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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1869 / 46)

(lurchzuführen hat: die Kirchen in der Vorstadt Weissgärbcr, in F unf- 
hsus und der Brigittenau, sind jede für sich selbstständige und originelle 
Lösungen im gothischen Style, welche die Aufmerksamkeit intelligenter 
Kunstfreunde in hohem Grade auf sich ziehen. Die Herstellung eines 
gothischen Centrslbaues, wie er in Fünfhaus durchgeführt wird, ist ein 
bedeutsamer Schritt in der Entwicklung der modernen Gothik. Die Bri- 
gittensuer Kirche zeigt eine interessante Lösung der Vorhalle und eine 
eben so originelle Lösung der Decke und des Daches, die Weissgärber 
Kirche in ihrem gegenwärtigen Stadium eine schöne Entwicklung im Iu- 
nern und einen imposanten Thurmbsu. 
Die gothische Stylrichtung beschränkt sich hierorts hlos auf den 
Kirchenbau, während sie in anderen Ländern, insbesondere in England, 
auch den Hausbau iniiuencirt. Ein unbefangener Beobachter der moder- 
nen Kunstentwicklung thut gut, sich in den Streit der Stylrichtungen 
und ihrer Vertreter nicht hineinzumengen. Persönliche Voreingenommen- 
heiten und ästhetische Liebhabereien mischen sich viel zu leicht in De- 
batten ähnlicher Art und trüben die Einsicht in die Bedeutung, welche 
jedwede Stylrichtung im modernen Leben hat. Dass die Geister hier 
auf einander platzen und dass auf jeder Seite hervorragende Architekten 
den Schauplatz des Kampfes betreten, ist ein Zeugniss des architektoni- 
schen Lebens in Wien und ein nicht zu unterschätzender Vortheil sowohl 
für die Kunst als für alle Zweige der Kunstindustrie, deren Fortent- 
Wicklung sowohl mit der einen als mit der andern Stylrichtung im Zu- 
summenhztnge steht. 
Der Bau des österreichischen Museums hat im Monate 
August begonnen, er wird nach den schön gedachten Plänen des Archi- 
tekten Ferstel im Renaissance-Style durchgeführt werden. 
Das Museumsgehäude enthält drei grosse Säle mit Oberlicht und 
ausserdem noch sechs Ausstellungsräume im Parterre. Im ersten und 
zweiten Stockwerke sind die Localitäten der Kunstgewerbeschule, die 
Bibliothek und die Kupferstichsammlung, dann ein Zeicheusaal für das 
Museum. Dieser Plan des Architekten Ferstel zeichnet sich durch susser- 
ordentlich klare Disposition und schöne Verhältnisse vortheilhaft aus. 
Demselhen Architekten wurde der Bau des chemischen Labo- 
ratoriums der Wiener Universität übertragen. Der Bau der 
Votivkirche, die jetzt schon eine architektonische Perle Wiens genannt 
werden kann, ist bis zur Vollendung der Thürme gekommen. Im nächsten 
Jahre wird das Presbyterium ausgebaut und die ganze Facade ahge. 
rüstet werden. 
An die öffentlichen Bauten reiht sich auch der Bau des Musik- 
Ccnservatoriums nach den Plänen des Th. v. Hausen an, ein Bau, 
der eben so schön in den Verhältnissen als zweckmässig in der Anord- 
nung ist.
	        
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