Biblinthek als such namentlich die grossen Privat- und Klosterbibliotheken
in Böhmen. Aus den vorhandenen etwa 35 Katalogsnummern Einzelnes
herauszuheben, würde den Raum dieser Blätter überschreiten.
Unter den wenigen aber guten Beispielen von Lederarheiten und
äusserer Bücherausstattung verdiente das in geschnittenem Leder gear-
beitete Etui der Malesitzer Monstranze (Nr. 1743) aus der zweiten Hälfte
des fünfzehnten Jahrhunderts besondere Beachtung. Diese schöne, leider
heutzutage ganz unausgeübt gelassene Technik würde das Wiederaufleben
in hohem Grade verdienen; die alten Reste davon zeigen, mit wie ein-
fachen Mitteln eine stylvolle und dem Materinle angemessene Verzicrungs-
weise sich herstellen lässt, als die jetzt so modern abgeschmackte Be-
malung der Lederarbeiten mit bunten Farben und natnralistischem Dessin.
In der modernen Abtheilung der Ausstellung waren recht drastische Pro-
ben der letztgenannten Sorte zu sehen.
Wir gelangen nun zu den beiden grossen , in mehr als 1000 Num-
mern etwa 1300 einzelne Gegenstände zählenden Abtheilungen des Glases
und der Thonarbeiten. Beide Classen waren in einer Vollständigkeit der
verschiedenen Formen und Arten und in einer Schönheit der Qualität der
Exemplare repräsentirt, um die manches Museum die Ausstellung hiitte
beneiden können. Die alten Gläser aus den venetianischen Fabriken mit
ihrem so überaus eleganten Aufbaue, die altdeutschen Glashumpen mit
ihren bunten drastischen Bildern und Malereien, die geschliffenen Gläser
böhmischer Fabrication des vorigen Jahrhunderts, kein Genre fehlte in
der Reihe.
Eine Classe, die besonders zahlreich vertreten wer, waren die Gläser
mit schwarzer Bemalung, die in verhältnissmässig geringen Quantitäten
im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert fabricirt wurden. Zwei da-
von, die Nummern 854 und 904, tragen das Monogramm und den Namen
des bekannten geschickten Künstlers in diesem Fache, Johann Schape r,
und sind Prachtexemplare ihrer Art. Schöne geschliffene Glaspoenlc und
Trinkgeräthe böhmischer Fabricntion hatten auch die Herren Graf Glam-
Gnllas und Graf Desfours-Vilalderode ausgestellt.
Wo sollen wir aber beginnen, um jene schon flüchtig charakterisirte
Colleetion von Poterie zu beschreiben?
Es wäre gleichbedeutend mit einer nahezu vollständigen Darstellung _
der Geschichte der Poterie, wollten wir die auf der Ausstellung zusam-
mengestellte Collection von Thonnrbeiten enalysiren. Genug, wenn wir
erwähnen, dass beinahe keine Art und Abart der Thonbildnereiwerke der
letzten drei Jahrhunderte unvertreten war. Von dem Grossrneister und
Schöpfer nnvergänglichster Kunstwerke, die je in gebrannter Erde ge-
formt worden sind, von Lucca della Robbia, bis auf die in technischer
Seite den Triumph aller Poterie bildenden alten Meissner und Wiener
Porcellanwaaren fehlten nur wenige Zweige dieser schönen, erst heutzu-