deutend und noch zu Anfang und im ersten Viertel dieses Jahrhunderts
gab es in Prag eine Menge zum Theile bedeutender Kunstsammlungen.
Ich erinnere hier nur an die berühmte Sternhergsehe Kupferstichsamm-
lung, an die KolleFsche Sammlung antiker Vasen und so manche andere
schöne Collectionen, die seither, angezogen durch die enormen anderwarts
für Knnstsachen gezahlten Preise, über die Grenze gewandert sind.
Manche Kirchen auf dem flachen Lande, namentlich in Gegenden,
die weniger den Stürmen der verheerenden Kriege, die über Böhmen hin-
zogen, ausgesetzt waren, bewahren noch heute beaehtungswerthe Kunst-
schätze; dasselbe ist in vielen Klöstern und alten Adelssitzen der Fall
und so lässt sich für kunstgeiverblit-hes Studium, wie unsere Ausstellung
gezeigt hat, noch immer ein schönes nnd im hohen Grade lehrreiches
Materiale zusammenbringen; - ja, wenn die vorhandenen Ausstellungs-
räumlichkeitcn ausgereicht hätten, wäre leichtlich eine doppelt und drei-
fach grosse Menge zur Schau gebracht worden - eine Erfahrung, die
nur ein Sporn für künftige Ausstellungen sein kann.
Die Räume des ersten Stockwerkes des Ausstellungsgehäudes waren
zur Gänze dieser Abtheilung, von der ich heute sprechen will, nämlich
den alten Kunstgegenständen gewidmet. Das erste Zimmer von bedeuten-
tender Ausdehnung, enthielt die Möbel und Holzarbeiten, auf den Wän-
den hingen drei Gobelins, niederländische Arbeiten des achtzehnten Jahr-
hunderts, die aus dem Besitze des allerhöchsten Hofes mit dankenswerther
Muniiicenz für die Zwecke der Ausstellung hergeliehen und nach Prag
gesendet worden waren.
Durch die ziemliche Gleichartigkeit nach Entstehungszeit und Styl
der Mehrzahl der hier vorhandenen Möbel, durch die reiche und schöne
Wirkung der mit den Gobelins geschmückten Wandflächen bildete das
Ganze ein harmonisches, prächtiges Ensemble, bei dem die einzelnen
Stücke, die in früheren Zeiten ohnehin immer auf grössere Wohnungs-
riiume berechnet waren, zur vollen und schönen Geltung gelangten.
Das anstossende Zimmer enthielt die Sammlung von Poterie und
Glas. Auf einer mächtigen, zwei Seiten des Zimmers einnehmenden Eta-
gere waren die italienischen, deutschen und holländischen Thonarbeiten
des sechzehnten bis achtzehnten Juhrhunderts in einer dem historischen
Entwicklungsgange der Thonbildnerei sich möglichst anschliessenden Weise
aufgestellt; in verschiedenen Vitrinen Alt-Meissner und Alt-Wiener Por-
cellan und eine gewählte Collection alt-venetianer, altrdeutscher und älterer
böhmischer Gläser. Die Gegenstände dieser Abtheilungen waren zum
allergrössteu Theile der gewählten Sammlung des Hrn. Adalbert Ritter
von Lanna entnommen, die durch ihren Reichthum und die Liberalität,
mit der ihr Besitzer sie zur Verfügung stellte, wesentlich mit zu dem
schönen Resultate der Ausstellung beitrug.