285
in Adolf (Nr. 317) lassen in Bezug auf Zeichnung der die Oberflächen
hedeckenden Ornamente sehr viel zu wünschen übrig.
Die böhmische Porzellanmanufactur war nicht vertreten; die Natur
der zu Gebote stehenden Räumlichkeit, die drängende Zeit und Umstände
anderer Art liessen es diesmal nicht zu, an eine nur annähernd vollstän-
dige Repräsentation der böhmischen Kunstindustrie zu denken, so lehr-
reich und nützlich auch die Vergleichung mit den auf der Ausstellung
befindlichen auswärtigen Erzeugnissen gewesen wäre.
Wenn auch nur nach einer Richtung hin, so doch ziemlich reich-
haltig war eine Collection moderner gothischer Möbel aus dem Schlosse
Sichrow, dem Besitze Sr. Durchlaucht des Fürsten CamillRohann. Diese
Möbel gewinnen ein erhöhtes Interesse dadurch, dass sie in dem Orte
Sichrow selbst von dort ansässigen Handwerkern gefertigt sind. Die Zeich-
nungen hiezu sind verschiedenen Publicationen, wie denen von Un ge-
witter etc, entnommen. Die Ausführung der Schnitzereien, das Verständ-
niss, das sich in der öfter ziemlich cornplicirten Construetiou zeigt, und
überhaupt die ganze Durchführung der Arbeit legen ein höchst rühmens-
werthes Zeugniss für die Geschicklichkeit der Verfertiger und nicht
weniger auch tiir den Kunstgeschmack des Bestellers ab, von dem diese
seltene rühmenswerthe Anregung zu kunstindustriellem Schaffen ausgeht.
Ebenso vortrefflich, wie die beinahe durchaus von einem Einzelnen,
dem Bildhauer Peter Bu sek in Sichrow ausgeführten Holzarbeiten, sind
auch die in den erwähnten Möbeln befindlichen Eisenbestandtheile, wie
Schlösser, Beschläge u. dgl. Sie rühren vom Schlosser Johann Novak
in Sichrow her. Ein von diesem ausgestellter Candelaber von polirtem
Sehmiedeisen (Nr. 505) wetteifert an Sauberkeit und Correetheit der
Durchführung mit den besten Erzeugnissen von Hart 8a Son in London
und ähnlichen Werkstätten.
Bildhauer Sebor in Trautenau hatte einen Heissig gearbeiteten
reichgeschnitzten Schrank, wie es scheint, eine Copie eines älteren aus
dem 17. Jahrhundert stammenden Möbels, ausgestellt. Die Arbeit ist im
Ganzen eine lobenswerthe, die etwa nur der Entfernung einiger über-
Biissiger Zuthaten bedürfte. Ein von demselben verfertigter aus Holz ge-
schnitzter Luster leidet an plumpen und schweren Formen, wie denn das
Holz überhaupt nicht dasjenige Material ist, das sich zur Verwendung
fiir ein solches Gerathe eignet, denn ein Luster, als etwas in der Luft
frei Schwebendes, muss dem entsprechend nie allzumassig und wuchtig
erscheinen. Als verdienstliche Arbeiten sind zu erwähnen: ein gothischer
Altarleuchter von Zinkguss (Nr- 456) und eine für die oben schon er-
wähnte Kreuzcapelle bestimmte Kirchenlampe von vergoldetem Messing,
beides nach Zeichnungen von F. Wachsmann.
Der Eisenarbeiten geschah vorhin Biichtig Erwähnung; es wäre hier
noch eine zierliche, ebenfalls für die Kreuzcapelle bestimmte Kirchenlampe