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Vierter Jahrgang. 15. Decbr. 1868.
k. k. österr. Museums für Kunst ä Industrie.
(Monatschrift für Kunst 8c Kunstgewerbe.)
(Am 15. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. - Abonnementspreis per Jahr 3 B. ö. W.
Reducbelu Dr. G. Thu. Expedition von C. Gerolfs Sohn. Mm abonnirt im Museum, bei
Gerold 8x Camp, durch die Posmnstalten, sowie durch alle Buch- unü Kunsthandlungen.)
1 n h 1 I z: Die Behrige Böhmens zur Ablbeilnng ilnnr Kunstwerke m der Anulallung du am". lluuums
in Png. - Die Schulen n. und um Beichenherg. - Zur Hebung der Spituuiudultde im namx-
Erlgebirg - Vnrtriga im am". lluleuln. - m. um n. Rohumß für du Kunslgevrurbo. H
Kleinere Mitthuüuuguu. _ BibHoihzkc-Klulog.
(um einer 11.11.9, m a" sum am 1mm Druckbogeus.)
Die Beiträge Böhmens zur Abtheilung älterer Kunstwerke
in der Ausstellung des österr. Museums in Prag.
(Von Fhiedrich Lippmann.)
t Von dem Reichthume an Kunstwerken des Mittelalters, der sich in
Böhmen namentlich in dessen Blütezeit unter Carl IV. angesammelt hatte,
haben die verheerenden kriegerischen Bewegungen des fünfzehnten Jahr-
hunderts einen grossen Theil hinweggeschwemmt und für immerlvernichtet.
Die Renaissance des sechzehnten Jahrhunderts fand in Böhmen keinen
so fruchtbaren Boden als anderwärts in den dieses Land rings umgehen-
den nachbarlichen Gebieten vor. Das, was sich am wirklich einheimi-
schen Leistungen dieser Epoche hier iindet, erscheint wie Hervorbringung
einer aus zweiter Hand überkommenen Kunsttradition, und selbst unter
dem kunstsinnigen Kaiser Rudolf IL, der eine ungeheure Menge von
Schätzen der Malerei und Sculptur zusammengebracht hatte, hat sich eine
einheimische Kunstübung nicht entfaltet. Am fruchtbarsten seit der Herr-
schaft des gothischen Styles war für Böhmen noch die Zeit des Barock-
styles, die in Prag und auf dem Lande aller-wegen ihre Spuren, mitunter
aber auch achtungswerthe und hochbedeutende Leistungen zurückgelassen
hat. Entsprechend diesen Verhältnissen finden wir auch noch heute in
Böhmen einen verhältnissmässigen Reichthum an gothischen Werken, die
einen entschieden individuellen Charakter tragen, weil sie Hervorbrin-
gungen einer Zeit sind, in der Böhmen wirklich es zu einer eigentlichen
Kunstblüte gebracht hat, wenn auch freilich die in erster Reihe treiben-
den Elemente -wie unter Carl dem IV. - Italiener oder andere Fremde
waren. Künstlerische Kräfte zweiten Ranges hat es übrigens im Lande
immer gegeben. Die Einfuhr an fremden Kunstwerken war ehedem be-
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