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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1868 / 39)

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Die Farbe der Kunsthölzer wird besonders durch die Politur zur Geltung ge- 
bracht, doch gibt es mehrere selbst im niederen ldandwerksbetrieb gebräuchliche Mittel, 
um die Farbe zu heben. Hieher gehört unter Anderem das Bürsten mit Schwefelstaub 
bei feinen Schnitzwaaren aus Ahoruholz, wie dies in Berchtesgaden zur Erhöhung der 
weissen Farbe üblich ist; ferner das Ueberziehen brauner hölzerner Gegenstände mit 
Leinöl, wodurch die Farbe tiefer wird, und endlich das Beinen überhaupt. 
Farbige Hölzer werden auch durch Färben minder kostbarer Holzarten imitirt. In 
neuester Zeit gelangte dabei such das Anilin, dieses unübertreifliche Pigment, zur An- 
wendung. 
Durch Zusammensetzen verschiedenfarbiger Hölzer lassen sich die schönsten Eifecte 
erzielen und wir sehen darin die Veranlassung des Entstehens einer Reihe von Kunst- 
ewerhen. 
g Die ,Holzmosaik" oder "eingelegte Arbeit" reiht sich als dritte Schwester der Stein- 
und Emailmosaik an. 
Die Farbe des Holzes spielt ferner eine Hauptrolle bei der Purquettenfabrication. 
Bei manchen Arbeiten der Kleinkunst und überhaupt der Kunstgewerhe liessen sich 
die Künstler die Farben der Hölzer nicht genügen und sie griffen noch zu anderen Stoffen, 
die sie mit dem Hnlze vereinigten, z. B. Scliildpatt, Perlmutter, Elfenbein, Metall etc., 
so entstand die Boulearbeit 
Die Luxusmöbel boten eine gute Gelegenheit, diese Farbeueßecte in grösseren Di- 
mensionen hervorzurufen. 
Eine andere nicht unwichtige Eigenschaft des Holzes ist endlich dessen Geruch. 
Es gibt Holzarten, die besonders um ihres angenehmen Geruches willen, der von einer 
harzigen Substanz herriibrt, geschätzt werden. 
Die Art des Gefüges, die Dichtigkeit und mit ihr Schwere und Härte, 
Festigkeit und Biegsamkeit, Farbe, Geruch, Volumbestiindigkeit und 
Dauerhaftigkeit sind Eigenschaften, welche, in gewissen Conibinationeu beim Holze 
auftretend, dasselbe zum Rohstoff für die Kunstgewerbe geeignet machen. 
Eine zweite Frage tritt nun an uns heran, sie lautet: „Wie decken die Holzlrunst- 
gewerbe ihren Bedarf an Rohstoff?" 
Die Beantwortung dieser Frage besteht in einer Darlegung des Handels mit 
Kunstholz. 
Wir beschränken uns auf nur einige weniger bekannte Daten. 
Unter den europäischen Staaten nehmen in Bezug auf Bedarf an Kunstholz Frank- 
reich uud England den ersten Rang ein. Die sonst so liberalen Engländer scheuen 
sich nicht, die Importeure zu zwingen, bei der Einfuhr des Holzes jede Gattung beson- 
ders zu declariren. Sie erkennen eben den Werth der Statistik für die Legislative. Diesem 
Umstande ist es zu danken, dass man über die Menge jeder Art des importirten Kunst- 
holzes Aufschluss geben kann. 
Im Jahre 1866 betrug der Import an 
Rosenholz 780 Tonnen : 15.600 Zollcenmer, aus Bshia, im Werthe von 74.570 ü. 
Ebenholz 1922 Tonnen : 38.440 Zollcentner, zumeist von der Westkiiste Afrikas, 
im Werthe von 170.928 il. 
Cedernholz 5.647 Tonnen: 112.940 Zollctn, zumeist von Cuha, im Werthe von 
592.240 H. 
Buchshaumholz 4.166 Tonnen : 83.320 Zollctn, ausschliesslich aus der Türkei, im 
Werthe von 36.040 ü. 
Mahagonyholz 53.458 Tonnen : l,069.l60 Zollctru, aus Mexico, den Hondurasbai- 
lindern, Cuba, im Werthe von 5279540 ü. 
Zählt man noch hinzu das Ssndelholz mit 80.00) Ctn, dann Eisenholz ete., welche 
in geringerer Quantität auf den Markt gebracht werden, so kann man wohl annehmen, 
die Gesammtmenge betrage nahezu 1'], Mill. Zollctn, im Werthe von gegen 7 Mill. Gulden. 
Den weitaus grössten Antheil an diesen Summen hat das hauptsächlich zum Möbelbau 
dienende Mahsgony. 
Werfen wir nun einen Blick auf Frankreich. Die Einfuhr an Holz zu Kunst, 
schreiner- und Drechslerurbeiten in zersägten Klötzsn von mehr als 2 Deoimetar Dicke 
betrug im Jahre 1867 
Mshagony 10308306 Kilogr. im Werthe von 4,l76.356 Fron, 
Buchsbaum 1,20095!) „ „ , „ 264.211 
Diverse andere Hölzer 6,202,l39 „ „ „ „ l,500.534 „ 
Das macht in Summa, selbst die Einfuhr an Holz mit einer Dicke unter 2 Decim. hin- 
zugerechneL-nieht einmal Y, Million im Werthe von 6 Mill. Francs oder 2'], Mill. Gulden, 
also beiläufig ein Drittheil an Quantität und Werth des englischen Iinportes. Bei beiden
	        
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