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die magyarischen Eroberer des Landes in dieser Gegend ihre Schlacht gegen Zalans
Scharen schlugen und Ärpäd kaum zwei Meilen südöstlich von den letzten Ausläufern der
Cserhat-Höhen, auf dem Hügel von Tetetlen, sein fürstliches Zelt aufschlug.
Auch späterhin war diese Gegend fortwährend bewohnt, und zwar nicht nur in den
friedlicheren Tagen der Selbständigkeit des Landes, sondern auch zur Zeit der türkischen
Herrschaft. Im unteren Theile des Comitats gingen sehr viele Dörfer zu Grunde und
auch in den erhaltenen waren fast keine Einwohner mehr übrig; hier aber, in den hügeligen
nördlichen Theilen des Comitats, abseits vom Wege, den der Eroberer zog, blieb die
Mehrzahl der Ortschaften bestehen. Ja selbst die aus den südlichen Theilen ausgewanderten
fanden an diesen Punkten vorläufig eine Heimat. Zu Grunde gingen sozusagen nur die
dem Unterlaufe des Tapiö nahe und flacher gelegenen Ortschaften, die nördlich und
nordwestlich liegenden behaupteten sich. Täpiö-Sagh, Tapiö-Sap, Bicske, Farmos,
Szent-Marton, das von Teichen umgebene Nagy-Kata u. s. w. wurden nach Vertreibung
der Türken erst wieder besiedelt, wogegen Koka, Verseg, Heviz, Tura, Zsämbok, Valkö,
Valkö-Szent-Läszlö und andere auch unter der Türkenherrschaft bewohnte Ortschaften
waren. Die neu angesiedelten Gemeinden rekrutirten sich hier aus allen vier Weltgegenden,
es kamen fahrende Magyaren von da und dort, Slovaken aus dem Oberland, Deutsche
ans Steiermark und Württemberg in buntem Gemisch. Das Element, das sie verschmolz,
bildete lediglich das Magyarenthum, welches die Stürme der kriegerischen Zeiten irgendwie
überdauert hatte.
Ein Theil der eingesiedelten Gemeinden besteht erst seit kaum hundert Jahren; jede
hat mehr oder weniger ihre Sprache bewahrt, in den Sitten und Gebräuchen aber ist der
Unterschied verschwindend gering. In Monor zum Beispiel haben die Deutschen noch jetzt
ihre besondere Straßenzeile, aber nur die Familiennamen und die voni Vater auf den
Sohn vererbte Überlieferung lassen entnehmen, wer Deutscher, wer Magyare ist. Berezel
ist gar zweinial besiedelt worden: zuerst unter Josef U. mit Deutschen aus Hannover;
dann, nachdem diese der Cholera erlegen waren, kamen andere in die leeren Häuser, theils
Deutsche von Soroksär oder Solymär, theils Magyaren von Czegled und Uri; ihre
Nachkommen sind heutigentags kaum von einander zu unterscheiden.
In diesem Theile des Comitates haben sich die meisten alten Grnndbesitzerfamilien
erhalten. Es gibt kaum ein Dorf, ohne ein oder das andere stattliche Herrenhaus. Diese
sind meistens im vorigen und am Anfänge unseres Jahrhunderts gebaut worden, nur
wenige stammen aus neuerer Zeit. Die Herren, denen die Arbeitskraft vieler Hörigen zu
Gebote stand, bauten weitschichtige, räumige Häuser, hier und da sogar mit Berücksichtigung
möglicher Kriegszeiten. Hohe, Helle, gewaltige Säle kennzeichnen diese Gebäude. Wir
führen hier unseren Lesern die Kastelle von Acsa und Pilis vor. Ersteres ist Majorats-