohne Subvention); bisher
nehmen etwa 6-800 Schülerinnen am Unterrichts theil, da aber die
Zahl der Spitzenverfertigerinnen im Erzgebirge 8-10.000 beträgt, so
bleibt für die noch übrigen vier Jahre des Bestandes der Musterwerk-
statten sehr viel zu thun übrig, wenn eine gründliche Reform der
gesammten Spitzenmanufactur durchgeführt werden soll.
Dieses schöne Unternehmen verdankt dem „Centralcomite zur Be-
forderung der Erwerbsthätigkeit der böhmischen Erz- und Riesengebirgs-
bcwohner" sein Entstehen. Se. Majestät bewilligte hierfür den halben
Ertrag von zwei Wchlthätigkeitslotterien. Der Leiter selbst, Herr Wech-
selmann, lässt für das Gelingen des Unternehmens das Beste hoffen, und
dass diese Aussicht eine gegründete ist, beweisen die auf der Prager
Ausstellung befindlichen Proben zur Genüge. Von Seite der technischen
Vollendung bleibt wohl wenig, was nicht wenigstens in der Zukunft er-
reichbar schiene, zu wünschen übrig, und nur von dem Standpunkte dieser
Blätter aus müssen wir betonen, dass wir in erster Reihe eine ganz be-
sondere Rücksichtnahme auf reine, geschmack- und stylvolle Zeichnung
für unerlässlich nothwendig halten. Es ist allerdings sehr schwer, ge-
rade in jenen Dingen, die Bestandtheile der Toilette sind und der bru-
talen Herrschaft der „Mode" unterliegen, vernünftige künstlerlische Prin-
cipien zur Geltung zu bringen, weil der Verfertiger dem leider meist
schlechten, verschrobenen und eingebildeten Geschmacke des Abnehmers
huldigen muss, wenn er von diesem nicht im Stiche gelassen werden will.
So sehen wir auch hier menschliche, thierische und pflanzliche
Formen statt der gerade bei Spitzen nöthigen strengen geometrischen
und Flächendecoration ihr Unwesen treiben, auf einem Fächer Trophäen,
Kanonen und Zündnadelgewehre, anderwärts wieder Genien oder vielmehr
Caricaturen, die Genien vorstellen sollen, und was dergleichen mehr ist.
Es wird daher die Heranziehung tüchtiger geschulter Musterzeichner der
Spitzenindustrie entschieden noth thuen.
Die Lackarbeiten und das Email, die durch Zusendungen heimischen
Ursprunges nicht vertreten waren, übergehend, begegnen wir unter den
Glaslnalereien einigen Werken des Prager Glasmalers Johann Quast,
von dem auch die bisher ausgeführten gemalten Glasfenster im Prager
Dome herrühren. Quast hat ein Mittelstück eines grösseren Fensters und
zwei kleinere gemalte Scheiben ausgestellt. Ersteres ist nach einer Zeich-
nung von Josef Führich gefertigt und stellt die h. Dreifaltigkeit dar.
Das richtige Erfassen des Wesens, der Bedingungen und Forderungen
der Glasmalerei ist keine so durchaus einfache Sache, als sie sich viel-
leicht manchem auf den ersten Blick darstellen dürtie. Auf wie verschie-
denen Wegen verschiedene Künstler die Aufgabe heutzutage zu lösen
trachten, hat im Kleinen selbst schon das, was auf der Prager Ausstellung
zu sehen war, gezeigt. Wir brauchen hier blos an die durch längere
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